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Globaler Klimastreik: Fridays for Regiotram

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Von: Sebastian Schmidt

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Finn Emmerich und Helena Renz gehören zu den Veranstaltern des Klimastreiks am Freitag. Sie fordern unter anderem einen »echten« Ökostrom-Tarif von den Stadtwerken. © Oliver Schepp

Während die Stadtpolitik seit Jahren an einer Fahrradspur auf dem Anlagenring arbeitet, gehen die Forderungen von »Students for Future« und »Fridays for Future« schon längst weiter. Kommenden Freitag wollen die Aktivisten im Rahmen eines globalen Klimastreiks unter anderem für eine Regiotram auf die Straße gehen.

Im Frühsommer soll sie kommen: Die von den einen ersehnte, von den anderen gefürchtete Fahrradspur auf dem Anlagenring. Pro forma haben die Gießener Aktivisten von »Fridays for Future« und »Students for Future« den Appell dazu noch einmal in ihren Forderungskatalog an die Stadt aufgenommen, den sie am Freitag, 3. März, bei einer Demonstration im Rahmen des globalen Klimastreiks präsentieren werden. Aber eigentlich geht es ihnen längst um mehr: Das Gießener Umland soll besser an die Stadt angeschlossen werden, und dafür soll eine Regiotram her.

»Busse sind schon sehr nachhaltig, aber auch bereits sehr ausgelastet«, sagt Finn Emmerich (Fridays for Future Gießen). Und Helena Renz (Students for Future Gießen) ergänzt: »Außerdem hat die Regiotram den Vorteil, dass man schneller aus dem Umland nach Gießen kommt.« Die Verkehrswende könne nicht einfach nur beim Fahrrad aufhören. Für viele Menschen aus dem Kreisgebiet brauche es eine Alternative zum Auto. Neben Forderungen an die Stadtpolitik richtet sich die Demonstration auch an die Stadtwerke Gießen. Beides lokale Akteure und für die Aktivisten auch lokale Ansprechpartner. »Weil uns bewusst ist, dass die Kommune eine große Rolle spielt und wir hier direkter Veränderungen bewirken können als in der Bundespolitik«, erklärt Renz.

Von den Stadtwerken erwarten die Aktivisten nun unter anderem, dass sie einen »echten« Ökostrom-Tarif anbieten, der das »Grüner Strom«-Label besitzen soll und nicht bloß einen, »der von Kompensationen lebt«. Renz kritisiert: »Es ist ja oft der Fall, dass Ökostrom von den Anbietern nur grün gekauft wird.«

Luft raus aus der Klimabewegung?

Als am 15. März 2019 der erste globale Klimastreik von Fridays for Future stattgefunden hatte, waren in Gießen rund 1200 Teilnehmer auf der Straße, im September des gleichen Jahres 2000. Jetzt haben die Organisatoren die Demonstration für rund 800 Teilnehmer angemeldet, sagt Emmerich. Ist die Luft etwa raus aus der Klimabewegung in der Stadt?

Renz glaubt, dass die Corona-Pandemie eine Mitschuld hat, dass weniger Menschen für das Klima demonstrieren. »Wir waren zwei Jahre nicht auf der Straße, dadurch ist es jetzt nicht einfach, die Menschen zu mobilisieren.«

Eine andere Rolle spiele aber auch Frust auf und Enttäuschung über Politik. So sagt Renz im Hinblick auf LNG-Terminals: »Die Bundesregierung hat immer noch nicht verstanden, dass wir in einer Zeit multipler Krisen leben und kann deswegen auch nicht adäquat darauf reagieren.« Und Emmerich fügt hinzu: »Es ist auch einfach schockierend, wenn Wissing sich hinstellt und mehr als 120 neue Autobahnprojekte vorstellt.«

Da können die Gießener Aktivisten auch die Gruppe der »Letzten Generation« verstehen, die sich mit dem Blockieren von Straßen in die Medien bringt. Trotz Petitionen und Demonstrationen sei in den vergangenen Jahren nicht viel passiert, um den Klimawandel zu stoppen. »Logisch, dass Teile des Protests dann andere Aktionsformen suchen«, sagt Renz.

Auch am kommenden Freitag, wenn der Klimastreik ab 13.30 Uhr vom Platz der Deutschen Einheit aus durch die Innenstadt zieht, wird der Verkehr beeinträchtigt werden. Die Klimaaktivisten hoffen dann auf eine große Teilnahme. Emmerich sagt: »Wir wollen schließlich auch ein größtmögliches Zeichen setzen.«

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