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Auto-Folien für alle Fälle: Gießener Firma ist seit 35 Jahren im Geschäft

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Von: Christoph Hoffmann

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Getönte Scheiben kannte man früher vor allem von dicken Schlitten. Längst fahren aber auch viele Familienautos foliert durch Gießen. Die Firma Folien-Design Nachtigall sorgt dafür seit 35 Jahren.

Gießen - Getönte Scheiben kannte man früher vor allem von dicken Schlitten. Längst fahren aber auch viele Familienautos foliert durch Gießen. Die Firma Folien-Design Nachtigall sorgt dafür seit 35 Jahren.

Peter Nachtigall fährt auf das Firmengelände in der Grünberger Straße. Sein Wagen stammt von einem amerikanischen Hersteller. Das verwundert nicht, schließlich hat der 56-Jährige ein Faible für die USA im Allgemeinen und deren Autos im Speziellen. Auch in seinem Unternehmen spielen die Vereinigten Staaten eine Rolle, schließlich sind getönte Scheiben und Folierungen für Autos einst von dort über den großen Teich geschwappt. Noch heute kommen viele Folien, die wir verarbeiten, aus Amerika, sagt Nachtigall. Bereits seit 35 Jahren tönt er mit seinem gleichnamigen Unternehmen die Fahrzeuge seiner Kunden. Mit den Jahren sind jedoch viele weitere Angebote hinzugekommen.

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Peter Nachtigall und sein Team bringen auch grafische Verzierungen an Fahrzeugen an. © Oliver Schepp

Wäre der Meister nicht so teuer gewesen, würde ich in dem Beruf vermutlich heute noch arbeiten

Geschäftsführer Folien-Design Nachtigall Peter Nachtigall

Nachtigall hat einst Raumausstatter gelernt. Stattdessen schaute er sich nach einer Alternative um, für die er nicht mehrere Tausend Mark auf den Tisch legen musste. Zu dieser Zeit schraubte Nachtigall privat nicht nur gerne an Autos herum, er versah sie auch mit Scheibentönungen. Anfangs für sich, dann wurden Freude darauf aufmerksam. Also warum nicht Geld damit verdienen? 1988 habe ich mich dann selbstständig gemacht.

Gießener Firma sorgt für Schutz vor Wärme und UV-Strahlen

Früher waren dunkle Scheiben noch etwas exotisches. Sie gaben den Autos einen geheimnisvollen Touch. Aber das sollte sich schnell ändern. Weniger wegen der Optik, sondern vielmehr wegen der Funktion. Als ich damals angefangen habe, hatten 95 Prozent der Autos keine getönten Scheiben, sagt Nachtigall. Vor allem bei Familien seien sie aber schnell beliebt geworden, da die Folien 99 Prozent der UV-Strahlung und bis zu 80 Prozent der Wärme abhalten würden. Für Menschen, die Kinder oder Tiere haben, ist das super, sagt Nachtigall.

Und so wuchs das Unternehmen stetig. Nachtigall erarbeite sich einen guten Ruf, er gewann sogar die Europameisterschaften der Autoglasbeschichter. Bei der anschließenden WM in Amerika belegte er den vierten Platz.

Folien-Design Nachtigall aus Gießen war Marktführer

Mit der Zeit wurde das Unternehmen Folien-Design Nachtigall zum Marktführer. Doch dann entdeckte die Industrie das Geschäftsfeld für sich. Die Hersteller haben angefangen, Autos bereits mit getönten Scheiben anzubieten. Obwohl solche farblich getönten Scheiben lediglich 25 Prozent der Wärme abhielten und somit mit Folien nicht mithalten könnten, sei die Nachfrage zurückgegangen, sagt Nachtigall. Also musste er sich etwas überlegen - und das Angebot ausweiten.

Heute bietet das Unternehmen, dessen Hauptsitz im August-Hermann-Francke Weg liegt, Folierungen jeglicher Art an. Zum Beispiel Lackschutzfolien, die gerade hochpreisige Autos vor Steinschlag schützen, oder das sogenannte Car-Wrapping, wodurch die Fahrzeuge eine beliebige neue Farbe ohne Lackierung erhalten.

Konkurrenz wird für Gießener Unternehmen zum Glücksfall

Hinzukommen Beschriftungen und große Digitaldrucke, mit denen ganze Lkw-Flotten von heimischen Unternehmen versehen werden. Das Einsatzgebiet des Teams begrenzt sich aber längst nicht nur auf Fahrzeuge, wie der Firmeninhaber betont. Wir bringen auch an Gebäuden beispielsweise Sichtschutzfolien an. Das Licht kommt weiterhin hinein, man kann aber nicht hindurchsehen. Eine Besonderheit in diesem Segment seien sogenannte Clickfilm-Folien, deren Durchsicht per Knopfdruck ein- und ausgeschaltet werden könne.

Hinzu kämen Wärmeschutzfolien, die zum Beispiel an Glasfassaden von Bürogebäuden, aber auch an Fenster von Einfamilienhäusern angebracht werden. Das ist natürlich vor allem in den Sommermonaten sehr stark gefragt, sagt Nachtigall und fügt lächelnd hinzu: Vorher denken die Menschen nicht daran, dass es wieder heiß wird.

Viele weitere Services rund um die Werbetechnik gehören zum Angebot, auf Wunsch erstellt das Unternehmen auch Logos und andere Darstellungen für die Kunden. Diese Ausweitung hat laut Nachtigall dazu geführt, dass sich der Umsatz in all den Jahren stetig gesteigert hat. So gesehen war die Entscheidung der Autohersteller, Fahrzeuge mit getönten Scheiben anzubieten, in gewisser Weise ein Glücksfall für das Unternehmen.

Mitarbeiter gesucht: Firma in Gießen würde sich über neues Personal freuen

Noch glücklicher wäre Nachtigall, wenn er weitere Mitarbeiter für sein derzeit siebenköpfiges Team gewinnen könnte. Genügend Arbeit haben wir, sagt er. Aber auch in seinem Unternehmen mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Gefragt seien Monteure, aber auch Interessierte für eine Ausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller oder im Bürobereich.

Zum Glück kann Nachtigall nicht nur auf seine Mitarbeiter zählen, sondern auch auf seine Familie. Meine Frau Manuela kümmert sich um das Büro und die Verwaltung, mein Sohn Denny hat hier selbst eine Ausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller gemacht.

Wenn es nach Nachtigall geht, darf der Sohn das Unternehmen in nicht allzu ferner Zukunft gerne übernehmen. Ich würde mich aber freuen, sagt der Firmengründer lachend, wenn er mich ab und zu noch ein bisschen mitarbeiten lassen würde. (Christoph Hoffmann)

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