Gießen startet Umfrage zum Nachtleben in der Universitätsstadt

Das Kulturamt erhofft sich verlässliche Hinweise, weil es bisher einen »gefühlten Mangel« gibt. Im Mittelpunkt steht die Clubszene. Teilnehmer kann man digital.
Gießen (mac). Mit einer Online-Umfrage möchte die Stadt Gießen ab sofort erheben, wie es um das Nachtleben in der jüngsten Stadt Hessens bestellt ist. Im Mittelpunkt der Befragung, die auf der Internetseite giessen-direkt.de zu finden ist, steht die Gießener Clubszene. »Dabei geht es um alles, was mit Musik zu tun hat«, sagt Kulturamtsleiter Stefan Neubacher. Er meint Tanzlokale, Kneipen, die auch mal eine Party veranstalten, und Konzerte mit einem hohen Tanzanteil.
Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) steht an der Spitze der städtischen Initiative. Nach »ganz konkreten Verlusten« einiger Clubs, er nennt das Haarlem, das Domizil und das Admirals, gebe es in Gießen »einen empfundenen Mangel«.
Deswegen hat die Stadt Club-Betreiber und Nachtleben-Gestalter bereits nach ihrer Meinung gefragt. Jetzt möchte man mit der aktuellen Erhebung auch ein Lagebild der Clubbesucher einfangen. Und auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ sei, erhoffe man sich Hinweise und eine verlässliche Basis, um dann weitere Entscheidungen treffen und Unterstützung anbieten zu können, sagt Neubacher.
Am 20. April will das Kulturamt die Ergebnisse der Umfrage im Rahmen des nächsten Treffens des Arbeitskreises Nachtleben vorstellen. Bis 11. April sollen dafür rund 2000 Fragebögen eingegangen sein. Die Interneterhebung umfasst 21 Fragen, deren Beantwortung etwa zehn Minuten in Anspruch nehme. Sie richte sich an alle Alters- und Interessensgruppen. Hingewiesen wird auf die Umfrage auch auf Bierdeckeln und Postern.
Dass die Stadt beim Thema Nachtleben die Initiative ergreift, ist für Becher »selbstverständlich«. Neubacher nennt das Wort »Fürsorgepflicht« für die Menschen, die in Gießen leben. Freizeitmöglichkeiten spielten in diesem Zusammenhang eine große Rolle. Nicht zuletzt ist ein facettenreiches und attraktives Nachtleben auch im Kampf um Studierende bei der Studienplatzwahl ein wesentliches Kriterium.
Neben den regelmäßigen Treffen des Arbeitskreises, bei denen es demnächst um »Feiern im Freien« und »Nutzungskonflikte«, zum Beispiel mit Anwohnern gehen soll, hat die Stadt auch die Fühler in andere Städte ausgestreckt. Vertreter der Stadt Leipzig sollen demnächst im Rathaus über die in der Messestadt installierten »Feierzonen« berichten, wie Becher mitteilt.
Im Oktober ist dann ein Abschlussworkshop geplant. Am Ende des Prozesses soll ein Minikonzept zum Nachtleben stehen, mit Handlungsoptionen für die Stadt.
Deren Möglichkeiten sind natürlich sehr beschränkt. Dass man selbst einen Club betreibe, schlossen Becher und Neubacher jedenfalls mit einem Augenzwinkern aus.