Hallo Welt: Botschafter unterstützen Eltern beim Start ins Familienleben

Wenn das Baby da ist, kann die Situation herausfordernd sein. Hallo-Welt-Botschafter helfen dann bei der Neuorientierung. Ursula Braun-Metje ist eine von ihnen.
Gießen – Neugierig mustern Emily und Alex ihre Besucherin. Ein bisschen vorsichtig sind die einjährigen Zwillinge noch, aber Ursula Braun-Metje weiß, wie sie die beiden rumkriegt: mit einem Lied und einem kleinen Teddybären. Seit zwei Jahren ist die 67-Jährige ehrenamtlich Hallo-Welt-Botschafterin und hilft Eltern beim Start ins Familienleben.
Denn Herausforderungen gibt es in dieser Situation viele: Das Baby schläft nicht, schreit viel, es hat Fieber und mit dem Stillen klappt es auch nicht so gut. Die Eltern sind unsicher, ob sie alles richtig machen, ob sich ihr Kind »normal« entwickelt, dazu kommen vielleicht auch noch Probleme zwischen den Partnern, die nun eben nicht mehr nur ein Paar, sondern auch Eltern sind. In solchen Situationen sind die Hallo-Welt-Botschafter Ansprechpartner, »damit aus Herausforderung keine Überforderung wird«, erklärt Braun-Metje.
Gießen: Hallo-Welt-Botschafterin unterstützt Familien nach der Geburt
Bei Familie Bauer scheint es eigentlich ganz gut zu laufen. Die Zwillinge seien »recht angenehme Kinder bisher«, sagt ihr Vater Bastian Bauer. Seine Frau ist Lehrerin, sie arbeitet seit ein paar Monaten wieder, er hat die Kinderbetreuung übernommen.
Inzwischen sitzt Emily auf dem Schoß der Hallo-Welt-Botschafterin, Alex kaut auf dem Ohr des Teddys. Braun-Metje hat das Familienbegleitbuch mitgebracht, das sie allen Familien beim ersten Besuch überreicht. Darin enthalten sind wichtige Informationen rund um die ersten drei Lebensjahre des Babys. Braun-Metje erklärt, dass für Emily und Alex in ihrem zweiten Lebensjahr die Entwicklung der Motorik im Vordergrund steht. Außerdem, so sagt sie, sei ein regelmäßiger Tagesablauf wichtig, denn der »bestimmt, wie die Kinder abends ins Bett gehen«. Sie spricht mit Bauer über die Vorbildfunktion der Eltern, über Allergien und das Zähneputzen.
Hallo-Welt-Botschafterin: „Mir liegt es am Herzen, junge Familien zu unterstützen“
Bei Familie Bauer hat sich der Familienalltag inzwischen eingespielt. Zu Hallo Welt hat sie über die Elterncafés gefunden, die es an mehreren Orten in Stadt und Landkreis Gießen gibt. Dort geht es in erster Linie um den Austausch mit anderen Eltern und um Kontakte mit Gleichaltrigen für die Kinder. Außerdem ist Hallo Welt mit Infopoints auf den Geburtsstationen der Krankenhäuser vertreten.
Nicht immer läuft der Start ins Familienleben so reibungsarm wie bei Familie Bauer, weiß Braun-Metje. »Mir liegt es besonders am Herzen, junge Familien zu unterstützen, in dieser besonderen Zeit gute Angebote zu machen, um Überforderungssituationen zu vermeiden.«
Gießen: Großer Teil der Aufgabe – Kontakte vermitteln
Nicht in allen Situationen kann Braun-Metje sofort selbst helfen. Aber sie kann Kontakte vermitteln. Das sei ein großer Teil ihrer Aufgabe als Hallo-Welt-Botschafterin, sagt sie. Deshalb nimmt das Kennenlernen des Netzwerks von Hallo Welt viel Raum in der Ausbildung zum Botschafter ein. Dazu kommen Kommunikationsschulungen und regelmäßige Treffen zum Austausch mit den anderen Botschaftern. Braun-Metje hat die Ausbildung gleich nach ihrem Renteneintritt begonnen. Eigentlich habe sie sich erstmal eine Pause gönnen wollen, lacht sie. Aber dann hätte sie ein Jahr auf den nächsten Ausbildungsbeginn warten müssen. Für ihre neue Aufgabe kann sie die Erfahrungen aus dem Beruf gut einsetzen. Sie ist Pädagogin, Paar- und Familientherapeutin, hat 30 Jahre lang bei der Lebenshilfe gearbeitet und dort junge Familien betreut. Sie weiß also um die Probleme, die es geben kann. Als eines der größten sieht sie fehlende soziale Netze.
Doch nicht immer werden Probleme offen angesprochen. »Oft haben Eltern den Anspruch, dass alles gut sein muss«, sagt Braun-Metje. »Weiter, weiter«, fordert Bastian Braun sie auf und lacht. Das kennen wohl alle Eltern. Es sei aber nicht immer alles gut, fährt Braun-Metje fort. Und das müsse man sich selbst erst einmal eingestehen.
Gießen: Hallo-Welt-Botschafter werden aus allen Gesellschaftsschichten bestellt
Die Hallo-Welt-Botschafter werden von Eltern aus allen Gesellschaftsschichten bestellt, berichtet Braun-Metje. Viele seien vor allem an Angeboten zur Unterstützung in der Stadt oder am Wohnort interessiert. Aber es gibt auch die Geschichten, die nahe gehen. Wenn beispielsweise ein Frühchen endlich nach Hause kommt oder sich die Eltern noch vor der Geburt des Kindes getrennt haben. Oder die Studentin, das Baby erst wenige Monate alt, die schwer an Krebs erkrankt ist. »Das war eine bedrückende Situation«, sagt Braun-Metje. So etwas müsse man dann einfach mitaushalten. »Die Tatsache, dass man da ist, kann schon wirksam sein.«
Glücklicherweise sind solche Fälle die Ausnahme. Die meisten Besuche enden so wie der bei Emily und Alex: mit einem Lächeln und einem Abschiedslied. (Katrin Hanitsch)