Warnsituation in Gießen: So wollen Stadt und Landkreis im Ernstfall die Bevölkerung warnen

Mit Sirenen soll die Bevölkerung in und um Gießen im Ernstfall gewarnt werden. Doch wie ist der Zustand der Sirenen – und wie viele gibt es?
Gießen – Wie sind Stadt und Landkreis für einen Katastrophenfall vorbereitet? Wie würde die Bevölkerung im Fall der Fälle informiert? Wie sieht es beim Zivilschutz aus? Das sind Fragen, die auch die CDU-Fraktion im Stadtparlament bewegt. Sie hat deshalb für die nächste Sitzung der Stadtverordnetenversammlung eine Anfrage zur Funktionsfähigkeit der Warnsirenen eingebracht und gleichzeitig einen Bericht zum Katastrophenschutz erbeten.
Einst gab es in Gießen die modernsten Sirenen Deutschlands
In einer Online-Veranstaltung der Stadt zum Hochwasserschutz sprach die Leiterin vom Amt für Brand- und Bevölkerungsschutz, Martina Klee, kürzlich von 31 Sirenen, die es im Stadtgebiet gebe, weitere fünf seien im Aufbau. Die CDU fragte in dem Zusammenhang nach, in welchen Abständen die Warngeräte gewartet und getestet werden. Zudem möchte sie wissen, wie viele Anlagen in den vergangenen 20 Jahren ersatzlos demontiert oder außer Betrieb genommen wurden.
Außerdem soll dem Hauptausschuss die Organisation des Katastrophenschutzes in der Stadt erläutert werden und wie die Stadt auf einen Katastrophenfall vorbereitet ist. Hierzu soll ein Überblick über die Einsatzmöglichkeiten und Vorbereitungen von THW, den Feuerwehren, dem Katastrophenschutz und den Rettungsdiensten in der Stadt gegeben werden, auch darüber, wie die Bevölkerung gewarnt und informiert würde.
Kreis Gießen: Umbruch bei Warnsystem in den Neunziger Jahren
In Gießen wurden zwei Hochleistungssirenen 1960 auf dem Hochhaus am Lärchenwäldchen und auf der Goetheschule installiert. Die Universitätsstadt gehörte damals zu den Städten, die über die modernsten Luftschutzwarnsirenen in der Bundesrepublik verfügten. Produziert wurden sie von Pintsch Bamag. Einen ersten bundesweiten Sirenenprobealarm gab es 1963. Dabei heulten auch in Gießen die Sirenen, ausgelöst von den Warnämtern - eines davon befand sich als Warnamt VI bei Usingen, wo auch der Gießener Alarm betätigt wurde. Das Sirenennetz in der Stadt bestand damals aus insgesamt 19 Sirenen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges beschloss die Bundesregierung 1992, den Warn- und Alarmdienst aufzulösen. Alle Standleitungen wurden gekündigt und die Warnämter nahmen ab dem Zeitpunkt hauptsächlich Aufgaben der Strahlenschutzvorsorge wahr. Das Sirenennetz wurde schlagartig stillgelegt und die Standorte noch im gleichen Jahr den Kommunen zur Übernahme angeboten. Im Sommer 2005 wurden die Hochleistungssirenen auf der Goetheschule und auf dem Hochhaus Lärchenwäldchen, die durch ihr besonderes Aussehen ins Auge fielen, abgebaut und durch elektronische Sirenen vom Typ Hörmann ECN 2400 ersetzt. Die modernen Warnanlagen übernahm nach Auflösung des Warndienstes die Stadt.
Sirenen in Gießen und Umgebung: Umrüstung läuft derzeit
Die Umrüstung von analoger Funkansteuerung auf Ansteuerung über den Digitalfunk läuft derzeit. Weitere Sirenen, wie zum Beispiel im US Depot am neuen Gefahrenabwehrzentrum, sind im Bau. Das Neubaugebiet Am Sporn in Lützellinden wird von der Sirene auf dem alten Rathaus beschallt. In Allendorf wird das Neubaugebiet mit Signalen der Geräte auf dem Kindergarten in Allendorf und der Brüder-Grimm-Schule in Kleinlinden abgedeckt.(rc)