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In Gießen immer öfter »absurde« Immobilienpreise

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Von: Christoph Hoffmann

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Gerade Einfamilienhäuser sind in Gießen schwer zu bekommen.
Gerade Einfamilienhäuser sind in Gießen schwer zu bekommen. © Schepp

Was kostet eine Wohnung in der Innenstadt? Was ein Einfamilienhaus in Rödgen? Der jetzt veröffentlichte Immobilienmarktbericht für die Stadt Gießen gibt auf diese und weitere Fragen klare Antworten.

Gießener, die vor neun Jahren ein Reihenhaus gekauft haben, können sich glücklich schätzen: Heute müssten sie vermutlich den doppelten Preis auf den Tisch legen. Während der Mittelwert für solch ein Eigenheim im Jahre 2010 noch bei 141 000 Euro lag, waren es 2018 stolze 315 000 Euro. Die Durchschnittswerte für Reihenendhäuser, Doppelhaushälften und frei stehende Häuser sind ebenfalls gestiegen. Das zeigt ein Blick in den Immobilienmarktbericht, den Horst-Friedhelm Skib, der Vorsitzende des Gutachterausschusses, am Montag vorgestellt hat.

Weniger verfügbare Immobilien, zum Teil deutlich gestiegene Preise: Das gilt nicht nur für den Speckgürtel Gießens (siehe Seite 31), sondern auch für die Uni-Stadt selbst. So wurden im vergangenen Jahr 811 Immobilienobjekte gekauft, was ein Minus von 24 Prozent bedeutet. Am häufigsten gehandelt wurden Eigentumswohnungen, die mit 391 Fällen 52 Prozent des Gesamthandels ausmachten. Das dabei umgesetzte Geld ist jedoch deutlich gestiegen, um 38 Prozent auf 354 Millionen Euro. Der Rückgang der Kauffälle liegt aber nicht etwa am mangelnden Interesse, wie Skib betont. »Es ist einfach nicht mehr da.« Dieses Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage habe zu teils erstaunlichen Abschlüssen geführt. »Früher gab es pro Jahr ein bis zwei Verrückte, die absurd hohe Preise bezahlt haben. Heute haben wir das fünf Mal im Monat.«

Innerhalb des Stadtgebiets variieren die Preise stark. Während ein freis tehendes Haus im Gießener Süden 2018 durchschnittlich 468 000 Euro gekostet hat, waren es in Rödgen lediglich 198 000 Euro. Beim Wohnungskauf gibt es ebenfalls Unterschiede: Eine 100 Quadratmeter große Bestandswohnung in der Innenstadt kostete im vergangenen Jahr 2255 Euro pro Quadratmeter. In Wieseck wurden dafür lediglich 1861 Euro fällig. Auf das ganze Stadtgebiet bezogen sind die Mittelpreise von Wohneigentum in den vergangenen Jahren merklich gestiegen. Bei Neubauten zum Beispiel von rund 2400 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2010 auf nun etwa 3310 Euro. Das sind etwa 4 Prozent mehr als 2017.

Immobilienpreise in Gießen: Preise für Eigentumswohnungen und Häuser teils drastisch gestiegen

Allerdings sind diese Werte mit Vorsicht zu genießen. Der Mittelwert für ein frei stehendes Haus in Rödgen ergibt sich beispielsweise aus lediglich drei getätigten Verkäufen im vergangenen Jahr. Für andere Gebiete und Stadtteile hat der Gutachterausschuss daher gar keine Werte bekanntgegeben. Bei weniger als drei Fallzahlen wäre die Aussagekraft zu gering.

Die Preise für Eigentumswohnungen und Häuser sind also teils drastisch gestiegen. Kein Wunder, dass es bei Baugrundstücken ähnlich aussieht. So ist der Durchschnittspreis um satte 24 Prozent gestiegen. Er liegt bei 324 Euro pro Quadratmeter. Die Kernstadt ist mit 370 Euro am teuersten, in Lützellinden gibt es den Quadratmeter schon für 185 Euro (siehe Grafik).

Skib betont, dass die Wohnform Einfamilienhaus immer seltener werden könnte, zumindest in der Stadt. Während derzeit noch zahlreiche Wohnungen realisiert würden (Motorpool, Alter Flughafen, Bergkaserne), seien Bauplätze für Einfamilienhäuser rar. »Gießen ist durch den Stadtwald begrenzt. In der Wieseck- und der Lahnaue kann ebenfalls nicht gebaut werden, da es sich um Hochwassergebiete handelt«, sagt der Vorsitzende des Gutachterausschusses. Lediglich in Allendorf und Lützellinden gebe es noch einige Bauplätze, hinzu kämen die rund 30 geplanten in Rödgen (»In der Roos«). Das Credo für die Universitätsstadt sei daher ganz klar: Nach oben bauen und innen verdichten.

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