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Gießen: Gelbwesten-Organisator schmeißt hin - Offene Fragen zu kommendem Wochenende

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Von: Christoph Hoffmann

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200 Gegendemonstranten wollen den Gelbwesten in Gießen Paroli bieten. Doch die kommen nicht. Die Demo wurde abgesagt, der Organisator zieht sich zurück. Und hinterlässt offene Fragen.

Es ist kurz nach 15 Uhr, als vor der Kongresshalle Jubel aufbrandet. Soeben hat eine Sprecherin des Sozialistisch-Demokratischen Studierendenverbands verkündet, dass die auf der gegenüberliegenden Straßenseite geplante Aktion der Gelbwesten nicht stattfinden wird. Mehr noch: Organisator Ronny Böhm hat auf Facebook bekanntgegeben, dass er ab sofort nicht mehr als Veranstalter der wöchentlichen Kundgebungen in Erscheinung treten will. Eine Entwicklung, mit der an diesem Samstagnachmittag kaum einer gerechnet hat.

Gedenkminute für Opfer in Neuseeland

Eine halbe Stunde zuvor: Gegenüber des Berliner Platzes versammeln sich immer mehr Demonstranten, die dem geplanten Auftritt der Gießener Gelbwesten Paroli bieten wollen. Am Ende sind es rund 200 Leute, darunter Vertreter von Die Linke, der Seebrücke, die PARTEI und der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Gießen, kurz ARAG. Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Terrorakts im neuseeländischen Christchurch, bei dem mindestens 50 Muslime getötet worden sind, werden sozialistisch und antikapitalistisch geprägte Reden gehalten. Aber auch gemäßigtere Teilnehmer sind zur Gegendemo gekommen. Zum Beispiel Inge Bietz, die sich bei den »Omas gegen Rechts« engagiert. »Wir wollen uns nicht von unseren Enkeln fragen lassen müssen, warum wir nichts unternommen haben«, sagt die Gießenerin und betont, dass Fremdenfeindlichkeit immer mehr auch in der Mitte der Gesellschaft zu verspüren sei.

Was passiert kommenden Samstag?

Um 15 Uhr, dem offiziellen Starttermin, haben sich lediglich zwei Gelbwesten auf den Berliner Platz verirrt. Sie haben nicht mitbekommen, dass Böhm die Demonstration kurz zuvor abgesagt hat. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er, die Sicherheit der Teilnehmer nicht gefährden zu wollen. Er werde sich zudem als Veranstalter zurückziehen, da Drohungen gegen seine Familie ausgesprochen worden seien.

Böhm hatte zuletzt für Aufregung gesorgt, da er die Aktion »Schutzzone« der rechtsextremen NPD zur Gelbwesten-Demo eingeladen hatte. Die Folge: Vor einer Wochen marschierten hochrangige NPD-Funktionäre in gelben Westen durch die Innenstadt, woraufhin andere Teilnehmer ihre Westen auszogen. »Durch meinen Fehler, Menschen der NPD einzuladen, habe ich leider eine Angriffsfläche geschaffen und so den GW und meiner Familie geschadet!«, schreibt Böhm nun auf Facebook.

Was der Rücktritt für die Gießener Gelbwesten bedeutet, wird sich zeigen – spätestens am kommenden Samstag.

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