In der Hauptrolle: Fantasie

Freunde der dynamischen Bewegung schnalzen mit der Zunge: Das TanzArt-ostwest-Festival geht ab sofort wieder an den Start. Ein Höhepunkt jagt den nächsten. Auch ein Parkdeck wird zur Bühne für getanzte Kunst.
Egal ob Pas de deux, Solo oder impulsive Gruppendynamik - das TanzArt-ostwest-Festival ist das Ergebnis der langjährigen Arbeit von Tarek Assam, scheidender Ballettdirektor des Stadttheaters, und ein fester Bestandteil der Gießener Kulturlandschaft. Nach zweijähriger Corona-Pause verwandelt sich die Stadt mit dem Event wieder in ein pulsierendes Zentrum des zeitgenössischen Tanzes.
Ab sofort bis zum 6. Juni zeigen Compagnien und Performer aus dem In- und Ausland ihre ausdrucksstarken Arbeiten und innovativen Kreationen auf den Bühnen des Stadttheaters sowie an ausgewählten Orten in der City. Im Theater standen beim Pressegespräch am gestrigen Dienstag mit Assam und Choreografin Sara Angius zwei Künstler Rede und Antwort.
»Wir haben in diesem Jahr fast 200 Tänzer am Start«, sagt Assam stolz. Auf dem Programm finden sich die Zutaten für spannende Unterhaltung, darunter gleich zwei Höhepunkte: Neben der TanzArt-Gala am Pfingstmontag präsentieren am Pfingssonntag Hochschulen und Tanzakademien ihr Können.
Assam verkündet zudem weitere Highlights. Das erste erwartet am kommenden Sonntag, 29. Mai, um 11 Uhr auf der Ebene 3 des Parkhauses Neustädter neugierige Besucher.
Wuschelkopf voller Ideen
Die Site Specific Performance mit dem Titel »Deck three« als einem Ort zwischen dem Vertrauten und dem Unbekannten wird von der Italienerin Angius choreografiert. Sie hat ihre Arbeit in einem »Liminal Space« angesiedelt, in einem Traumort, der ihr als Universum für Grenzerfahrungen dient.
Acht Tänzer in schwarzen androgynen Outfits sind mit von der Partie. Ein Jeep dient als Kulisse, ansonsten ist das Parkdeck grau und leer und bereit für feminine Visionen. »Es passiert alles nur in Gedanken«, lacht Angius mit wippendem Wuschelkopf und gibt eine Andeutung, was am Sonntag bei ihr eine Hauptrolle spielt: die Fantasie.
Am gleichen Ort wird eine weitere Site Specific Performance gezeigt: »Un/Usual Grounds« (Premiere: Freitag, 27. Mai, 16 Uhr). Die Tanzcompagnie Gießen will das Areal ausloten. »Es handelt sich um eine Arbeit in Bühnenräumen von Studenten der Bauhaus-Universität Weimar«, freut sich Assam auf dieses Stück besonders. »Es ist eine Interaktion zwischen zeitgenössischem Tanz und Live-Gesang.« Das Gesungene geht aufs Konto von John Cage.
Folgen wir der Regel oder weichen wir von ihr ab? Das fragen die Tänzer am Donnerstag, 2. Juni, um 20 Uhr beim Tanzabend »Die goldene Regel« von Thomas Noone auf der taT-Studiobühne.
Generell gerät ab dem 27. Mai im taT die internationale Vielfalt des zeitgenössischen Bühnentanzes in den Fokus: An sechs Terminen mit jeweils eigenem Motto sind unterschiedliche Ensembles zu erleben, darunter Gastspiele von Compagnien aus Belgien, Italien und Tschechien sowie Preisträger aus internationalen Wettbewerben.
Den Tanzabend »Next Generations« gestalten am Pfingstsonntag, 5. Juni (19.30 Uhr), im Großen Haus die Profis von morgen, Studenten von Universitäten und Tanzakademien aus Castelfranco Veneto, Den Haag, Essen, Ljubljana, Prag und Zürich. Glanzpunkt des Festivals ist die TanzArt-Gala am Montag, 6. Juni (19.30 Uhr), ebenfalls im Großen Haus. Führende nationale und internationale Tanzcompagnien zeigen dem Publikum die schönsten Momente aus ihrer Saison.
Tickets mit Rabatt sichern
Weitere Formate wie eine Ausstellung im Rathaus und eine Fotobuch-Präsentation ergänzen das ausführliche Programm. Es ist auf den Webseiten des Stadttheaters und des Festivals (stadttheater-giessen.de und tanzart-ostwest.de) sowie im Festival-Folder nachzulesen. »Wir feilen noch bis zur letzten Minute an den Details«, sagt Assam.
Zu den regulären Eintrittspreisen bietet das Stadttheater Festival-Pässe mit Sonderrabatten für bis zu vier Karten an, egal ob für mehrere oder für die gleiche Veranstaltung, erhältlich im Haus der Karten.
Das Festival unter der Leitung des scheidenden Ballettdirekors leistet wie immer einen Beitrag zur internationalen Vernetzung zwischen freien und institutionellen Tanzcompagnien. Ob es nächstes Jahr ohne Assam weiter in Gießen stattfindet, wird sich zeigen.