Hoffnung auf Entfristung zerschlagen

Gießen (seg). Die Verabschiedung des momentanen Hessischen Hochschulpaktes war auch eine gute Nachricht für den Mittelbau der Justus-Liebig-Universität (JLU). In den Zielvereinbarungen, die im März 2022 beschlossen wurden, hatte die Hochschule nämlich den Ausbau der unbefristeten Stellen bei den wissenschaftlichen Mitarbeitern um zehn Prozent zugesagt.
Jetzt zeigt sich jedoch, dass diese Erhöhung längst nicht allen Fachbereichen der Hochschule zu Gute kommen wird.
Laut der Vereinbarung zwischen Hochschule und dem Land Hessen soll die Anzahl an unbefristeten Stellen im Mittelbau der JLU von 276,9 (2021) auf 304 (2025) angehoben werden. Der Pakt meint dabei sogenannte »Vollzeitäquivalente«. So addieren sich zum Beispiel zwei 50-Prozent-Stellen, die entfristet werden, zu einem »Vollzeitäquivalent«. Dadurch könnten grundsätzlich weitaus mehr als 27 Mitarbeiter an der Hochschule von der Zielvereinbarung profitieren. Für Tobias Cepok, dem Hochschulpolitischen Sprecher der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), ist das aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
GEW kritisiert Ziel als »bescheiden«
»Aus unserer Sicht war es von Anfang an ein bescheidenes Ziel«, sagt Cepok. Die JLU habe Stand Dezember 2021 rund 1200 vollzeitäquivalente Mitarbeiter im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich beschäftigt. Die durch den Hochschulpakt vereinbarten neuen Dauerstellen, machen da nur rund zwei Prozent aus. »Wir freuen uns natürlich für jeden, der eine dieser Stellen erhält, das Problem ist aber grundlegender.«
Dabei werden wahrscheinlich nicht einmal alle Fachbereiche von den neuen Dauerstellen profitieren können. So rumort es zum Beispiel am Fachbereich 06 (Psychologie und Sportwissenschaft), dass das Dekanat den Mitarbeitern bereits erklärt habe, keine Stellen im Zusammenhang mit den Hochschulpaktvereinbarungen entfristen zu können. Es gebe schlicht keine zusätzlichen Gelder dafür.
Lisa Dittrich, Pressesprecherin der JLU, erklärt, dass auch das Land Hessen der Hochschule für die Entfristungen kein zusätzliches Geld zur Verfügung stelle. Die Universität erhalte zwar nach Erreichen der Zielvorgabe finanzielle Zuwendungen. »Diese Prämierung deckt die tatsächlichen Personalkosten jedoch nicht annähernd.«
Eine zentrale Steuerung, wie die Entfristungen unter den Fachbereichen aufgeteilt werden, nehme die Hochschule indes nicht vor. Dittrich sagt: »Die Fachbereiche der JLU verfügen über ein dezentrales Personalmittelbudget, über welches sie ihre Personalstruktur grundsätzlich weitestgehend eigenständig steuern können.« Und Fachbereiche mit einem ausgeglichenen Haushalt können in dieser Lage flexibler agieren als Fachbereiche, die zu Sparmaßnahmen gezwungen sind.
»Vor allem die Geistes- und Sozialwissenschaften werden das aber nicht können«, sagt Gewerkschafter Cepok. Erst Anfang 2022 trat zum Beispiel am Fachbereich 03 (Sozial- und Kulturwissenschaften) ein Finanzloch auf, in dessen Rahmen Stellenkürzungen vorgenommen wurden. Auch an diesem Fachbereich dürfen die Angestellten deswegen nicht darauf hoffen, von den im Hochschulpakt versprochenen Entfristungen zu profitieren. Cepok sagt: »Das Problem dabei ist, dass sich die Personalausstattung der Fachbereiche so am Erfolg und Geld orientiert - und nicht am eigentlichen Bedarf.«