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Nächtlicher Vandalismus und Saufgelage an Gießener Schulen – Stadt reagiert entschieden

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Von: Karen Werner

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Das neue Tor der Sandfeldschule wird außerhalb der Unterrichtszeiten abgeschlossen. © Karen Werner

Eigentlich sollen Schulhöfe außerhalb des Unterrichts offene Spielplätze sein. Dieses Ideal muss die Stadt Gießen an immer mehr Stellen aufgeben.

Gießen – Lärm, Müll, zerstörte Spielgeräte und Einbrüche in die Gebäude: Solche Probleme auf Schulhöfen in Gießen nehmen zu. Vor allem abends und nachts treffen sich nicht nur junge Anwohner, sondern auch Auswärtige auf dem Gelände von Schulen. Das stört Nachbarn und verursacht der Stadt hohe Kosten. Zunehmend muss sie Abschied nehmen von ihrem Ideal des Schulhofs, der außerhalb der Unterrichtszeit allen Kindern und Jugendlichen zum Spielen offensteht.

Das Problem trete nicht nur in Problembezirken auf, erläutert Magistratssprecherin Claudia Boje auf GAZ-Anfrage. »Ein Unterschied zwischen Innenstadt und Stadtteilen ist nicht erkennbar.« Mitten in einem idyllischen Wohngebiet wurde jüngst der umgestaltete Hof der Sandfeldschule mit einem Tor gesichert.

»Wir hoffen, dass die Vandalen das respektieren und den wirklich sehr schön gewordenen Hof mit neuen Spielgeräten nicht zerstören«, so Boje. Der Zaun diene der Erhaltung des Schulhofs als pädagogischer Ort. Die Kinder der ganztägig arbeitenden Grundschule profitierten von einem »intakten Spiel- und Aufenthaltsort mit hohem Aufforderungscharakter«, der auch als Freiluft-Klassenzimmer genutzt werden kann.

Vandalismus an Schulen in Gießen: Vom Wachdienst bis zum Heckenschnitt

Die Sperrung für Auswärtige sei vertretbar, da in der Umgebung öffentliche Spielflächen zur Verfügung stehen, unter anderem der viel genutzt Sportplatz hinter der Schule. Vor der Baumaßnahme sei der Hof jahrelang immer wieder von Jugend- und jungen Erwachsenengruppen frequentiert worden. Sie hinterließen Schmiereien, Dreck und Beschädigungen.

Der Vandalismus vor allem am Wochenende und in den Ferien scheine insgesamt zuzunehmen, so Boje. Verstärkt zu beobachten war er im Sommer 2021 - parallel zu den Beschwerden über ausufernde »Feiern« an der Lahn und in der Stadt. Die jungen Menschen, die sich auf Gießener Schulhöfen treffen, stammten zum Teil nicht aus dem Stadtgebiet, wie ihre Autokennzeichen belegten.

Das Schulverwaltungsamt erprobe und praktiziere unterschiedliche Sicherungssysteme: Wachdienste, Einbruchmeldeanlagen, Hecken- und Baumschnitte zur Öffnung von Sichtachsen oder bewegungsgesteuerte Scheinwerfer. Auch zur Polizei habe die Stadt Kontakt aufgenommen, um zu klären, ob präventive Kontrollen möglich sind. Doch solche punktuellen Besuche zeigten keine dauerhaften Erfolge. Einbruchmeldeanlagen verhinderten zwar durch Abschreckung schlimmere Folgen innerhalb der Schulgebäude, nicht jedoch Vandalismus draußen.

Gießen: »Nicht unser Ziel, alle einzuzäunen«

Zäune dagegen wirkten. Alle acht Schulen, die bisher so gesichert wurden, bestätigten, »dass der nächtliche Vandalismus fast gänzlich aufgehört hat. Für weitere Schulen wird eine (Teil-)Einzäunung im Rahmen von Baumaßnahmen geprüft«, so die Sprecherin.

Als die Stadt im Herbst 2014 das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium umzäunte, erklärte Boje der GAZ, dieses »drastische Mittel« solle eine Ausnahme bleiben. Auch heute betont sie: »Es ist nicht unser Ziel, alle Schulen mit attraktiven Aufenthalts-, Sport- und Spielflächen einzuzäunen.« Die Stadt bemühe sich weiterhin, »Kindern und Jugendlichen des Quartiers auch nach Schulschluss diese Begegnungs- und Bewegungsflächen zugänglich zu machen«. (kw)

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