Grundschulen mit Familienzentren

Mit einem Pilotprojekt will die Stadt Gießen für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen. In Familienzentren als fester Bestandteil von Grundschulen sollen alle Kinder und Eltern diese Einrichtungen als Orte der Teilhabe wahrnehmen und unterstützt werden.
Gerhard Merz von der SPD sprach von einem »Riesenschritt«, Dominik Erb von der FDP von einem »wichtigen Schritt«. Und Stadträtin Astrid Eibelshäuser nannte das Pilotprojekt, das sie im Schulausschuss am Donnerstagabend im Rathaus vorstellte, einen wichtigen Baustein für mehr Bildungsgerechtigkeit. In einer zwei Jahre langen Testphase sollen an Gießener Grundschulen Familienzentren entstehen. Die sollen dafür sorgen, dass Eltern und ihre Kinder die Grundschulen als Orte der Teilhabe erfahren und unterstützt werden. »Familienzentren bedeuten mehr Chancengleichheit«, betonte Eibelshäuser. Die Mitglieder des Ausschusses sehen dies auch so und sprachen sich einstimmig für das Projekt aus.
Einrichtungen im Wandel
Die Grundschulen von heute sind nicht mehr mit denen von vor 30 Jahren zu vergleichen. Zwölf von 13 Gießener Einrichtungen machen Ganztagsangebote. Es findet dort außerdem immer mehr Inklusion statt, die Schulsozial- arbeit ist eingebunden. »Viele Grundschulen in der Stadt entwickeln eigene Profile«, sagte Eibelshäuser in ihrer Antragsbegründung. Um sie weiter zu stärken, sollen Familienzentren ein fester Bestandteil der Einrichtungen werden Grundschulen sollen so zu einem Ort für Familien werden. und die Fortsetzung von familienunterstützenden Angeboten nach der Kita-Zeit ermöglichen. »Dabei sollen neue Konstellationen der Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Eltern entstehen. Familienzentren, erklärte die Dezernentin, sollen Eltern stärken und dazu beitragen, die Bildungschancen der Kinder zu erhöhen.
Die Gießener Grundschulen wurden zu Beginn des Schuljahrs 2021/22 über das Pilotprjekt informiert. Eine Konzeptgruppe aus Vertretern des Schulträgers sowie von Trägern mit Erfahrung in der Elternarbeit und interessierten Schulleitungen habe daraufhin das Konzept konkretisiert. Im nächsten Schritt, sagte Eibelshäuser, sollen in den teilnehmenden Schulen weitere Beteiligte wie der Elternbeirat eingebunden werden.
Drei - vielleicht mehr Schulen- werden dann im Schuljahr 2022/23 in die zweijährige Pilotphase starten. Dort soll es darum gehen, das Rahmenkonzept zu konkretisieren, für die Schulen spezifische Profile zu entwickeln und dann die einzelnen Bausteine umzusetzen: Dies sind niedrigschwellige Zugangsangebote, Information und Beratung, der gelingende Übergang von der Kita in die Grundschule und von dort aus in die weiterführende Schule, Kooperationsangebote im Sozialraum und Angebote zur Integration von zugewanderten Familien. Die Erkenntnisse, die die Schulen in diesem Prozess sammeln, sollen dann an die Einrichtungen weitergegeben werden, die später ebenfalls Familien- zentren gründen wollen.
Wichtig: Die Zentren sollen angepasst an ihre jeweile Umgebung agieren. Das heißt, die Einrichtungen müssen die Bedürfnisse in den jeweiligen Stadtteilen und Quartieren berücksichtigen. In einer zu erstellenden Sozialraumanalyse spielen die soziale Struktur, die Siedlungsstruktur, vorhandene Einrichtungen und Angebote eine Rolle.
Eibelshäuser betont, dass die Familienzentren nicht neben den Schulen existieren, sondern integraler Bestandteil sein sollen - genauso wie die Mitarbeitenden des Zentrums, die Teil des »multiprofessio-nellen Teams« der Schule sind, dem Schulleitung, Lehrkräfte, Ganztagsbetreuer, Lehrkräfte der Beratungs- und Förderzentren sowie Schulsozialarbeit und Sozialpädagogen angehören. Die Angebote sollen schulische Veranstaltungen sein und die Verantwortung bei der Schulleitung liegen.
Geplant ist ein Antrag zur Landesförderung von Familienzentren an Grundschulen in Höhe von 18 000 Euro pro Haushaltsjahr. Außerdem sollen die teilnehmenden Schulen ein zusätzliches Sachkostenbudget in Höhe von 5000 Euro im Jahr erhalten.