Protest am Schwanenteich: Hand in Hand gegen die Abholzung der Bäume

Am Schwanenteich in Gießen protestiert erneut die Bürgerinitiative für den Erhalt der Bäume. Sie scheint das Quorum für einen Bürgerentscheid erreicht zu haben.
Gießen - Auf den verbliebenen Tümpeln des Schwanenteichs ziehen Schwäne ihre Runden. Auch Graureiher waten durch den Matsch und suchen nach Futter. Diese und weitere Vogelarten sind ein Grund dafür, dass am Sonntagmittag rund 130 Menschen Hand in Hand beziehungsweise Flatterband an Flatterband um den Schwanenteich marschierten. Mit dieser Menschenkette wollten sie gegen die Sanierung des Teichs und die Abholzung der Bäume protestieren, die in den Augen der Bürgerinitiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich« nicht nur klimaschädlich ist, sondern auch negative Folgen für die Tierwelt hat.
Bei Temperaturen, die ähnlich tief lagen wie der Pegel des Schwanenteichs, zeigte sich BI-Sprecher Dietmar Jürgens zufrieden mit der Teilnehmerzahl. »Bei dem Wetter hatten wir sogar mit weniger gerechnet. Wegen einer Überschneidung mit einer Protestaktion in Reiskirchen haben wir den Termin zudem auf die Mittagszeit gelegt, was auch nicht optimal ist.« Wenn etwa zehn Prozent derer gekommen wären, die bereits eine Unterschrift für das Bürgerbegehren zum Erhalt aller Bäume am Schwanenteich abgegeben haben, wäre das sensationell gewesen, sagte Jürgens.
Protest am Schwanenteich in Gießen: Quorum wird wahrscheinlich erreicht
Das wurde nicht erreicht. Über 3600 Namen stehen bereits auf der Unterschriftenliste, 2500 davon wurden vom Wahlamt bereits geprüft, der Ausschuss beträgt etwa acht Prozent. Da das Quorum bei gut 3200 liegt, hat die BI ihr Ziel zehn Tage vor Fristablauf beinahe erreicht. »Da es aber noch nicht offiziell ist«, sagte Jürgens, »werden wir auch die nächsten Tage weiter sammeln.«
In den Augen des BI-Sprechers ist es »erschreckend«, dass die Stadt eine zehn Jahre alte Planung in der heutigen Zeit 1:1 umsetzen will. Schließlich habe es in der vergangenen Dekade zahlreiche Veränderungen gegeben. Negative mit Blick auf das Klima, positive rund um die Flora und Fauna am Teich. »Der Schwanenteich ist das artenreichste Brutvogelgewässer Gießens«, betonte der Diplom-Biologe, »außerdem hat sich hier die größte Graureiherkolonie im Landkreis Gießen angesiedelt«, All das sei gefährdet, wenn die Pläne der Stadt umgesetzt würden.
Gießen: Menschenkette gegen die Abholzung der Bäume am Schwanenteich
Sein Mitstreiter Klaus Hass sah das genauso. »Heute ist Totensonntag«, rief er ins Mikrofon, »also ein gutes Omen, um das Projekt Bitterling und alles, was damit zu tun hat, zu Grabe zu tragen.«
Im Anschluss bildeten die Teilnehmer die Menschenkette und umrundeten den Teich. Mit den Ausmaßen von vor zehn Jahren, als über 500 Menschen eine Kette um den Schwanenteich bildeten und so gegen die geplante Umgestaltung des Schwanenteichs protestierten, konnte die Aktion am Sonntag nicht mithalten. Dieses Mal nahmen sich die Demonstranten Flatterband zur Hilfe. In erster Linie, um in Zeiten einer Pandemie Abstand zu ermöglichen und Körperkontakt zu vermeiden. Die Maßnahme hatte aber auch den positiven Nebeneffekt, dass die Kette deutlich länger wirkte. (chh)
Die für das Gartenamt zuständige Stadträtin Gerda Weigel-Greilich hat vergangene Woche im Stadtparlament das Vorgehen der Stadt am Schwanenteich gegen die heftige Kritik der Bürgerinitiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich« und der Fraktion Gigg/Volt verteidigt.