Kein Public Viewing der WM an Universität
Gießen (mac). Der Senat der Justus-Liebig-Universität Gießen hat am Mittwoch nach zum Teil kontroverser Diskussion eine Resolution zur aktuell laufenden Fußballweltmeisterschaft in Katar verabschiedet und sich damit gegen die Ausrichtung des internationalen Großereignisses in dem Emirat positioniert. Das Gremium machte zudem deutlich, dass man keine Public-Viewing-Veranstaltungen mit Event-Charakter zu den WM-Spielen wünsche.
»Das ist ein sehr klares Statement«, sagte JLU-Präsident Joybrato Mukherjee über den durch einen Änderungsantrag angepassten Inhalt der Resolution. »Die Justus-Liebig-Universität verurteilt entschieden die Menschenrechtsverletzungen und unmenschlichen Arbeitsbedingungen in Katar, welches 2022 die Fußballweltmeisterschaft ausrichtet. Daher findet an der Justus-Liebig-Universität keine öffentliche Ausstrahlung (Public Viewing) der Weltmeisterschaft statt. Die Universität ermöglicht und unterstützt kritische Auseinandersetzungen mit den menschenrechtlichen Missständen und dem Zwei-Klassen-Bildungssystem in Katar sowie den Klimaauswirkungen der Weltmeisterschaft.«
In der von der Vertretung des Allgemeinen Studierendenausschusses eingebrachten Version hatte es noch geheißen: »Die Hochschule stellt keine Räumlichkeiten für öffentliche Ausstrahlungen der Weltmeisterschaft zur Verfügung.« Dies ging einigen Senatsmitgliedern aber zu weit. Mukherjee stellte zudem klar, dass er als Hausherr auch keine Veranstaltung polizeilich auflösen lassen werde, »wenn in einem Seminarraum zehn Personen auf einem Laptop Fußball schauen« würden.
Initiative des AStA
In der Debatte vor der Abstimmung, die mit 16 Ja-Stimmen und einer Enthaltung endete, wurde immer wieder eine »Doppelmoral« thematisiert, da man einerseits Katar als WM-Ausrichter kritisiere, die Bundespolitik andererseits aber in dem Emirat einen Partner in der Energiekrise sehe. Senatsmitglied Ingrid Miethe plädierte dafür, die Verantwortung, ob man die WM an der JLU schaue oder nicht, jedem Einzelnen zu überlassen und fragte, ob man zukünftig auch das Schauen von Fußballspielen des FC Bayern München an der Hochschule verbieten wolle, da dieser Verein mit Geld aus dem Emirat unterstützt werde. Renate Deinzer, die auch die Änderung des Textes im Senat, der am Mittwoch parallel zum Deutschland-Spiel tagte, einbrachte, stellte klar, dass ein öffentliches Public Viewing der JLU nicht gut anstünde. In seiner Begründung der Resolution hatte AStA-Vertreter Vogt gesagt, dass es angesichts der Zustände in Katar hinsichtlich der Arbeitsbedingungen und der Repressalien gegen die LGBTQI-Szene nicht hinnehmbar sei, dass derzeit an diversen Fachbereichen der JLU Public-Viewing-Events mit den Spielen aus diesem Land geplant würden. Es sei Zeit für die JLU, ein Zeichen zu setzen und sich zu positionieren.
Bei den vergangenen Weltmeisterschaften hatte es an unterschiedlichen Orten der Hochschule Public-Viewing-Veranstaltungen gegeben. Zudem habe man entsprechende Technik zur Verfügung gestellt.