Stadtwerke Gießen: Gaspreise steigen um über 50 Prozent

Die Energiekrise schlägt in Gießen voll ein. Die Preise bei den Stadtwerken steigen um über 50 Prozent. Das bedeutet die Erhöhung für die Tarife.
Gießen – Ab Oktober werden die Folgen des Ukraine-Kriegs in Deutschland noch deutlicher spürbar - auch in der Region. Denn um den drohenden Gasmangel abzuwenden und systemrelevante Erdgashändler zu stützen, hat die Bundesregierung neue Umlagen eingeführt, die ab Oktober gelten. Die Stadtwerke Gießen (SWG) reichen diese Umlagen an Erdgas-Kunden weiter.
Für einen Durchschnittshaushalt, der pro Jahr 25 000 Kilowattstunden verbraucht, errechnet sich draus nach SWG-Angaben eine Preiserhöhung von rund 144 Euro pro Monat bzw. 1727 Euro pro Jahr. Das sind umgerechnet 56,10 Prozent.
Die Stadtwerke erläutern in einer Mitteilung, dass es sich bei der Preiserhöhung genau genommen um drei einzelne Komponenten handele. Die im April verabschiedete Gasspeicherumlage kompensiere die Mehrkosten, die entstehen, um die deutschen Gasspeicher trotz hoher Beschaffungspreise zu füllen. Am 4. August habe das Kabinett die Gasbeschaffungsumlage gebilligt, die die extrem gestiegenen Kosten der Gasimporteure ausgleichen soll. Die Gasbilanzierungsumlage gebe es schon länger. Sie decke den jeweils zu erwartenden Fehlbetrag aus dem Einsatz von Regel- und Ausgleichsenergie.
Energiepreise in Gießen: Weitere Erhöhung möglich
Das für ihre Kunden in der Grundversorgung nötige Erdgas müssen die SWG nach eigenen Angaben derzeit kurzfristig zu deutlich gestiegenen Kosten einkaufen. Dies schlage zusätzlich zu den Umlagen auf die Preise der Grundversorgung durch. Hier erhöhe sich der Arbeitspreis jeweils um 6,91 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Die nach dem Verbrauch gestaffelten Tarife Heizung 1, Heizung 2 und Heizung 3 liegen künftig bei 19,17 ct/kWh, 18,56 ct/kWh und 18,36 ct/kWh. Im Tarif »Kleinverbrauch« werden 22,06 ct/kWh, im Tarif »Grundpreis« 19,36 ct/kWh zu zahlen sein.
Die jeweiligen Grundpreise bleiben unverändert. »Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber die Lage ist, wie sie ist. Und ich fürchte, dass wir uns auf weitere Preisanstiege einstellen müssen«, fasst Jens Schmidt, Vorstand der SWG, zusammen. Im Branchenvergleich stehe man auch nach der Erhöhung gut da. »Diese Tatsache macht deutlich, dass die Ausnahmesituation alle Unternehmen betrifft, die mit Erdgas handeln«, betont Schmidt.
Für Kunden, die sich für den Tarif Thermo Fix entschieden haben, folgt - bedingt durch die neuen Umlagen - ebenfalls eine Anpassung des Arbeitspreises. Im Vergleich zur Grundversorgung fällt diese moderater aus. Denn die massiv gestiegenen Bezugskonditionen an der Energiebörse wirken sich in diesem Tarifmodell noch nicht aus. »Für den Thermo Fix haben wir die nötige Menge Gas vor Monaten zu den damals gültigen Konditionen beschafft. Das sorgt dafür, dass die Preise nur um die staatlichen Umlagen steigen«, erklärt Schmidt.
Energiepreise in Gießen: Schreiben an die Kunden geplant
Die genaue Höhe der neuen Preise teilen die SWG allen Kunden in einem individuellen Anschreiben mit. Wer einen Thermo-Fix-Vertrag abgeschlossen hat, erhält diesen Brief in den nächsten Wochen. Für beide Preisanpassungen gilt: Die genannten Beträge verstehen sich inklusive Mehrwertsteuer. Sollte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz reduzieren, wollen die SWG diesen Vorteil automatisch an ihre Kunden weitergeben.
Die einzige Option, die steigenden Kosten zumindest etwas zu kompensieren, sei, Erdgas zu sparen, wo immer sich die Möglichkeit ergibt. Die SWG stellen ihr Wissen dazu in verschiedenen Formen und Formaten zur Verfügung. Etwa in der Vortragsreihe »Energiewissen am Dienstag« auf www.stadtwerke-giessen.de oder im Beratungsgespräch. Termine dafür lassen sich online vereinbaren. (pm/si)