Integrations-Lotsen beraten wieder

Gießen (ige). Eine stark frequentierte Sprechstunde unterhielt der Ausländerbeirat der Stadt über viele Jahre in Person von Razim Azim im Nordstadtzentrum in der Reichenberger Straße. Nicht selten sprach Azim drei Stunden lang mit beratungssuchenden Migranten; hauptsächlich in griechischer und türkischer Sprache. Diese Beratung endete mit seinem plötzlichen Tod.
Nach mehr als zwei Jahren Pause kann Stadtteilmanager Lutz Perkitny im Nordstadtzentrum nun ein ähnliches Angebot offerieren, um die Lücke zu schließen.
Angebote in mehreren Sprachen
Statt durch den Ausländerbeirat bietet der Nordstadtverein gemeinsam mit dem städtischen Büro für Integration sowie dem Freiwilligenzentrum und in Abstimmung mit der Sozialberatung Aktino jeweils am zweiten und vierten Donnerstag im Monat von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr eine Sprechstunde für Migranten im Nordstadtzentrum an. Diese findet im Anschluss an die Sozialberatungsstunde von Aktino statt und wird zunächst in Deutsch, Türkisch und Arabisch angeboten. Weitere Sprachen sind auf Anfrage möglich.
Diese beratenden Integrations-Lotsen sind stets zu zweit und ansprechbar für Menschen aus ihrer Community. Dabei wird darauf geachtet, dass sich das Duo jeweils aus einem Mann und einer Frau zusammensetzt. Für die türkische Gemeinschaft sind dies derzeit die türkischen Eheleute Sevde und Ekrem Özyesi. Für arabisch sprechende Migranten ist das syrische Ehepaar Ahmad Mutaz Faysal und Fatima Baalbaki Ansprechpartner. Es können unterschiedliche Anliegen vorgebracht werden; von Unterstützungsbedarf bei der Wohnungssuche über Übersetzen deutscher Behördenbriefe bis zur Suche nach passenden Beratungsstellen.
Ziel ist es, die Vernetzungsstrukturen rund um das Nordstadtzentrum und das danebenliegende Bildungszentrum weiter auszubauen. Für Perkitny ist es ein starkes Anliegen, andererseits auch jene Menschen an die Angebotspalette in der Nordstadt heranzuführen, die beispielsweise Sprachbarrieren aufweisen. Eine Wechselwirkung mit den verschiedenen und vielfach bereits ineinandergreifenden Beratungsangeboten wie Sozialberatung, Jugend stärken im Quartier, BIWAQ oder auch dem Angebot des Schutzmannes vor Ort der Nordstadtmanager ist erwünscht.
Die mehrsprachige Nordstadt-Sprechstunde ist ein neues Unterprojekt der »Gießener Integrations-Lotsen«. Das gesamte Projekt wird vom Hessischen Sozialministerium über sogenannte WIR-Mittel gefördert und in Gießen vom Freiwilligenzentrum für Stadt und Landkreis in Kooperation mit dem städtischen Büro für Integration durchgeführt. Hier begleiten Freiwillige, die neben Deutsch noch eine andere Muttersprache sprechen, neuangekommene Migranten zu Behörden oder Beratungsstellen, helfen beispielsweise bei der Schulanmeldung oder dem Verstehen deutscher Briefe.
Im Vergleich zu einer Patenschaft werden Menschen mit Hilfsbedarf lediglich kurzfristig und bedarfsbezogen unterstützt, nicht längere Zeit. Das Ganze beruht auf dem Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe. Die Lotsen sollen idealerweise als Brückenbauer fungieren. Die Betreuung der Freiwilligen und Vermittlung in Einsätze erfolgt durch das Gießener Freiwilligenzentrum in Kooperation mit dem Büro für Integration der Stadt. Bei diesen beiden Stellen können Privatpersonen und Bedienstete auch Lotsen als Begleitung anfragen.
Weitere Helfer gesucht
Alle Freiwilligen erhalten vor Beginn ihrer Tätigkeit eine Schulung, die sie auf ihre Lotsen-Aufgabe vorbereitet. Die nächste Schulung ist an drei Wochenenden im Mai geplant. Anmelden können sich interessierte Freiwillige bis Mitte April bei Alexandra Böckel vom Freiwilligenzentrum telefonisch vormittags unter 06 41/97 22 5424 oder per E-Mail an koordination@freiwilligenzentrum-giessen.de.