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Gießener Künstlerkollektiv baut Lagerhalle zu „Hütte38 Art Hub“ um

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Von: Karola Schepp

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Spatenstich für das neue Art Hub der 3Steps in der Halle an der Margaretenhütte3. © Oliver Schepp

Zeitgenössische Kunst präsentieren und produzieren - dafür soll „Hütte 38“ Platz bieten. Das Kollektiv 3Steps schafft in Gießen kreativen Raum.

Gießen - Die Zwillinge Kai und Uwe Krieger fahren schon immer zweigleisig. Die Street-Artists vom heimischen Kollektiv 3Steps haben nicht nur Doktortitel in den Fächern Medizin und Wirtschaftswissenschaften, sie schaffen auch den Spagat zwischen Kunst und Kreativität auf der einen, Machertum und wirtschaftlichem Erfolg auf der anderen Seite. Davon zeugt auch ihr jüngstes Projekt »Hütte38 Art Hub«. Das kombiniert klassisches Kunstatelier mit kreativen Büro- und Werkstattflächen sowie Galerieräumen. Im Gebiet Margaretenhütte, neben Velten Gerüstbau, gibt es künftig also nun nicht mehr nur die 3Steps-»QuARTtainer« als Ausstellungsfläche, sondern auch direkt daneben die ehemalige Lagerhalle, die derzeit umgebaut wird.

Hütte38 in Gießen: Studio, Galerie und Werkstatt in einem

350 Quadratmeter für Ateliers, Kunstraum und Sammlung, plus 45 Quadratmeter Ausstellungsraum in den drei ehemaligen Hochseecontainern, elf Atelier-, Studio- und Büroplätze sowie zwei Artist-in-residence-Studios mit Schlafgelegenheiten entstehen hier - zusammen mehr als 400 Quadratmeter für die Kunst. Am Freitagmorgen (15. Juli) war Spatenstich. Die 3Steps, die eigens eine Hütte38 GmbH dafür gegründet haben - »Wir wollten das unternehmerische Risiko von der Kunst fernhalten«, sagt Kai Krieger - hoffen auf einen ersten Teilbezug noch im Dezember dieses Jahres.

2017 hatten die 3Steps begonnen, nach einer geeigneten Immobilie für ihr neues Kunstatelier mit Werkstatt zu suchen. 2020 erwarben sie die Halle Margaretenhütte 38, pachteten die Fläche nebenan für ihre »QuARTainer« und begannen Anfang dieses Jahres mit dem Rückbau der Halle. Unterstützt von Architekt Marco Marek (shb architekten + ingenieure) und einem Kredit der Volksbank haben die 3Steps das Projekt gestartet - und wurden durch die Pandemie, eine Bombensondierung, komplizierte technische Erfordernisse wie die Trennung der Fotovoltaikanlage und die energetische Sanierung sowie nun auch die Kriegsfolgen vor Herausforderungen gestellt. »Es war schwierig, Gewerke zu finden und für die Preissteigerungen clevere Lösungen zu finden«, sagt Kai Krieger. Doch es laufe gut, »auch weil Künstler und Unternehmer aktiv mitdenken.«

Gießener Künstlerkollektiv: „Arbeiten auch gerne mal in der Nacht“

Und so wurde in der Halle schon das Tonnendach wieder aufgebaut, wird eine neue Bodenplatte auch die Reste von Grundmauern eines längst abgerissenen Hauses abdecken, ein Zwischenboden wird eingezogen und das Gebäude an Fernwärme angeschlossen. Schließlich braucht Kunst kontinuierliche Temperaturverhältnisse und die stetig wachsende »River Tales«-Kunstsammlung mit Werken zeitgenössischer Künstler wie The London Police, Banksy, Christian Awe und noch vielen mehr benötigt ein passendes Umfeld. Die Dauerausstellung soll durch Wechselausstellungen und Performances im »QuARTainer«-Ausstellungsraum ergänzt werden.

Mit dem Standort sind die 3Steps sehr glücklich, nicht nur, weil sie hier beim eigenen Arbeiten niemanden stören werden - »schließlich arbeiten wir auch gerne mal in der Nacht«, erzählt Kai Krieger. Zudem ist die Nähe zum Bahnhof und die gut erreichbare Lage am Rande der Innenstadt ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Es gibt bereits erste Anfragen von Schulen und Künstlern nach Ausstellungsfläche sowie Mietinteressenten. »Wir sind happy, dass es jetzt losgeht«, betont Kai Krieger beim Spatenstich, auch wenn seine Tage aktuell mit viel Arbeit vollgestopft sind und parallel noch die Miete für das alte Studio zu stemmen ist.

Gießen: Es gibt schon erste Anfragen für die „Hütte38“

Die Street-Artists verstehen ihr Artist Hub als Leuchtturmprojekt für die Region und über die Landesgrenzen hinaus, finanziert durch die Hütte38 GmbH und private Mittel. Für den Ausbau der Lüftungstechnik und digitalen Technik wird Hütte38 im Rahmen des Programms »Neustart Kultur« der Bundesregierung gefördert. Es wird dringend benötigten Platz für Künstler und kreative Köpfe bieten.

Künstlerisch wollen sich die 3Steps in diesem Jahr nur mit zwei kleineren Projekten engagieren - eines am Hofgut Schmitte in Biebertal, das andere in Kooperation mit der Stadt Gießen. Termine stehen noch nicht fest. Und ihr Street-Art-Festival »River Tales«, bei dem wieder Künstler aus der ganzen Welt Gießener Wandflächen mit ihrer Kunst zum Ereignis machen, kann daher auch erst wieder 2023 steigen. (Karola Schepp)

Kunst der 3Steps kann man sich in Gießen trotzdem ganz einfach anschauen. Das Gießener Künstler-Trio hat am Bahnhof ein Stück der Berliner Mauer bemalt und damit ein künstlerisches Statement gegen Putins Krieg in der Ukraine gesetzt.

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