Große Deltawespe nistet in Gießen

Gießen (hsb). Die große Deltawespe nistet wieder im Botanischen Garten. Das sei schon etwas besonders, sagt der Diplombiologe Hans Bahmer. Denn von 1990 bis 2015 seien für ganz Hessen nur 41 Nachweise gemeldet worden. Und die lagen alle südlich von Gießen. Von 2017 bis 2022 konnte die Große Deltawespe (Delta unguiculatum) jedes Jahr im Botanischen Garten nachgewiesen werden.
Die sehr wärmeliebende Art wurde in Hessen zum ersten Mal 1933 im Süden des Bundeslandes beobachtet. Allerdings sollte es dann bis 1987 dauern, bis einem aufmerksamen Beobachter in Frankfurt die Wespe wieder vor die Augen bekam. Das ist umso erstaunlicher, da es sich um einen auffälliges Tier handelt. Der Nachweis der Existenz der Deltawespe erfolgt bisher überwiegend durch die Nester, denn »die Art ist seitdem nur extrem selten im Freiland als Imago gefunden worden«, heißt es im »Atlas der Faltenwespen Hessens«.
Diese Lehmgebilde sind tatsächlich inmitten der Stadtzentren an den Gebäuden zu beobachten. Im Umfeld der menschlichen Siedlungen befinden sich die richtigen Nistplatzbedingungen für das Tier mit der hohen Temperaturbedürftigkeit. An den Südostseiten bis in 15 Meter Höhe tauchen die Lehmklumpen an den Außenwänden auch gerne an Fenstersimsen und Vorsprüngen auf.
Bei den Erdarbeiten für den Nestbau kommen die mächtigen Kiefer der Weibchen zum Einsatz. Es muss nämlich Baumaterial abgegraben und zum Nistplatz gebracht werden. Dort erfolgt der Bau von bis zu sieben Lehmzellen, in die vom Weibchen Schmetterlingsraupen deponiert werden. Im Laufe der Entwicklung verspeisen die Wespenlarven die Raupen.
Mehrere nebeneinanderliegende Zellen werden von der Baumeisterin zum Schluss mit einer Lehmschicht bedeckt, sodass lediglich ein eher unauffälliger »Lehmklumpen« zu sehen ist.
Auch in Gießen konnten solche Lehmnester entdeckt werden. Das Tier, dessen aktueller Bestand mit selten angegeben wird, lässt sich bei seinen Aktivitäten im Botanischen Garten der Justus-Liebig-Universität beobachten. Die Gießener Funde belegen, dass die extrem auf Wärme angewiesene, ursprünglich im mediterranen Raum verbreite Art weiter in Richtung Norden unterwegs ist.