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„Kleine Farm“ soll neben Tierheim in Gießen entstehen

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Von: Christine Steines

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Eine Wohltäterin ermöglicht es den Gießener Tierschützern, ein neues Projekt anzugehen. Schafe, Ziegen und Schweine sollen bald neben das Tierheim ziehen.

Gießen - Noch ist außer einer Wiese nicht viel zu sehen. Doch in Kürze wird neben dem Tierheim das neueste Projekt des Tierschutzvereins entstehen: »Die kleine Farm«. Sie soll Nutztiere wie Schafe und Ziegen vorübergehend beherbergen. Dauerhaft einziehen sollen zudem einige Schweine. Die Idee: Wer »echte« Bekanntschaft mit den Tieren macht, bekommt Denkanstöße.

Wer die Tür zum Katzenhaus öffnet, bleibt nicht lange alleine. Samtpfötchen in allen Größen und Farben streichen den Besuchern um die Beine. Agnes Ermert-Schink nimmt eine schwarz-weiße Katze auf den Arm. »Du bist ein hübsches Tierchen«, sagt sie. Die 84-Jährige liebt Katzen. Jahrzehntelang hat sie gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann Hans-Jürgen Schink und einer Truppe Ehrenamtlicher die verwilderten Katzen im ehemaligen US-Depot in Gießen versorgt.

Die Katzenfreundin Agnes Ermert-Schink unterstützt den Tierschutzverein seit vielen Jahren.
Die Katzenfreundin Agnes Ermert-Schink unterstützt den Tierschutzverein seit vielen Jahren. © Harald Friedrich

Seit 1989 ist die alte Dame engagiertes Mitglied des Gießener Tierschutzvereins und spendet immer wieder. Dass das neue Projekt des Vereins in Angriff genommen werden kann, ist nicht zuletzt ihr zu verdanken. Mit einer Spende von 50 000 Euro finanziert sie einen Teil des »ausbruchsicheren« Zauns. »Tiere sind mein Leben und ich brauche nicht mehr viel«, sagt sie zu ihrer großzügigen Zuwendung. Astrid Paparone, die erste Vorsitzende des Tierschutzvereins, ist dankbar für die Unterstützung. »Die kleine Farm« liegt ihr besonders am Herzen. »Tierschutz hat viele Facetten, wir wollen, dass Nutztiere Wertschätzung erfahren.«

Tierheim in Gießen froh über großzügige Spende

Dankbar ist der Vorstand nicht nur für Ermert-Schinks Spende, sondern auch dafür, dass es Hilfe bei der Übereignung des Grundstücks gab. Ein Teil der Fläche gehört schon seit Jahren dem Verein, ein weiteres Stück konnte erworben werden, weil sich der Anwalt Reinhard Stock für die erforderlichen Löschungsbewilligungen der dort eingetragenen Grundschuld bemühte. Diese Leistungen stellte er nicht in Rechnung. Paparone: »Ohne solche tatkräftige Unterstützung könnte unser Verein nicht arbeiten.«

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Christina Mühlich absolviert derzeit beim Deutschen Tierschutzbund eine Fortbildung zum Coach in Sachen Tierschutz. Künftig soll Kindern und Jugendlichen in der »kleinen Farm« aufgezeigt werden, welche Eigenarten und Bedürfnisse sogenannte Nutztiere wie Schweine haben.

Die Tierschützerinnen Astrid Paparone und Agnes Ermert-Schink auf dem Grundstück neben dem Tierheim, auf dem die »kleine Farm« entstehen soll.
Die Tierschützerinnen Astrid Paparone und Agnes Ermert-Schink auf dem Grundstück neben dem Tierheim, auf dem die »kleine Farm« entstehen soll. © Harald Friedrich

Die Zeiten, in denen man Schweine auf einem Bauernhof draußen beobachten konnte, seien weitgehend vorbei, bedauert Paparone. »Schweine sind liebenswerte und sehr schlaue Geschöpfe«, sagt sie. Es gehe nicht darum, Besucher zu bekehren und zu belehren. Vielmehr sei es den Tierschützern ein Anliegen, Denkanstöße über Tierhaltung und Konsumverhalten zu geben. Paparone: »Zeitgemäßer Tierschutz beinhaltet auch einen Bildungsauftrag.« Weitere Unterstützung ist bei dem Farm-Projekt in Gießen willkommen. Gesucht werden Ehrenamtliche, die ebenfalls »Bock auf Schweine« haben. Die Erweiterung des Grundstücks soll aber auch den Hunden des Tierheims zugutekommen. Geplant sind gut eingezäunte Freilaufflächen als Ergänzung der bisherigen. Dort sollen sowohl Kletterkünstler als auch Hochsprungtalente ihrem Bewegungsdrang nachkommen können, ohne dass die Gefahr besteht, dass sie ausbüxen.

Tierheim in Gießen plant Farm-Projekt trotz Finanznöten

Der Tierschutzverein plant diese Erweiterung, obwohl er sich in einer schwierigen personellen und finanziellen Situation befindet. Mit der »kleinen Farm« und ihren Schulungen leisteten die Tierschützer Öffentlichkeitsarbeit und machten gleichzeitig Werbung in eigener Sache, beschreibt die Vorsitzende das Ziel. Der Tierschutzverein sieht harten Zeiten entgegen: Steigende Energie-, Tierarzt- sowie Personalkosten erschweren den wirtschaftlichen Betrieb des Tierheims.

Zudem habe die Aufnahme von 26 Tieren aus der Ukraine das Budget strapaziert. Noch ist unklar, ob ein Teil des Geldes erstattet wird. Ohne Spenden und ehrenamtliche Unterstützung könnte der Verein nicht existieren, betont Paparone. (Christine Steines)

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