1. Gießener Allgemeine
  2. Gießen

Anwohner sauer: Henselstraße in Gießen ohne Genehmigung umgebaut

Erstellt:

Von: Christoph Hoffmann

Kommentare

oli_henselstrasse_220622_4c_1
Die Henselstraße zählt zu den historisch am besten erhaltenen Straßen der Stadt. Nun wurde sie ohne Genehmigung von der Stadt Gießen umgebaut. © Oliver Schepp

Die Henselstraße in Gießen wird umgebaut. Die Stadt hat sich dafür keine Genehmigung wegen des Denkmalschutzes eingeholt. Anwohner sind verärgert.

Gießen - Die Baumaßnahme in der Henselstraße hat bei Anwohnern für Unmut gesorgt. Sie haben kein Problem mit den Fahrradfahrern dienenden Maßnahmen an sich, sondern mit der Umsetzung. Die Arbeiten am Kopfsteinpflaster hätten den einzigartigen Charakter der Straße beschädigt. Außerdem kritisieren die Anwohner, dass sie als Privatpersonen bei Bauvorhaben denkmalschutzrechtliche Aspekte strikt einhalten müssten, die Stadt Gießen sich darüber jedoch hinweggesetzt habe.

Tatsächlich ist im Rathaus nicht der vorgeschriebene Weg eingehalten worden. Das bestätigt nun Pressesprecherin Claudia Boje auf Anfrage. Da der historische Pflasterbelag zum Denkmalbestand gehöre, wäre eine denkmalrechtliche Genehmigung notwendig gewesen. »Diese Genehmigung wurde von den ausführenden Ämtern vor der Veränderung innerhalb der Stadtverwaltung bedauerlicherweise nicht eingeholt«, sagt Boje.

Henselstraße in Gießen ohne Genehmigung umgebaut: Stadt ändert Fahrtrichtung der Einbahnstraße

Die Stadt Gießen hat die als Einbahnstraße ausgewiesene Henselstraße gegenüber der Alten UB für den Radverkehr in Gegenrichtung geöffnet. Für diesen Zweck mussten die Einbahnstraßenrichtung verändert und die bestehenden Parkplätze auf die andere Straßenseite verlegt werden.

Eine Zufahrt zur Henselstraße ist für Autos ab sofort nur noch über die Fahrradstraße Goethestraße möglich. Um die für die Öffnung notwendigen Fahrbahnmarkierungen aufbringen zu können, hat die Stadt zudem Teile des Kopfsteinpflasters geopfert.

Umbau Henselstraße in Gießen: Änderung der Baumaßnahmen wegen Denkmalschutz

Wegen der nicht im Vorfeld eingeholten Genehmigung ist der Denkmalschutz nun im Nachgang involviert. Denn es stehen Änderungen in der Ausführung der Baumaßnahme an. So sollen die sogenannten Rad-Schleusen, die das Ein- und Ausfahren aus der Einbahnstraße gegen den Verkehr sicherer gestalten sollen, optisch nachgebessert werden, indem wieder Pflaster bis an den Rand der Markierungen gelegt wird. Auch der Untergrund der Sicherheitszone an der Einmündung Bismarckstraße, auf dem heute Radständer stehen, wird im Untergrund wieder gepflastert.

giloka_1106_henselstrasze_4c
Die grellroten Markierungen auf der Henselstraße in Gießen geben Rad- und Autofahrern mehr Sicherheit und Orientierung. © Schäfer

Insbesondere die möglichst weitgehende Wiederherstellung des Pflasters hatte der Denkmalschutz angeregt, teilt die Stadt mit. Damit werde man sowohl den Sicherheitsbedürfnissen der Radfahrer als auch dem Denkmalschutz gerecht, sagt Bürgermeister Alexander Wright. Dieser Schritt sei auch eine Reaktion auf die Kritik der Anwohner. Was die zusätzlichen Arbeiten kosten werden, ist unklar. Im Zuge der Anpassungen sollen auch Schäden im Straßenbereich selbst ausgebessert werden. (Christoph Hoffmann)

Auch ein anderes Projekt der Stadt Gießen läuft nicht wie geplant. Der angedachte Verkehrsversuch auf dem Anlagenring wird auf 2023 verschoben.

Auch interessant

Kommentare