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Guter Rat bei psychischen Problemen: Neue Beratungsstelle an der JLU Gießen

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Von: Sebastian Schmidt

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Christine Koddebusch (v. l. n. r.), Stefanie Simanowski und Angela Sumner organisieren die neue Psychologische Beratungsstelle der JLU. Studierende können sich auch mit Problemen, die nichts mit dem Studium zu tun haben, an die Stelle wenden. © Oliver Schepp

Prüfungsstress, Existenzängste oder auch Beziehungsprobleme: Die neue psychologische Beratungsstelle an der JLU Gießen kümmert sich um die Probleme von Studierenden.

Gießen - Es ist normal, dass ein Studium auch mal stressige Phasen hat. Aber nicht nur«, sagt Stefanie Simanowski, eine der Mitarbeiterinnen in der neuen Psychologischen Beratungsstelle (PBS) der Justus-Liebig-Universität (JLU). Studierende, bei denen die Belastung zu hoch wird, können seit Kurzem einen Termin an der PBS ausmachen und bekommen dort Strategien an die Hand, um den Druck zu bewältigen.

Simanowski sagt: »Studierende kommen aber auch zu uns, weil sie unsicher sind, ob sie das richtige Studium ausgewählt haben oder weil sie unter Prüfungsangst leiden.« Und es kommen genauso Studierende mit Themen, die nichts mit dem Studium zu tun haben, wie zum Beispiel Beziehungsprobleme. »Wobei sich das aber auch nicht richtig trennen lässt. Wer Probleme in der Partnerschaft hat, kann sich auch schlecht auf das Studieren konzentrieren«, sagt Psychologin Christine Koddebusch, die das Projekt begleitet.

Hohes Interesse an neuem psychologischen Beratungsangebot der JLU Gießen

Im Gegensatz zu klassischer Psychotherapie ist das Angebot der PBS niedrigschwelliger. »Therapien sind auch heute noch schambehaftet«, sagt Koddebusch. Bei der PBS hingegen müssen die Studierenden keine Krankenkassenkarte vorlegen, sondern bloß einen Termin über die JLU-Plattform ILIAS ausmachen.

Das Angebot stößt bereits auf großes Interesse, Anfang April waren bereits sämtliche Termine für den Monat ausgebucht. Und was erwartet die Studierenden dort? Die Berater und Beraterinnen erarbeiten in den Sitzungen mit ihnen Strategien, vorhandene Probleme zu bewältigen. »Es gibt auch immer etwas mit nach Hause«, sagt Simanowski. Studierende, die unter Stress leiden, bekommen zum Beispiel Atemübungen gezeigt, mit denen sich die körperlichen Symptome bekämpfen lassen. »Manchmal verschieben wir auch ein Ziel, das Probleme bereitet.« Ein Student hatte Angst vor einem Bewerbungsgespräch, erzählt Simanowski. Die Beraterin hat dann versucht, dem jungen Mann zu zeigen, dass bereits das Absolvieren des Bewerbungsgesprächs ein Erfolg ist, nicht nur, dass man den Job bekommt. Simanowski sagt: »Eine Sitzung dauert in der Regel 50 Minuten.« Und etwa die Hälfte der Studierenden, die bereits da gewesen seien, haben einen weiteren Termin ausgemacht.

Neues Angebot an der JLU Gießen: »Wir bieten eine Beratung an und keine Therapie«

Zu den Menschen, die das Angebot in Anspruch nehmen, zählen auch Personen, die eigentlich eine Psychotherapie machen wollen, aber auf einen freien Platz bei einem Therapeuten warten müssen. Für die Mitarbeiterinnen am PBS ist es wichtig, zu betonen: »Wir bieten eine Beratung an und keine Therapie«, wie Koddebusch sagt. Aber niemand werde von der PBS einfach so weggeschickt. »Mit diesen Studierenden werden dann Gespräche geführt und es wird versucht, die Übergangszeit bis zur Therapie zu füllen«, sagt Simanowski.

Die PBS sei aus mehreren Projektstellen entstanden, die vorher unabhängig voneinander an unterschiedlichen Fachbereichen existiert haben. »Das hatte uns gezeigt, dass es Bedarf an psychologischer Beratung gibt«, sagt die Projektleiterin Angela Sumner, Geschäftsführerin des Zentrums für fremdsprachliche und berufsfeldorientierende Kompetenzen (ZfbK), an das die neue PBS angegliedert ist.

Anonymität bei neuer Beratung an der JLU Gießen gewahrt

Sumner weist darauf hin, dass die Anonymität der Studierenden gewahrt bleibe, und der Ort am ZfbK bewusst gewählt worden sei. »Hier laufen viele Studierende wegen den unterschiedlichsten Anliegen über die Flure.« Niemandem falle auf, wenn er zur Beratungsstelle gehe. Mit Problemen wegen der Corona-Pandemie kam bis jetzt aber fast niemand zur PBS. »Das sah bei den einzelnen Projektstellen in den vergangenen Jahren noch anders aus«, erinnert sich Psychologin Koddebusch. Und Simanowski fügt hinzu: »Aber manchen fällt nun das Zurückkommen schwer.«

Gruppensitzungen an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Die Psychologische Beratungsstelle der Justus-Liebig-Universität wird in Zukunft auch Gruppensitzungen anbieten. Am 18. Mai 2022 findet eine Sitzung zum Thema »Stressbewältigung - Strategien für ein stressfreies Semester« statt. Die Veranstaltung wird in Präsenz von 16.15 bis 17.30 Uhr am Phil I abgehalten. Da die Plätze begrenzt sind, wird um eine vorherige Anmeldung gebeten: pbs@zfbk.uni-giessen.de.

Mehr Informationen unter: www.uni-giessen.de/pbs

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