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Große Freude am grünen Juwel

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Von: Sonja Schwaeppe

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Rosen und Bartblumen stehen im Rupp’schen Garten noch in Blüte. © Sonja Schwaeppe

Gießen (son). Grün - überall Grün! Angesichts der in der Stadt durch die Dürre vielfach vorherrschenden Steppenlandschaft auf ehemaligen Grünflächen ist der Anblick des Rupp’schen Gartens in der Bleichstraße schon ungewöhnlich. So viel sattes Grün ist im September 2022 etwas Besonderes. Der Hausgarten liegt nahe der Wieseck und befindet sich zu einem großen Teil ganztägig im Schatten.

Das grüne Refugium der Patchworkfamilie Lange/Rupp, das recht versteckt hinter einem Hof liegt, ist etwa 300 Quadratmeter groß und bildete kürzlich den Treffpunkt für die beliebte Veranstaltungsreihe »Tag der Offenen Pforte«.

Das Prinzip von »Trial and Error«

Architektin des Gartens ist Silvia Lange. Die 57-Jährige nahm vor rund zehn Jahren gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Peter Rupp sowie Rupps Tochter Lisa und ihrem eigenen Sohn Max die Umgestaltung des Gartens in die Hand. Nach und nach entstanden hier viele verschiedene Refugien für Mensch und Tier: Schattige Leseplätze unter Bäumen, Blüten tragende Stauden und Sträucher für Insekten, kleine Brunnen und Wasserplätze, wo sich auch mal Frösche und Libellen einfinden sowie Standorte für Kräuter, Funkien, Kirsche und Mispel. Dass die beiden keinen grünen Daumen haben, wie Rupp und Lange betonen, sieht man dem Garten nicht an. Auf die Frage, auf welche Kriterien das Paar bei der Anlage des Gartens besonderes Augenmerk gelegt habe, meint Silvia Lange denn auch lakonisch: »Auf keine - weil wir es ja damals auch nicht besser wussten.« Dem Garten liege ein klassisches »Trial and Error«-Prinzip zugrunde. »Am Anfang habe ich gedacht, dass alle Blumen, die ich schön finde, hier auch hingehören - der Garten hat mich dann aber eines Besseren belehrt.« So wollte sie dort, wo jetzt die weiß blühende Rose wachse, zuerst einen Kirschbaum haben. »Die Wühlmäuse haben uns dann gezeigt - hier nicht.« Jetzt habe das Paar einen anderen Standort am Rande des Gartens gefunden, der für den Kirschbaum funktioniere. »Wir mussten einfach lernen, was machbar ist.«

Mittlerweile geht es den beiden auch darum, ein möglichst ganzjähriges Angebot an blühenden Pflanzen für Insekten anzubieten. »Zurzeit blüht bei uns die Bartblume - die ist bei den Bienen und Hummeln sehr beliebt«, so Silvia Lange. Auch über verschiedene Schmetterlingsarten wie das Taubenschwänzchen sowie Libellen und Glühwürmchen freut sich die 57-Jährige. »Wir haben auch regelmäßig einen Igel hier.«

Expertise holen sich die beiden gerne von Mitgliedern der Agendagruppe »Urbane Gewässer und Gärten«. Lothar Goldhorn beispielsweise, der von städtischer Seite das Projekt »Offene Pforten« begleitet, kenne sich sehr gut aus und habe immer einen Tipp parat, so Peter Rupp. Auch andere Gartenbesitzer der Gruppe hätten stets ein offenes Ohr. »Wir freuen uns über Menschen, die bei uns in der Agendagruppe mitmachen möchten und/oder Gartenfreunde, die einmal im Jahr für zwei Stunden ihren Garten zur Besichtigung zur Verfügung stellen«, sagt Lange. Das Paar ist schon seit Jahren dabei. Lange ist Sprecherin der Gruppe.

Der Lieblingsplatz Hollywood-Schaukel

Wie der Garten aussah, bevor sich Lange mit ihm beschäftigte, mochte sie nicht gern erzählen. »Ganz anders eben«, meint sie mit einem Lächeln in Richtung ihres 65-jährigen Lebensgefährten. Rupp lacht. »Ja, der Garten gehörte meinen Eltern.« Die Grundform des Gartens sei geblieben, es wurde damals in den 70er Jahren mal Erde aufgefüllt, einige Bäume wie Eiben gepflanzt - »es sah mal wirklich recht wüst aus«, meint er.

Der Lieblingsplatz neben der überdachten Terrasse ist für Lange die Hollywood-Schaukel. Von dort hat sie einen guten Blick auf ihre Favoriten - die Funkien. Diese Stauden aus Ostasien sind schattenliebend, recht leicht zu pflegen, dekorativ und bieten in ihrer Blütephase auch Nahrung für Bienen und andere Insekten. Besonders viel gießen muss die Familie nicht. »Die ausgewachsenen Pflanzen versorgen sich durch die nahe Wieseck und den Schatten gut selbst«, meint Lange. Bei den Jungpflanzen und den Kübelpflanzen sehe das natürlich anders aus. Abende verbringt die Familie beim gemeinsamen Essen gerne auf der Terrasse mit Blick auf ihr grünes Juwel.

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