»Große Fußstapfen hinterlassen«

Gießen (ige). Wenn man jemanden verabschieden will und so gar nicht weiß, für wie viele Jahre ihm gedankt werden soll, weil der Beginn seiner Tätigkeit nicht abrufbar ist - was macht man dann? Man fragt ihn am besten selber. So tat es Sven Germann, der Vorsitzende des Beirates für die Belange von Menschen mit Behinderungen, mit Heinrich Hainmüller.
»Ich weiß das auch nicht mehr so genau«, lautete dessen Antwort. Anfang oder Mitte der 80er Jahre müsse es gewesen sein, als er sich zum ersten Mal dem Thema gewidmet habe. Von seinen Anfangsjahren erzählte er sodann ausführlich.
Anfänge in den 80er Jahren
»Bauämter haben mich damals geschult, weil ich von der Materie eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte«, bekannte er. Immer wieder habe er im Laufe der Jahre dann den Bauherren sagen müssen, deren Pläne er geprüft habe: »Man kann nicht alles machen, was man sich wünscht.« Wie seine offizielle Bezeichnung in all den vielen Dekaden gewesen ist, wurde nie in Stein gemeißelt. Ina Müller, Leiterin des Amtes für soziale Angelegenheiten, drückt es so aus: »Am ehesten trifft da ehrenamtlicher Baubeauftragter zu. Hainmüller hat aus dem Gießener Arbeitskreis für Behinderte heraus die städtischen Ämter in Fragen der Barrierefreiheit beraten und unterstützt.« Das habe er parallel zu den früheren ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten getan. »Und erst mit Samuel Groß wurde diese Aufgabe so weiterentwickelt, dass es eine alleinige Zuständigkeit mit einem auskömmlichen Stellenanteil ist« (halbe Stelle, Anm. der Redaktion).
Nach dem Dank und der Anerkennung für dieses langjährige Engagement sei jedoch auch eine Art Schlussstrich unter die Ära gezogen, in der Inklusion vor allem ehrenamtlich vorangebracht worden sei. »Wohl wissend, dass es ohne dieses Engagement wohl jetzt auch keine Hauptamtlichkeit wäre und dass wir auch das Ehrenamtliche natürlich weiterhin brauchen.«
Dankbar für Grundstein
Sozialdezernent Francesco Arman dankte Hainmüller für den Grundstein, den er als Prüfer für behindertengerechtes Bauen gelegt habe. Müller hatte Blumen und Abschiedsgeschenke besorgt und lobte ihn dafür, dass er »jahrzehntelang der Stadt mit Rat und Tat zur Seite gestanden« habe. Germann ehrte ihn schließlich mit den Worten: »Sie haben große Fußstapfen hinterlassen.«