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»Hämophilie - eine Zeitreise«

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Von: red Redaktion

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Gießen (pm). Die Hämophilie, auch Bluterkrankheit genannt, ist eine Erkrankung, die X-chromosomal vererbt wird und daher - mit vereinzelten Ausnahmen - nur das männliche Geschlecht betrifft. Doch während das Schicksal der betroffenen Patienten noch bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts meist unausweichlich war und häufig früh zum Tode führte, gibt es inzwischen sehr gute Behandlungsmethoden.

In der digitalen Seniorenvorlesung des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) beschäftigt sich Professorin Bettina Kemkes-Matthes im Mai unter dem Titel »Hämophilie - eine Zeitreise« mit den historischen Entwicklungen ebenso wie mit Zukunftsszenarien und rückt damit eines ihrer Spezialthemen in den Fokus.

Kemkes-Matthes, Fachärztin für Innere Medizin und zugleich Organisatorin der Seniorenvorlesungen des Fachbereichs Medizin, beschreibt die rasante Entwicklung, die die Behandlung von Hämophilie-Patienten genommen hat und geht zudem auf modernste Therapieverfahren ein.

Betroffene starben an Komplikationen

Noch bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts verstarben die Betroffenen oft im jungen Alter an Blutungskomplikationen oder verkrüppelten durch Einblutungen in die Gelenke. Erst seit Beginn der 1970er-Jahre kamen aus menschlichem Blut hergestellte Faktorenkonzentrate auf den Markt, die eine effiziente Blutungsbehandlung und sogar eine Heimselbstbehandlung ermöglichten. Für die Betroffenen kam dies einer Erlösung gleich. Die Freude währte allerdings nicht sehr lange: In den Jahren um 1980 wurde annähernd die Hälfte der von schwerer Hämophilie Betroffenen über die Faktorenkonzentrate mit HIV infiziert. Viele Hämophilie-Patienten Europas und auch Nordamerikas starb in den darauffolgenden Jahren daran. Glücklicherweise gelang es innerhalb weniger Jahre, Virus-sichere Konzentrate herzustellen, und seit 1986 ist keine HIV-Übertragung über Faktorenkonzentrate mehr bekannt geworden. Heute werden schwer hämophile Patienten vom ersten Lebensjahr an regelmäßig mit Faktorenkonzentraten versorgt und können ein annähernd normales Leben führen.

Der aktuelle Beitrag ist, ebenso wie die Vorträge aus den vergangenen Semestern, im Internet verfügbar: www.uni-giessen.de/senioren.

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