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Grenzüberschreitende Performances

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Von: Karola Schepp

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»Old dears«, übersetzt »Alte Frauen«, nennt Rocío Boliver diese Performance. © Red

Gießen (gl/pm). Die Kunsthalle lädt während ihrer Umbaupause - Boden und Lüftung werden erneuert - zu Liveperformances in den Unteren Hardthof ein. In der Reihe »Exbodiment« sind dort am Dienstag, 30. August, 19 Uhr, Liveperformances von Rocío Boliver und Tokio Maruyama zu erleben.

Kunstikone

aus Mexiko

Rocío Boliver, auch bekannt als La Congelada de Uva (1956 in Mexiko-Stadt geboren) lebt in Mexiko und arbeitet weltweit. Seit 1992 formulieren ihre Performances eine scharfe Kritik an der Unterdrückung von Frauen. In fordernden Performances konfrontiert sie die Anwesenden mit Themen wie Sexualität, Ausscheidungen, Schmerz, Alter und Krankheit. Auf existenzielle Weise befragt sie ihren Körper und macht stereotype Vorstellungen in der Gesellschaft sichtbar.

Ihre Karriere als Performance-Künstlerin begann 1992 mit der Lektüre ihrer porno-erotischen Schriften, die sich auf sexuell repressive Ideologien gegenüber mexikanischen Frauen konzentrieren. Von 1994 bis 2007 arbeitete sie in Theaterprojekten, Performance und zeitgenössischer Kunst. Sie trat in Museen, Raves, Universitäten, Galerien, bei Aktivistentreffen und Fernsehprogrammen auf und arbeitete von 1998 bis 2008 mit einem elektropanischen Musikensemble namens Binaria zusammen und kombinierte Klangkunst und Performancekunst. Boliver ist eine kulturelle Ikone in Mexiko, Teil einer gothischen Kunstszene und hat Werke in alternativen Foren wie dem Sadomasochismus präsentiert. Boliver studierte Performancekunst in New York und Geschichte der Performance in Quebec. 2002 veröffentlichte sie ihr erstes Buch »Sabre Escoger«.

»Installaction«

aus Japan

In der Performance-Reihe der Kunsthalle treffen jeweils zwei Performer aufeinander und nehmen in ihren Auftritten Bezug aufeinander. Am 30. August trifft Tokio Maruyama auf Boliver. Der 1956 geborene Japaner lebt und arbeitet in Tokio. Seit 1979 basieren seine Performances auf Feldforschungen in Stadträumen. Ausgehend von globalen, materiellen Exzessen untersucht er das Verhältnis von Künstlichkeit, Mensch und Natur. Seine Performances (genannt »installactions«) kennzeichnet ein fragiler Zustand zwischen Aufrechterhaltung und Zusammenbruch. In dieser Balance verortet er den menschlichen Körper und eine vom Verschwinden bedrohte Zivilisa- tion.

Die Reihe »Exbodiment« entsteht in Kollaboration mit Black Kit/Die Schwarze Lade. Das lebendige, 1981 gegründete Archiv für internationale Performancekunst versteht sich als Impulsgeber in die Gegenwart. Es enthält etwa 4000 Dossiers zu Künstlern der Performance-, Theater-und Sound-Art, 10 000 Fachpublikationen, Videos und Fotos unterschiedlicher Formate, Performance-Relikte und viele Regalmeter zu Netzwerken unterschiedlicher Kontinente.

Aufgrund der Zusammenarbeit der Kunsthalle mit dem in Köln ansässigen Archiv finden alle Auftritte in zwei Städten statt. Zusätzlich zu den Terminen in Gießen sind Performances der eingeladenen Künstler im Kulturbunker Köln-Mülheim zu sehen.

kunsthalle-giesse.de und performanceartarchive.com

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