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Begrünte Fassade und Sanierung für THM-Turm in Gießen soll kommen

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Von: Christoph Hoffmann

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Das THM-Gebäude soll an der schmalen Fassadenseite zum Schwanenteich hin begrünt werden. © Oliver Schepp

Das THM-Hochhaus in Gießen ist sanierungsbedürftig. Es soll eigentlich abgerissen werden. Nun bevorzugt man eine Sanierung und Modernisierung.

Gießen - Das in die Jahre gekommene THM-Hochhaus an der Wieseck in Gießen sollte eigentlich abgerissen werden. Doch diese Entscheidung ist vom Tisch. Stattdessen wird »C 10« saniert. Es soll unter anderem eine Dach- und Fassadenbegrünung erhalten. Fotovoltaikanlagen sind ebenfalls geplant. Rund 50 Prozent Energie sollen dadurch eingespart werden.

Die beiden durch einen Flachbau verbundenen Hochhäuser an der Wieseck zwischen Moltkestraße und Ringallee sind so etwas wie das Gesicht der THM in Gießen. Die Hochschule selbst spricht sogar von ihrem »Herzen«. Doch die Bauten sind in die Jahre gekommen. Das näher zur Eichgärtenallee gelegene Gebäude »C 10« sollte laut Masterplan daher abgerissen werden.

Begrünte Fassade und Sanierung für THM-Turm in Gießen: Abriss vom Tisch

Die Abriss-Pläne sind vom Tisch. »Da beide Hochhäuser strukturell ohne Mängel sind und funktional alle Anforderungen in der Nutzung erfüllt werden können, ist ihr Erhalt aus Sicht der Nachhaltigkeit unabdingbar«, betont THM-Vizepräsident Prof. Dirk Metzger. An »C 10« soll stattdessen 2024 die Fassade saniert werden. Das Vorhaben ist mit einer Dauer von einem Jahr und Kosten in Höhe von 11,7 Millionen Euro veranschlagt.

Die THM hatte ihre diesjährige Ringvorlesung der Nachhaltigkeit gewidmet. In diesem Zuge präsentierte Steffen Benz von der Bauverwaltung des hessischen Finanzministeriums auch die Pläne für »C 10«. Demnach soll das Gebäude »minimalinvasiv« saniert werden und sein Erscheinungsbild behalten. Diesen Vorgaben gingen auch sieben Planer-Büros in einem Wettbewerb nach, schlussendlich konnte sich ein Büro aus Kassel durchsetzen.

Statt Abriss des THM-Turms in Gießen: Modernisierung und Begrünung geplant

Nach einer erneuten Überarbeitung der Pläne steht nun fest, dass »C 10« eine Begrünung und eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach erhalten soll. Die schmale Seite des Gebäudes, die in Richtung Schwanenteich zeigt, wird ebenfalls eine großflächige Fassadenbegrünung erhalten. Auf der gegenüberliegenden Seite sind laut Benz in die Fassade integrierte Fotovoltaikelemente vorgesehen. »Die mineralischen Bauteile der Fassade erhalten zudem eine Reinigung«, kündigt der Vertreter der Bauverwaltung an. Eine Fugensanierung sei ebenfalls angedacht.

Eines der zwei hohen THM-Gebäude in der Wiesenstraße spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Schwanenteichs.
Modernisierung und Sanierung statt Abriss des THM-Turms. © Kozachynska

Die Fenster hingegen sollen in ihrer Struktur verfeinert und energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Optisch dürfte sich vor allem das Erdgeschoss verändern. Laut Metzger ist eine großzügigere Öffnung der Sockelzone samt öffentlichen Bereich für die Bibliothek geplant. Bei der ganzen Baumaßnahme sei wesentlich, so der THM-Vizepräsident, dass der ursprüngliche Charakter der Fassade erhalten bleibe und kein »neues« Gebäude entstehe.

Statt Abriss des THM-Turms in Gießen: Fassadenintegrierte Fotovoltaik soll kommen

Dennoch erhofft sich die THM große Vorteile bei der Energieeffizienz. »Der Primärenergiebedarf Heizen wird weniger als die Hälfte des aktuellen Bedarfs betragen, die CO2-Emissionen aus dem Betrieb sind entsprechend reduziert«, sagt Metzger und fügt an, dass durch den geplanten sommerlichen Wärmeschutz auch beim Kühlbedarf Einsparungen zu erwarten seien.

Wie groß der Effekt auf die Umwelt auch von überschaubar wirkenden Maßnahmen sein kann, zeigt sich beim Blick auf andere THM-Gebäude, die zuletzt saniert worden sind. Beim Nachbarhochhaus »A 10« etwa, dessen Fassade in fünf Jahren saniert werden soll, ist der Wärmeverbrauch durch Anpassungen im Innenbereich um jährlich 300 000 Kilowattstunden reduziert worden. Das entspricht 53 Tonnen CO2 pro Jahr.

Verzicht des Abrisses des THM-Turms in Gießen schont die Umwelt

Auch der Verzicht eines Abrisses wirke sich positiv auf die Umwelt aus, sagt Metzger und erinnert an die sogenannte graue Energie, die das Hochhaus während des Baus in den 1970er Jahren gebunden habe. Bei »grauer Energie« handelt es sich um Energie, die etwa zur Gewinnung von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport oder zur Entsorgung aufgewendet wurde.

Völlig ohne Abriss wird es auf dem Campus jedoch nicht zugehen. Das zwischen den Türmen gelegene Verbindungsgebäude »A 15« soll ab 2027 abgerissen und durch zwei Kuben ersetzt werden. Bis es so weit ist, wird das Gebäude laut Metzger zum Beispiel als Co-Working-Space und Veranstaltungsstätte genutzt. Nicht nur für Mitglieder der THM, sondern auch für die Stadtgesellschaft. (Christoph Hoffmann)

Als Wahrzeichen der Hochschule in Gießen ist der THM-Turm vielen ans Herz gewachsen. Das nun der Turm nicht abgerissen werden soll, sondern saniert wird, dürfte auch wie ein Geschenk für viel wirken. Erst im Juni feierte die THM Gießen ihr 50-jähriges Bestehen.

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