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In die Haut einer anderen geschlüpft

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Von: Karola Schepp

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Franziska Weisz hat am Lesepult sitzend von Beginn an die volle Aufmerksamkeit des Publikums. © Oliver Schepp

Franziska Weisz kennt man als »Tatort«-Ermittlerin Julia Grosz an der Seite von Wotan Wilke Möhring. Kaum zu glauben, dass die Schauspielerin nun zum offiziellen Ende des Krimifestivals debütierte: Sie gestaltete zum ersten Mal eine Lesung - und das durchaus überzeugend.

Schummeriges Licht, ein geschichtsträchtiges Ambiente, Zuhörerplätze auf Tuchfühlung mit dem prominenten Gast: Krimilesungen im Alten Flughafen haben einen ganz besonderen Charme. Kein Wunder, dass sie stets binnen kürzester Zeit ausverkauft sind - und in diesem Jahr nach zweijähriger Corona-Zwangspause und mit »Tatort«-Star Franziska Weisz als prominenter Vorleserin erst recht.

Marc Schäfer vom Organisationsteam, das nach dem Tod Uwe Lischpers dessen Krimifestival am Laufen gehalten hat, stellte den prominenten Gast zunächst mit einem launigen Kurzinterview vor. Und so erfuhren die staunenden Zuhörer, dass die bekannte »Tatort«-Ermittlerin tatsächlich zum allerersten Mal überhaupt eine Lesung gestaltete. Wie sie sich denn darauf vorbereitet habe, wollte Schäfer wissen. Und Franziska Weisz antwortete voller Understatement: »Ich hab’s gelesen.« Angenehm zurückhaltend und eher sachlich - so kennt man die 42-Jährige auch von ihrer Rolle aus dem Hamburg-»Tatort«. Dass sie die (»eine große Herausforderung, aber auch ein großes Geschenk«) bekommen habe, berichtet sie weiter, habe sie völlig überrascht: »Ich dachte, ich hätte das Cas-ting versemmelt.« Als sie dann den Anruf bekommen habe, sei sie vor Freude aufgesprungen. Freuen können sich übrigens auch die Fans, denn Weisz wird schon bald zusätzlich in der ORF-Serie »Tage die es nicht gab« im deutschen Fernsehen zu sehen sein.

Fesselndes Hörerlebnis

Die gebürtige Österreicherin, die sich auf neue Dialekte mithilfe eines »Native Speakers« vorbereitet und ihre Texte eher »musikalisch«, wie einen »Lieblingssong«, auswendig lernt, zeigte in der Folge, dass sie auch als Vorleserin überzeugen kann. Mit Julie Clarks gefeiertem Krimi-Debüt »Der Tausch« gab auch Franziska Weisz ihren Einstand als Lesegast. Mit sanfter Stimme, den Blick fest auf das Manuskript gebannt, die Hände gestenreich auf dem Lesepult platziert, machte sie den Krimi-Bestseller von 2021 zum fesselnden Hörerlebnis und hatte von Beginn an die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuhörer. Dafür sorgten auch die spannende Handlung und der wendungsreiche Plot, in dem zwei Frauen auf der Flucht - die eine vor ihrem gewalttätigen und einflussreichen Politikergatten, die andere angeblich wegen Sterbehilfe, in Wirklichkeit aber wegen Drogengeschäften von der Polizei verfolgt - auf dem New Yorker Flughafen spontan die Identitäten tauschen. Doch das Schlüpfen in die Haut der anderen geht gehörig schief.

Revikon-Chef Daniel Beitlich hatte zu Beginn der Lesung das Publikum eingeladen, das liebevoll restaurierte Flughafengebäude im Anschluss zu erkunden. Dieses Angebot wurde gerne angenommen - ebenso wie die Autogramme des prominenten Lesegastes, der seinen Einstand mit Bravour und einem »tollen Publikum« gemeistert hatte.

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