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Innovation hat Tradition

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Von: Barbara Czernek

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800 Gäste feiern zusammen mit der IHK Gießen-Friedberg das 150-jährige Bestehen der Kammer. © Oliver Schepp

Gießen (bac). 150 Jahre Industrie und Handelskammer Gießen-Friedberg - das ist ein Grund zu feiern. Deshalb hatte die Kammer zu einem Festabend am Dienstagabend in die Kongresshalle eingeladen, in der sie mit Filmbeiträgen, einem Festvortrag des ehemaligen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, Diskussionsrunden sowie Ideen und Konzepten die rund 800 Teilnehmer unterhielt und vor allem informierte.

Neben Gästen aus der Region und aus den mehr als 50 000 Mitgliedsunternehmen begrüßte Geschäftsführer Dr. Matthias Leder und IHK-Präsident Rainer Schwarz auch Teilnehmer aus diversen Ländern, unter anderem Delegationen aus Nigeria, Kongo, Namibia Brasilien, Angola, China, Portugal und den USA. Souverän führte Werner D’Inka, ehemaliger Herausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung, durch den Abend.

Festredner Bouffier, hessischer Ministerpräsident a. D., der sich als einfacher »Gießener Bub« bezeichnete, ging auf die wechselvolle Geschichte der IHK Gießen-Friedberg ein und erinnerte an bedeutende Namen und Firmen der Vergangenheit und Gegenwart. Er betonte, dass sich nur aus einer starken Wirtschaft heraus die notwendigen Innovationen für die Zukunft herausbilden würden. Hierfür brauche man Zuversicht und den Glauben daran, dass man erfolgreich sein kann. In puncto Zukunftsgedanken regte er an, ideologische Hindernisse wie den Widerstand gegen das Freihandelsabkommen mit Kanada zu überwinden. »Unser Wohlstand gründet sich auf dem Export«.

Mehr Aufstieg durch Bildung

Dabei sparte er nicht an klaren Worten: Man müsse die Sorgen der Jugend ernst nehmen, aber auch den Mut zum Widerspruch haben, wenn politische Forderungen mit einer moralischen Erhabenheit vorgetragen würden, die alles andere nicht mehr gelten lasse. »Es kann nicht nur der Klimaschutz sein. Nur durch das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Arbeitsplätzen haben wir die notwendige Substanz«. Diese könne man nur durch eine passende Ausbildung erreichen. Daher sieht auch er den Mangel an Fachkräften als problematisch an und forderte dazu auf, die akademische und die berufliche Bildung als gleichwertig anzuerkennen. Man dürfe den Aufstieg durch Bildung nicht allein auf die Hochschulbildung beschränken.

Hierfür erntete er besonders viel Zustimmung aus dem voll besetzten Saal, denn sämtliche in der IHK vertretenen Betriebe haben mit dem Facharbeitermangel und fehlenden Auszubildenden zu kämpfen, was auch Sina Rupp (Adolf Lupp GmbH) vorab als besonders kritisch bewertete hatte.

Die erste Diskussionsrunde war dem Thema des Abends gewidmet: »IHK-Gießen Friedberg: Innovationen gestern- heute-morgen«. Matthias Leder, Rainer Schwarz, Sina Rupp, Wolfgang Maaß (IHK-Ehrenpräsident) und Regierungspräsident Christoph Ullrich besprachen die Entwicklung und die Zukunftsperspektiven der Kammer. Dabei wurde die gelungene Fusion der IHK Gießen mit der IHK Friedberg besonders betont und auf deren strategische Bedeutung verwiesen. Mittlerweile ist die IHK Gießen-Friedberg nach Frankfurt, Darmstadt und Kassel die viertgrößte Kammer Hessens. Doch schon seit einigen Jahren knüpft die Kammer erfolgreich Geschäftsbeziehungen in alle Welt.

Ein besonderes Projekt stellte Leder vor: Die IHK Gießen exportiert die Idee der dualen Ausbildung nach Afrika. Erfolgreich wurde damit in Nigeria begonnen. Diese Chancen und Möglichkeiten wurden in einer zweiten Gesprächsrunde zwischen der nigerianische Unternehmerin Iyalode Alaba Lawson, Stephen Awoyele (Langzeitexperte der IHK Gießen-Friedberg, Nigeria), Leder und Schwarz vorgestellt. Lawson nannte dieses Projekt »The missing link« (zu Deutsch: die fehlende Verbindung) für ein besseres Leben für ihre Bevölkerung. »Ein solches Projekt ist eine Generationenaufgabe von mindestens 30 Jahren. Wer mit unseren Zeitvorgaben dort hinein geht, der betreibt kulturellen Imperialismus«, sagte Leder mit Nachdruck, denn ihm liege dieses Projekt besonders am Herzen. Daher wird dieses Modell demnächst noch in weiteren afrikanische Länder implementiert. »Wir brauchen die Märkte in Afrika und dort gut ausgebildetes Personal. Das ist eine Win-Win-Situation«.

Insgesamt sieht sich die Kammer gut aufgestellt für die kommenden Jahrzehnte.

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Die Beteiligten des Festakts der IHK (v. l.): Christoph Ullrich, Wolfgang Maaß, Sina Lupp, Iyalode Alaba Lawson, Volker Bouffier, Matthias Leder, Kikelomo O. Longe, Rainer Schwarz und Stephen Awoyele. © Barbara Czernek

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