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Grüne verteidigen Verkehrsversuch

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Von: Burkhard Möller

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Gießen (mö). Die ab Juni geplante abschnittsweise Umsetzung des Verkehrsversuchs am Anlagenring stößt innerhalb und außerhalb der Stadt auf Kritik und Skepsis. Nun haben sich die Grünen im Stadtparlament hinter das Projekt gestellt, bei dem Bürgermeister und Verkehrsdezernent Alexander Wright (Grüne) federführend ist. Fraktionsvorsitzende Vera Strobel und ihr Stellvertreter Fabian Mirold-Stroh, die die größte Parlamentsfraktion führen, sehen sich durch Aussagen des vor Wochenfrist vorgestellten Innenstadtkonzepts bestätigt.

»Die Innenstadt muss neu gedacht und gestaltet werden. Sie kann nicht mehr nur Einkaufsplatz sein, der abends ausgestorben ist, sondern sie wird lebendiger werden durch mehr Gastronomie, Dienstleistungsarbeitsplätze, mehr Wohnmöglichkeiten und nicht zuletzt durch Aufenthaltsorte und Treffpunkte.« In diesem Zusammenhang müsse auch das Verkehrskonzept gesehen werden, heißt es in einer Presseerklärung der Fraktion.

Durch die Fahrradstraße am Anlagenring werde das Radfahren dort sicherer und eine attraktive Möglichkeit geschaffen, um mit dem Fahrrad Wege in der Stadt zurückzulegen. Neue Studien und gelungene Beispiele aus der Praxis zeigten, dass es darum gehe, eine lebendige Innenstadt zu schaffen, in der man sich gerne aufhalte und treffe. Zudem sei es notwendig, aus Gründen des Klimaschutzes verstärkt auf Rad- und Fußverkehr gerade in den Städten zu setzen.

Dazu werde das neue Verkehrskonzept »ausführlich und sorgfältig durchgeplant«, um die Verkehrssituation für alle Verkehrsteilnehmer zu verbessern und auch das Umland mitzudenken. Ziel sei es, den Autoverkehr »nachvollziehbar und eindeutig« in die Parkhäuser zu leiten, um Parksuchverkehr in der Innenstadt zu vermeiden. Die Grünen gehen davon aus, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt vom Umland aus »sogar eher besser« wird. Dass Veränderungen auf gewohnten Wegen zu Irritation und Verunsicherung führen, können die Grünen nachvollziehen, betonen aber: »Wir sind uns sicher, dass unsere Stadt auf diesem Weg gewinnen wird.«

Verweis auf Wahlausgang

Strobel und Mirold-Stroh gehen auch auf die Frage nach der Legitimation für den Verkehrsversuch ein. Die Grünen seien zur Kommunalwahl im März 2021 mit dem Verkehrsversuch als Teil eines modernen Mobilitätskonzeptes angetreten und »sehr eindeutig bestätigt« worden. Dass die Opposition Kritik übe, sei ihre Aufgabe, aber die Kritiker sollten aufpassen, »die ganze Stadt nicht schlechtzureden«.

Aus der von den Grünen erwähnten Studie zur Innenstadt geht hervor, dass die motorisierte Kundschaft nach wie vor eine große Bedeutung für den stationären Einzelhandel hat. Fast 60 Prozent aller Einkäufer kommen mit dem Pkw, bei den Auswärtigen sind es 81 Prozent, während bei den Gießenern die eigenen zwei Beine (32 Prozent) und das Fahrrad (31 Prozent) vorne liegen. Von den Umlandbewohnern gaben immerhin noch 17 Prozent an, mit dem Rad zum Einkauf zu fahren. Die Fachgutachter empfehlen der Stadt, »eine Balance zu finden«, um sowohl den Anforderungen der Autonutzer als auch den Ansprüchen der großen Gruppe an Radfahrern und Fußgängern gerecht zu werden.

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