Mehr Kontrollen in Gießener Wieseckaue: Wurde Wachtelkönig zum Hundeopfer?

Das Ordnungsamt Gießen wird in der Wieseckaue verstärkt die Anleinpflicht von Hunden kontrollieren. So soll die Brutzeit des Wachtelkönigs geschützt werden.
Gießen - Eigentlich gilt im Stadtpark und der Wieseckaue das ganze Jahr über eine Leinenpflicht für Hunde. Das geht aus der Gefahrenabwehrordnung der Stadt Gießen hervor. Mitte April beginnt nun aber eine spezielle Jahreszeit: Bodenbrütende Vögel bekommen Nachwuchs.
Und um den besonders zu schützen, will das Ordnungsamt ab diesem Wochenende bis Ende Juni verstärkt Hundehalter auf das Einhalten der Anleinpflicht kontrollieren. Carsten Trittin, der Leiter der Behörde, sagt: »Wir wollen mit den Leuten erst einmal nur ins Gespräch kommen.« Sanktionen sollen nur die letzte Möglichkeit sein, die Vögel zu schützen.
Wachtelkönig Opfer freilaufender Hunde in Gießens Wieseckaue?
Dass diese Kontrollen in der Wieseckaue, einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet, auch notwendig sind, erklärt Gerd Hasselbach vom städtischen Umweltamt und sagt: »Viele halten sich zwar an die Anleinpflicht, viele aber auch nicht.« Und ein Opfer der freilaufenden Hunde könne es bereits geben: den Wachtelkönig.
Wieseckaue Gießen: Wachtelkönig stark gefährdet
»Der ist stark gefährdet«, sagt Hasselbach. Es habe in Gießen mal eine »gute Population« der Vogelart gegeben, aber die vergangen Jahre konnte er nicht mehr beim Brüten beobachtet werden. »Obwohl er immer mal wieder zurückkehrt.« Hasselbach vermutet, dass freilaufende Hunde den scheuen Vogel verschrecken und er deswegen ohne zu brüten weiterzieht.
Die kommenden Kontrollen sollen vor allem dem Schutz dieser Vogelart dienen. Andere Bodenbrüter wie der Kiebitz und die Feldlerche hingegen kommen immer wieder zurück und können in der Wieseckaue beobachtet werden.
Wieseckaue Gießen: Anleinpflicht im Europäischen Schutzgebiet
»Hier konkurriert der Mensch mit der Natur«, sagt Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (Grüne) zur Wieseckaue. Dabei sei der Gießener Stadtpark ein Erholungsgebiet für die Menschen, der Teil der Aue hinter dem Stadtpark Richtung Wieseck ein Europäisches Schutzgebiet. »Und wir haben hier schon immer Maßnahmen ergriffen, damit die Menschen ihre Hunde nicht frei laufen lassen und in das Gebiet eindringen«, sagt Hasselbach.
Dazu gehört zum Beispiel das Anlegen von Kuhweiden. »Die Kühe stören nachweislich nicht die Brutvögel.« Aber sie verhindern, dass Menschen und ihre Vierbeiner über die nun umzäunten Wiesen laufen. Durch die Wieseckaue zu spazieren sei natürlich erlaubt, »aber die Menschen sollen auf den Wegen bleiben«, ermahnt Hasselbach, »und ihre Hunde an der Leine lassen«.
Wieseckaue Gießen: Bußgeld für Uneinsichtige bei Verstoß gegen Anleinpflicht
Trittin vom Gießener Ordnungsamt sagt indes, dass die Behörde die Leinenpflicht zwar das ganze Jahr über kontrolliere, die kommenden Wochen werden die Mitarbeiter aber »verstärkt aktiv sein«. Dabei sei der Dialog die Maßnahme der Wahl. »Weil es nachhaltiger ist und sich die Leute vielleicht auch nächstes Jahr an das Gespräch erinnern werden.«
Wer sich jedoch überhaupt nicht einsichtig zeige und seinen Hund ohne Leine laufen lasse, der müsse auch mit einer Sanktion rechnen. Trittin sagt: »Zwischen 20 und 100 Euro sind möglich.« Bußgeldstrafen drohen übrigens auch den Haltern, die die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge einfach liegen lassen. Hundekot war in Gießen zuletzt ein echtes Problem. (seg)