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Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen bei Prozess gegen mutmaßlichen Drogenboss in Gießen

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Von: Kays Al-Khanak

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Gießen steht ein spektakulärer Gerichtsprozess bevor. Im Mittelpunkt: Eine mutmaßliche Führungsfigur der organisierten Kriminalität.

Gießen - Anfang Januar gelang dem Bundeskriminalamt (BKA) und der Staatsanwaltschaft Gießen ein Schlag gegen die internationale organisierte Kriminalität. In Gießen und Marburg hatten die Ermittler zwei Männer verhaftet. Der 45 Jahre alte Gießener soll der Führungsebene der organisierten Kriminalität zuzuordnen sein; die europäische Ermittlungsbehörde Europol stuft den nordmazedonisch-kroatischen Staatsbürger als sogenanntes High Value Target ein - zu Deutsch: hochrangiges Ziel.

Im Hintergrund stehe ein vorrangig auf dem Balkan operierendes Drogenkartell, teilte Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger nach der Verhaftung mit. Am Freitag, 21. Oktober, soll nun der Prozess vor dem Landgericht Gießen beginnen - unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen.

Prozess gegen Drogenboss in Gießen: GSG 9 war im Einsatz bei Verhaftung

Dass es sich bei den Verhafteten um wahrlich keine kleinen Fische handelt, zeigte die Dimension des Einsatzes: 135 Polizeikräfte beteiligten sich an der Verhaftung des 45 Jahre alten Gießeners und des 44-jährigen Mannes in Marburg. Darunter waren Mitglieder der GSG 9, der Spezialeinheit der Bundespolizei zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Terrorismus.

Den beiden Männern wird bandenmäßiger Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen. Sie sollen mit der Hilfe von zwei weiteren Männern die Einfuhr von mehr als zehn Kilogramm Heroin und Transporte von mindestens 45 Kilo Kokain organisiert haben. Ein Kilo Heroin kostet laut Hauburger 15 000 Euro, ein Kilo Kokain 35 000 Euro. Es geht also um eine Gesamtsumme von 1,7 Millionen Euro.

Der Haupttatverdächtige wird dem Haftrichter am Amtsgericht vorgeführt.
Der Haupttatverdächtige wird dem Haftrichter am Amtsgericht vorgeführt. © Red

Der 45 Jahre alte Hauptverdächtige soll laut BKA seine kriminellen Kontakte ins Ausland genutzt haben, um regelmäßige Heroinlieferungen im Kilogrammbereich aus den Niederlanden nach Deutschland zu veranlassen. Das Rauschgift soll von Kurieren in Autos sowie in einem Wohnmobil über die Grenze geschmuggelt und im Inland weiterverkauft worden sein. Außerdem soll der Hauptbeschuldigte Kokaintransporte im europäischen Ausland mitorganisiert haben.

Verfahren gegen Drogenboss: Polizisten dürfen in Gießener Gericht Waffen tragen

Die Ermittlungsbehörden waren den Männern seit dem letzten Quartal 2021 auf der Spur. Zuvor hatte Europol Ende 2020 die Verschlüsselung des Anbieters »SkyECC« gehackt und damit Zugriff auf Chat-Nachrichten von Nutzern aus der ganzen Welt. Dazu gehören auch Unterhaltungen auf verschlüsselten Smartphones von Kriminellen. Hauburger betonte Ende Januar, die gesicherten Chats böten »tiefe Einblicke in die organisierte Kriminalität«. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse seien »überragend wichtig« und »ganz entscheidend«. Das Ermittlungsverfahren in Gießen ist eines der ersten bundesweit, das primär auf den von Europol übermittelten Sky-ECC-Daten basiert.

Das Verfahren findet wegen der Angeklagten und deren mutmaßlichen Rolle in der Organisierten Kriminalität unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Unter anderem ist es Polizeibeamten erlaubt, im Sitzungssaal ihre Dienstwaffe zu tragen. (khn)

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