»Gießener Tage« werden zum Trödel-Renner
Der Wohltätigkeitsflohmarkt »Gießener Tage« lockt 1750 Besucher in die Hessenhallen, viele zeitig. Denn richtige Schnäppchenjäger sind Frühaufsteher.
Um auf einem Trödelmarkt Erfolg zu haben, muss man vor allem schnell sein. Kein Wunder also, dass Halle 7 der Hessenhallen am Sonntagvormittag schon um 9 Uhr aus allen Nähten platzt. Die 13. Auflage des Wohltätigkeitsflohmarkts »Gießener Tage«, den der Service-Club »Round Table 94 Gießen« jährlich ausrichtet, ist da gerade erst eine Stunde alt. Das Gewusel an den Verkaufstischen ist aber längst in vollem Gange – und einige Schätzchen haben bereits einen neuen Besitzer gefunden.
Engel aus dem Erzgebirge
Dazu gehören mehrere handgearbeitete Engelsfiguren aus dem Erzgebirge, wie Clubmitglied Christoph Hillgärtner beim Frühstückskaffee erzählt. Als weitere Highlights zeigt er spontan eine Puppe von Schildkröt und einen Kasten mit kleinen Modelleisenbahnen, der »um die 100 Euro« bringen soll. Der Wert der Gegenstände – ausschließlich Sachspenden – bemisst sich freilich nicht nur nach ihrem Preis. Vielmehr sind hier auch die günstigsten Dinge kostbar. Denn getreu dem Motto des Flohmarkts »Ausmisten und Einkaufen für den guten Zweck« fließen alle Erlöse wieder in soziale Projekte in der Region.
Die Summe, die der Verein einnimmt, wächst seit der Premiere 2006 eigentlich jedes Jahr. Diesmal hoffen die Veranstalter auf ungefähr 20 000 Euro. Das wäre ein Rekordergebnis. Mit 1750 Besuchern wird es am späten Nachmittag einen weiteren Höchstwert zu vermelden geben. Gegenüber dem vergangenen Jahr sei zudem die Verkaufsfläche erweitert worden, berichtet Tobias Voigt, der Vizepräsident des Clubs. Der Platz wird gebraucht: »Ungefähr drei Gigatonnen« hätten die Spender tags zuvor angeliefert, scherzt Voigt. »Es ist auf jeden Fall wieder mehr als in den Vorjahren.«
40 Helfer sind im Einsatz
Insgesamt 40 Helfer sind damit beschäftigt, all die Gegenstände zu präsentieren und zu verkaufen. Das Angebot reicht von Elektrogeräten, Büchern und Bildern über Sportartikel, Kleidung und Geschirr bis zu Möbeln, Schmuck und Spielzeug. Hinzu kommt die beim Publikum beliebte Abteilung »Raritäten«, in der sich ein Großteil der kostbareren Funde versteckt und die mit ihren teils silbern und golden glänzenden Artikeln am stärksten an Horst Lichters ZDF-Trödelsendung erinnert. Damit alles, was »einen gewissen Wert hat«, von den Ehrenamtlern auch erkannt wurde, seien vor der Eröffnung extra noch zwei »Flohmarkt-Experten« mit Argusaugen durch die Gänge gestreift, sagt Hillgärtner.
Als die Halle dann für das Publikum geöffnet ist, hätten selbst sie gewiss schnell den Überblick verloren. Fast im Minutentakt hieven Schnäppchenjäger nun kistenweise ihre Käufe in Richtung Ausgang.
Wer doch mal eine Ruhepause sucht, findet sie bei Kaffee und Kuchen am Stand des Caritas-Projekts »Mahlzeit« und beim Flammkuchenverkauf der Produktionsschule am Abendstern. Ein Geheimtipp für Gestresste bleibt außerdem die Klamottenabteilung. Hier stehen nämlich erstmals Umkleidekabinen bereit. Und wo, wenn nicht dort, wäre dem Trubel für einen Augenblick ganz allein zu entkommen!