Schwanenteich ist dann mal weg - Was dahinter steckt
Der Anblick ist mehr als ungewöhnlich: Die Gießener Schwanenteich verliert massiv an Wasser. Der Zustand könnte einige Zeit anhalten.
Gießen - Spaziergängern wird es in den letzten Tagen aufgefallen sein: Der Schwanenteich in Gießen verliert sein Wasser. In diesem Fall aber nicht, weil es aus Löchern im Dammweg in die Wieseck austritt, sondern geordnet, um die vom Gartenamt angekündigte Trockenlegung (Winterung) und Zählung des Fischbestands durchzuführen. Wie lange der Schwanenteich leer bleibt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es im kommenden Frühjahr zu einem Bürgerentscheid über die Sanierung des Dammwegs kommt.
Wie die Stadt am Freitag informierte, kommt es an diesem Wochenende zur Abfischung. Durch Öffnung des Grundablasses in Richtung Wieseck war der Wasserstand in den letzten Tagen reguliert worden. »Die Maßnahmen sind erforderlich, um auf die geplante Dammsanierung vorbereitet zu sein«, erklärte Umweltdezernentin Gerda Weigel-Greilich (Grüne).
Bis zu einer endgültigen Entscheidung über die weitere Vorgehensweise bei der Dammsanierung soll die Teichanlage eine »Winterung« erfahren. Seitens des Gartenamtes seien hierfür die notwendigen Vorbereitungen und Abstimmungen mit der Unteren Naturschutzbehörde getroffen worden. Die Abfischung selbst erfolge unter Anleitung eines Fischereibiologen, eines Berufsfischers sowie mit der tatkräftigen Unterstützung der Vereinsmitglieder der Sportangler Gießen und Umgebung. Es sei vorgesehen, die Tiere durch den Verein in geeignete Gewässerareale umzusiedeln. Vorgesehen sei ebenfalls die Bergung von Teichmuscheln und Wasserschildkröten, falls welche gefunden werden.
Gießen: Sperrungen am Schwanenteich - Stadt bittet um Verständnis
Bereits am gestrigen Freitag sei eine Sperrung des Dammweges samt Zugang zur Brücke über dem Schwanenteich erfolgt. Zwischen dem Brückenzugang und dem Radweg parallel zur Eichgärtenallee wurde ebenfalls eine Absperrung errichtet. Die Stadt bittet Anwohner und Spaziergänger um Verständnis.

Eine erste Antwort auf die Frage, wie lange der Teich leer bleibt und wann die Arbeiten am Damm beginnen könnten, gibt es am 1. Dezember. Dann läuft die Frist zur Einreichung von Unterschrifte für das Bürgerbegehren zum Erhalt aller Bäume am Schwanenteich ab.
Laut Mitteilung der Bürgerinitiative (BI) »Rettet die Bäume am Schwanenteich!« sind bereits zwei Drittel der benötigten 3214 Unterschriften gesammelt worden. »Nach anfänglichem zögerlichen Unterschrifteneingang hat sich inzwischen eine Eigendynamik beim Sammeln der Unterschriften entwickelt«, berichten die BI und die drei Vertrauenspersonen des Bürgerbegeherens, Gerhard Keller, Dietmar Jürgens und Klaus Hass. »Es ist erstaunlich, dass es so viele fleißige Unterschriftensammler gibt, die nicht dem engeren Kreis der BI-Aktiven angehören«, freut sich Keller.
Schwanenteich in Gießen: 1000 Unterschriften fehlen der Bürgerinitiative noch
Hat die BI die erforderliche Zahl an Unterschriften beisammen, könnte es in der Stadtverordnetensitzung am 15. Dezember zu einer Entscheidung kommen, ob die Gießener im Frühjahr in einem Bürgerentscheid über den Schwanenteich-Umbau abstimmen. Dieser Fall tritt ein, wenn das Bürgerbegehren alle formalen Voraussetzungen erfüllt, aber aus inhaltlichen Gründen zurückgewiesen wird. Scheitert das Begehren an formalrechtlichen Voraussetzungen, könnte das Gartenamt im Januar loslegen und Bäume fällen. Überflüssig würde ein Bürgerentscheid, wenn Magistrat und Parlament das Bürgerbegehren erfüllen und die Rodung abblasen würden.
Kommt es dagegen zum Bürgerentscheid, kann mit den Arbeiten am Dammweg auch im Fall eines Misserfolgs der BI erst im Herbst 2023 begonnen werden, weil vorher keine Bäume gefällt werden dürfen. Ohne Rodung indes kann die geplante Vorschüttung des Damms teichseitig nicht angegangen werden. Ob die Stadt den Teich zwischenzeitlich wieder volllaufen lassen würde, um ihn für die Arbeiten dann in einem Jahr ein zweites Mal abzulassen, ist unklar.
Bedauert von der BI wird, dass es der Magistrat abgelehnt habe, einen Vertreter zu einer am Montag geplanten Diskussionveranstaltung zu entsenden. Nach dem Beschluss des Stadtparlaments und der Einleitung des Bürgerbegehrens gegen diesen Beschluss gebe es im Moment »nichts mehr zu diskutieren«, habe Weigel-Greilich die BI wissen lassen, schreibt Keller. (Burkhard Möller)