Geburten in Corona-Zeiten: Mehrbelastung für Klinikpersonal und Eltern

Geburten sind für Eltern Grund zur Freude. Doch wegen Corona und den strengen Hygieneregeln in Kliniken steigt die Mehrbelastung für Personal und Eltern.
Gießen - Frauen, die ein Kind erwarten, sehen sich in den heimischen Kliniken mit teils strengen Corona- Regeln konfrontiert. Väter oder Begleitpersonen dürfen teilweise nur eine Stunde pro Tag zu Besuch kommen. Das führt auch zu einer Mehrbelastung des Klinikpersonals. Vor allem durch die neue Corona-Variante.
Corona ist aus dem Alltag vieler Gießener nahezu verschwunden. Hygienemaßnahmen und Sicherheitsabstände sind dem Bürger in den meisten Fällen selbst überlassen. Wer will, kann ein Leben wie vor der Pandemie führen - trotz wieder ansteigender Inzidenzen. Es gibt jedoch Situationen, in denen Corona und vor allem damit verbundene Regeln das Leben der Gießener sehr wohl noch beeinflussen. Zum Beispiel bei einer Geburt.
Geburten unter Corona-Bedingungen in Gießen: Teils strenge Vorschriften und Maßnahmen
In den Krankenhäusern der Region gelten teils strenge Regeln, was die Besuchszeiten von Ehepartnern, Verwandten und Geschwisterkindern betrifft. Im Gießener Uniklinikum werden jedes Jahr rund 1600 Kinder auf die Welt gebracht. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich das Prozedere für alle Beteiligten jedoch stark verändert.
Vor der Entbindung dürfen die werdenden Mütter zu ambulanten Terminen nur bei »dringender Notwendigkeit« von einer Person begleitet werden, teilt Pressesprecher Frank Steibli mit und nennt als Beispiele Seh- oder Gehbehinderungen sowie Übersetzungstätigkeiten. Zugelassene Begleitpersonen müssen zudem einen negativen Antigenschnelltest vorzeigen, der nicht länger als 24 Stunden zurückliegt. »Ganz unabhängig davon, ob die Personen geimpft, genesen oder geboostert sind«, betont Steibli.
Geburten unter Corona-Bedingungen in Gießen: Vorsorge bleibt oberstes Gebot
Während der Geburt dürfe ebenfalls eine Vertrauensperson anwesend sein. Wenn es die Zeit im Vorfeld nicht zulasse, könne der benötigte Corona-Test auch in der Abteilung vorgenommen werden. Der Impf- bzw. Genesenenstatus sei während der Geburt irrelevant, das Tragen einer FFP2-Maske hingegen verpflichtend.
Nach der Entbindung dürfen die Väter oder andere Angehörige die Mutter und das Kind zwischen 14 und 17 Uhr für eine Stunde (Gynäkologie) bzw. drei Stunden (Neugeborenenstation) mit tagesaktuellem Antigen-Schnelltest und FFP2-Maske besuchen. »Es kann aufgrund der aktuellen Lage nur ein Besuch pro Patientin pro Tag gestattet werden«, sagt Steibli. Geschwisterkinder dürfen die Klinik jedoch nicht betreten.
Am St.-Josefs-Krankenhaus Balserische Stiftung sind die Regeln ähnlich. Heißt: Vertrauenspersonen benötigen einen negativen Schnelltest und müssen eine FFP2-Maske tragen, wenn sie die Mutter während oder nach der Geburt besuchen wollen. Kinder dürfen die Klinik nur betreten, wenn sie mindestens 16 Jahre alt sind, sagt Pressesprecherin Annina Müller und begründet das damit, dass Kinder häufiger symptomlos an Corona erkranken. »Nach der Geburt können die Väter für maximal drei Stunden am Tag zu Besuch kommen. Zusätzlich ist ein weiterer Besucher für bis zu zwei Stunden zugelassen.«
Geburten in Gießen unter Corona-Bedingungen nur mit FFP2-Maske, Tests und Besucherzeiten
Wer in Gießen lebt und ein Kind erwartet, entscheidet sich für die Niederkunft in den meisten Fällen für das Uniklinikum oder das katholische Krankenhaus. Das Evangelische Krankenhaus Agaplesion betreibt keine Geburtsstation mehr. Dafür fahren schon seit jeher viele Gießenerinnen in die Asklepios Klinik in Lich. »Die werdenden Mütter dürfen bei der Geburt von einer erwachsenen Person begleitet werden«, teilt Olga Garder, die Sektionsleiterin Geburtshilfe an der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, zu den aktuellen geltenen Corona-Regelungen mit.

Im Unterschied zu den beiden Gießener Kliniken ist in Lich die Besuchszeit pro Tag jedoch auf eine Stunde begrenzt. Wie am UKGM oder dem Katholischen können aber auch in Lich Familienzimmer gebucht werden. Somit können die Begleitpersonen permanent bei der frischgebackenen Mutter bleiben. Weiterer Unterschied zu den beiden Gießener Kliniken: In Lich müssen lediglich Besucher einen negativen Schnelltest vorweisen, die nicht genesen bzw. nicht geimpft sind.
Geburten in Gießen unter Corona-Bedingungen sorgen für Mehrbelastung von Eltern und Personal
Corona sorgt demnach in allen drei Kliniken dafür, dass Besuche eingeschränkt sind. Aus anderen Regionen berichten Mütter, dass dies mitunter eine erhebliche Zusatzbelastung für die Mitarbeiter bedeute, da sie sich mehr um die Neugeborenen kümmern müssten. Das UKGM sowie die Asklepios-Klinik in Lich wollen das nicht bestätigen, das St.-Josefs-Krankenhaus räumt dies jedoch ein. »Bei uns dürfen die Väter glücklicherweise drei Stunden pro Tag kommen. Aber selbst drei Stunden gehen schnell herum, sodass unser Pflegepersonal mehr Belastung bei der Versorgung des Neugeborenebn erfährt.«
Zudem gebe es immer wieder Diskussionen mit einigen Besuchern bezüglich der Einhaltung der Besucherregelung. Auch das führe zu mehr Belastung beim Pflegepersonal. (Christoph Hoffmann)