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Gießen will 500 Euro für Umstieg von Gas auf Fernwärme ausloben

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Von: Burkhard Möller

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Die Stadt Gießen reagiert mit einem Förderprogramm auf die Energiekrise. Es soll hunderten Haushalten den Wechsel von Gas zur Fernwärme schmackhaft machen.

Gießen - In Reaktion auf die sich verschärfende Krise um die deutsche Gasversorgung will die Stadt Gießen noch in diesem Jahr ein Förderprogramm auflegen, um Gießener Haushalten einen Wechsel von Gas zur Fernwärme schmackhaft zu machen. Dafür will die Stadt 90 000 Euro aus ihrem Haushalt zur Verfügung stellen.

Das von Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) beantragte Förderprogramm kam offensichtlich ganz kurzfristig zustande und lag den Fraktionen am Montagabend (4. Juli) im parlamentarischen Hauptausschuss als Tischvorlage vor. »Aktuell stellt sich die Frage nach Alternativen zum Gas. Mit der Fernwärme der Stadtwerke haben wir eine«, erklärte Wright.

Umstieg von auf Fernwärme soll Gießenern 500 Euro einbringen

Das Gießener Programm zielt nicht auf alle Haushalte ab, die über dezentrale Gasheizungen verfügen, sondern nur auf die, bei denen sich ein Wechsel zur Fernwärme auch relativ schnell bewerkstelligen ließe. Laut Wrights Vorlage richtet sich das Angebot an Haushalte in rund 400 Gebäuden mit 1857 Gaszählern. Sie liegen an Straßen, die am Fernwärmenetz hängen. Zudem wurden 70 Häuser mit 264 Gaszählern ausgemacht, wo eine Fernwärmeleitung bereits im Gebäude verläuft.

Für den Anschluss soll es pro Haushalt 500 Euro aus dem Förderprogramm geben. »In Anbetracht der aktuellen Krise auf dem Gasmarkt und der Gaswarnstufe 2 sowie der Klimakrise hilft jeder Wechsel von der Gasheizung hin zum Anschluss an die Fernwärme«, heißt es in der von Klimaschutzdezernent Wright unterschriebenen Vorlage.

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Fernwärmerohre liegen neben einem der beiden Müllverbrennungsöfen der SWG am Leihgesterner Weg. © Oliver Schepp

Hintergrundinformationen lieferte Mathias Funk, Technikvorstand der Stadtwerke Gießen AG, die mit ihrem seit Jahrzehnten aufgebauten Fernwärmenetz als Vorreiterin bei der Nutzung dieser Heizenergie gilt. Wie Funk erläuterte, arbeiteten die SWG an verschiedenen Projekten, um Fernwärme möglichst klimaneutral zu produzieren, weg vom Erdgas. Laut dem Gießener Energiebericht für 2020 lag der Anteil der erneuerbaren Brennstoffe bei der Fernwärme bei knapp 30 Prozent. Zum vergangenen 1. April hatte sich die Fernwärme der SWG drastisch verteuert.

Gießen: Fernwärme-Förderprogramm soll in kommender Heizperiode starten

Die Idee mit dem Förderprogramm kam offenbar derart kurzfristig zustande, dass nicht einmal die Koalitionsparteien umfassender informiert waren. So störte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Christopher Nübel an der Absicht, die Förderung im »Windhund-Prinzip« zu vergeben. Außerdem fehlte ihm eine soziale Komponente.

Antragsberechtigt sollen - Stand jetzt - Eigentümer von Wohn- und Gewerbegebäuden sowie Mieter und Pächter sein, falls der Eigentümer dem Wechsel zustimmt. Genutzt werden kann die Förderung nur für Immobilien in Gießen. Nicht gefördert werden Anschlüsse an öffentliche Gebäude. Ziel von Wright ist es, das Förderprogramm in der kommenden Heizperiode umzusetzen. Abgestimmt werden soll über seinen Antrag erst am 14. Juli im Parlament. (Burkhard Möller)

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