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Kaisers gibt Mieterverein-Vorsitz ab

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Gießen (pm). Nach 26 Jahren als Vorsitzender beim Mieterverein Gießen hat Stefan Kaisers das Amt an seinen bisherigen Stellvertreter Heimo Klemm abgegeben. Der Jurist Klemm wurde bei der Jahreshauptversammlung als neuer Vorsitzender einstimmig gewählt. Seine Stellvertreter im geschäftsführenden Vorstand sind Susanne Eue und Jutta Münch. In den erweiterten Vorstand wählte die Versammlung Ingrid Tröller, Ghenet Hobte, Norbert Rieger und Meric Uludag.

Kaisers bedankte sich bei den Mitgliedern für das Vertrauen, das sie ihm während seiner jahrelangen Arbeit entgegengebracht hätten. Die Arbeit habe ihm stets viel Freude gemacht, auch wenn sie nicht immer leicht gewesen sei. Die Versammlung ihrerseits dankte Kaisers für sein langjähriges Engagement.

Zuvor hatte Kaisers über die Arbeit des Mietervereins während der Corona-Jahre 2020 und 2021 berichtet, in der man nur Telefonberatungen angeboten habe. Inzwischen mache man teilweise wieder Rechtsberatung vor Ort.

Über die Entwicklung bei den Mitgliederzahlen freut man sich beim Mieterverein. Mit 5100 Mitgliedern sei der Gießener Verein weiterhin der fünftgrößte in Hessen. Es werde aber zunehmend schwerer, neue und vor allem jüngere Mitglieder längere Zeit an den Verein zu binden. Kaisers bedauerte die hohe Fluktuation. Mietervereine seien in ihrem Selbstverständnis keine »Mietberatungs-GmbH«, sondern Solidar- und Selbsthilfegemeinschaften, die sich finanziell selbst tragen und in denen sich jedes Mitglied an der Lösung seines Problems angemessen zu beteiligen habe. Kaiser führte aus, dass man allein im letzten Jahr rund 3800 Rechtsberatungen durchgeführt habe und damit die größte außergerichtliche Streitschlichtungseinrichtung in Gießen sei. Im Mittelpunkt der Arbeit stehe die Erhaltung des Rechtsfriedens und die Vermeidung von unnötigen Mietrechtsprozessen. Leider nähmen die Streitigkeiten um die Heiz- und Betriebskosten immer mehr zu, was in Zeiten extrem steigender Energiekosten und auch nicht verwunderlich sei. »Jede zweite Abrechnung ist nach unseren Erfahrungen fehlerhaft«, sagte Kaisers.

Mieterhöhungen und Kündigungen wegen Eigenbedarf hätten erheblich zugenommen. Bei den Wohnungsmängeln stünde Schimmel weiter an der Spitze. Bezogen auf die lokale Wohnungsmarktsituation erklärte Kaisers: »An der angespannten Wohnungsversorgungssituation in Gießen hat sich wenig geändert, zumal die geplanten neuen Sozialwohnungen erst in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen werden. Es ist unverändert ein auffälliger Mangel an kleinen und bezahlbaren Wohnungen feststellbar. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass immer mehr Sozialwohnungen aus der Preisbindung fallen. Zudem treibt die energetische Modernisierung die Mietkosten stark in die Höhe.« Insgesamt steige das Mietniveau auch in Gießen deutlich an. Ob der in Arbeit befindliche Mietspiegel für die Stadt da eine Beruhigung bewirken könne, sei zu bezweifeln. Kaisers ging auch auf die aktuellen Probleme der Mieter ein, vor allem die Energiepreisexplosion. Beim Mieterverein empfiehlt man, Rücklagen zu bilden für kommende hohe Nachzahlungen. FOTO: EP

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