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UKGM-Wohnheime in Gießen: Kein Geld für Sanierungen

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Von: Oliver Schepp

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Das UKGM in Gießen gehört zu einen der wenigen Kliniken mit Wohnheimen für das Personal. © Oliver Schepp

Das UKGM in Gießen gehört zu einem der wenigen Kliniken mit Wohnheimen für das Personal. Das Problem: Das Geld für eine Sanierung fehlt.

Gießen - Sie sind Fluch und Segen zugleich. Während sich die meisten Krankenhäuser längst von ihren »Schwesternwohnheimen« getrennt haben, verfügt das UKGM in Gießen über vier Wohnheime für angehende Pflegekräfte. Das ist angesichts des Fachkräftemangels und knappen Wohnraums ein kostbares Gut. Die Kehrseite: Für eine grundlegende Sanierung der Gebäude aus den 60er Jahren fehlt das Geld.

Gelbe Klinkersteine, Neonröhren an der Decke, an der vernarbten Wand sind die Überbleibsel des Etagentelefons zu sehen. »Hier wohnen zwei Süße«, steht auf einem kleinen Schild, Pfeile zeigen nach rechts und links auf die Zimmertüren. Das Hochhaus in der Gaffkystraße verströmt den typischen Wohnheimcharme längst vergangener Tage.

UKGM Wohnheime in Gießen: Eine Seltenheit

Die »zwei Süßen« sind nicht zu Hause, aber ein Blick in ein derzeit nicht bewohntes Zimmer zeigt, wie angehende Pflegekräfte des Klinikums wohnen. Tisch, Bett, Stuhl, Waschbecken in 12 bis 15 Quadratmeter großen Zimmern, die Küche, Duschen und zwei Toiletten auf dem Flur teilen sich alle Bewohner der Etage.

»Das alles entspricht längst nicht mehr modernem Wohnstandard«, weiß Christiane Hinck-Kneip, kaufmännische Geschäftsführerin am UKGM. Dennoch ist sie froh, dass das Klinikum angehenden Pflegekräften oder Pflegekräften aus dem Ausland Wohnraum für wenig Geld bieten kann. »Für den Start ist es okay«, sagt sie.

UKGM Wohnheime in Gießen: Umfangreiche Sanierungen wären notwendig

Eine grundhafte Sanierung der Wohnheime ist möglich, aber sie würde etwa zehn Millionen Euro pro Hochhaus kosten und ist damit völlig illusorisch, ein Investor für ein solches Projekt ist nicht in Sicht. Daher hilft man sich seit Jahren mit Flickwerk, aber auch das ist teuer: Etwa 250 000 Euro werden pro Jahr in jedes der Häuser gesteckt, nach und nach werden Küchen, Bäder und Fußbodenbeläge ersetzt und moderne Brandmeldeanlagen installiert. Die Wohnheime sind sozusagen Dauerpatienten im Klinikum.

»Unser größtes Problem ist die veraltete Haustechnik«, sagt Daniel Hörr, der technische Leiter des Klinikums. Elektro- und Wasserleitungen sind in die Jahre gekommen. Wasserschäden sorgen immer wieder dafür, dass einige Zimmer für die Zeit der Sanierung unbewohnbar sind und gesperrt werden müssen. Das UKGM besitzt insgesamt vier Wohnheime: Zwei Hochhäuser in der Gaffkystraße, ein Haus in der Wilhelmstraße, sie wurden 1959, 1960 und 1961 gebaut. Das Personalwohnheim im Aulweg kam Ende der 60er Jahre hinzu. Insgesamt gibt es 300 Zimmer und 13 Wohnungen.

UKGM Wohnheime in Gießen: Große Nachfrage nach Wohnraum

Leerstände gibt es nicht - im Gegenteil; Die Nachfrage ist weitaus größer als der Bedarf. »Wir suchen immer händeringend Hausbesitzer, die den Schülern im Anschluss an die Ausbildung eine Wohnung vermieten«, sagt Gabriele Grüner, die Koordinatorin der Plätze. Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt sorgt dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner länger bleiben, als eigentlich vorgesehen ist.

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Umfangreiche Sanierungen im Wohnkomplex der UKGM nötig. (Symbolbild) © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Viele junge Leute sind froh, wenn sie ein Zimmer ergattern, denn der schlechte Zustand der Häuser wird durch eine Reihe Vorteile wettgemacht: Die Miete liegt unter 200 Euro, es ist eine Möblierung vorhanden, die Wege zur Arbeit, in die Schule und in die Stadt sind kurz, zudem ist das Wohnheim ein Ort der Begegnung, dort wird nicht nur gelernt, sondern auch gefeiert. Häufig tun sich junge Leute nach den ersten Monaten zusammen und suchen sich gemeinsam eine WG.

UKGM Wohnheime in Gießen: Sanierung nicht finanzierbar

Bei der Werbung um Auszubildende und Fachkräfte aus dem Ausland spielen die Wohnheime durchaus eine Rolle, es ist ein Pfund, mit dem der Arbeitgeber UKGM im Gegensatz zu anderen Krankenhäusern wuchern kann. Sich von den Häusern zu trennen, komme nicht infrage, betont Hinck-Kneip, solche Pläne habe man zu keinem Zeitpunkt verfolgt.

Hätte sie einige - sehr große - Wünsche frei - so wäre einer davon die grundlegende Sanierung oder sogar der Abriss der alten und der Bau moderner Wohnheime. Das Gleiche gelte aber auch für die Schulen sowie für die Gebäude der Verwaltung, die ebenfalls in die Jahre gekommen sind. Hinck-Kneip: »Dort sind die Lern- und Arbeitsbedingungen auch alles andere als ideal.« (Oliver Schepp)

Pflegekräfte sind stark gefragt. In Deutschland fehlt es an allen Ecken und Kanten in der Pflege. Deshalb läuft die Suche nach Fachpersonal auf Hochtouren. Vor allem dieAusbildung in der Pflege spielt dabei eine große Rolle.

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