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Fahrradzone entsteht in der Gießener Innenstadt – Folgen sind weitreichend

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Von: Burkhard Möller

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Im Oktober wird in Gießen das Gebiet in der östlichen Innenstadt zur Fahrradzone. Der Parksuchverkehr zum Brandplatz wird mit einer Sperre unterbunden.

Gießen - »Vorstellung der Planung Fahrradzone Neuen Bäue« stand als Thema auf der Einladung des Magistrats für einen Termin am Mittwoch am Zebrastreifen bei McDonald’s. Was Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) und seine Mitarbeiter aus der Straßenverkehrsbehörde und dem Tiefbauamt dann innerhalb von 45 Minuten am Straßenrand verkündeten, stellt eine der größten Veränderungen im Innenstadtverkehr der vergangenen Jahre dar.

Bereits ab Mitte Oktober will die Stadt von der Einfahrt zur Neuen Bäue ab Abzweig Johannesstraße bis zum Ende der Schulstraße und bis zum Übergang des Kanzleibergs in den Brandplatz eine sogenannte Fahrradzone einrichten. Für sich genommen hätte diese straßenverkehrsrechtliche Veränderung noch keine weitreichenden Folgen. Die indes ergeben sich aus den flankierenden Maßnahmen, zu denen die Sperrung der Durchfahrt zum Brandplatz vom Kanzleiberg aus und das Ende der Parkraumbewirtschaftung in der kompletten Fahrradzone gehören.

Die Parkautomaten werden dort Schildern für das Anwohnerparken weichen, die geschätzt knapp 30 öffentlichen Kurzzeitparkplätze fallen ersatzlos weg. »Es war schon immer unser Ziel, den Parksuchverkehr durch die Neuen Bäue zum Brandplatz zu reduzieren«, erklärte Verkehrsdezernent Wright.

Fahrradzone in Gießen: Stadt reagiert auf Bedingungen der Verkehrspolizei

Die Fahrradzone als Mittel zum Zweck ist die Antwort einerseits auf einen Stadtverordnetenbeschluss vom März 2021, als nicht nur der Verkehrsversuch am Anlagenring beschlossen wurde, sondern auch die Ausweisung von zwei Fahrradachsen durch die Innenstadt, darunter eine durch die Neuen Bäue. Andererseits reagiert die Stadt auf die Bedingungen, die die Verkehrspolizei vor Ausweisung einer Fahrradstraße in der Neuen Bäue im vergangenen Jahr formuliert hatte.

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Bürgermeister Wright (2. v. l.) und Dorina Mazetti vom Klimaschutzmanagement (l.), Tiefbauamtsleiter Peter Ravizza und Radverkehrsbeauftragte Katja Bürckstümmer stellten die Fahrradzone vor. © Burkhard Moeller

Mit den verkehrslenkenden Maßnahmen und der Reduzierung des Parksuchverkehrs will die Stadt den schon relativ hohen Radverkehrsanteil erhöhen, um eine der Voraussetzungen für eine Radzone, die erst im April 2020 in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen wurde, zu erfüllen.

Die Radverkehrsbeauftragte Katja Bürckstümmer erläuterte, welche Regeln in einer Fahrradzone mit Pkw-Verkehr gelten: Radfahrer dürfen dort nebeneinander fahren. Das vorgeschriebene Tempo 30 gilt in dem Bereich ohnehin schon lange, auch die Regel rechts vor links hat keine Auswirkungen, weil die Gehwege über die seitlichen Zufahrten gebaut sind. Damit hat der Geradeausverkehr in der Neuen Bäue Vorfahrt. Abmarkiert werden breitere Abstandsflächen zu den seitlichen Anwohnerparkplätzen, um sogenannten Dooring-Unfällen vorzubeugen. Die Fahrbahnbreiten erlaubten Begegnungsverkehr. Neben Schildern an den Einfahrten zu der Fahrradzone werden auf der Fahrbahn Piktogramme aufgebracht.

Gießener Innenstadt: Parkplatz für Lastenräder statt Autoparkplätze

Einschneidend sind auch Veränderungen beim ruhenden Verkehr. In der Schulstraße wird es hinter dem Abzweig Sonnenstraße Richtung Markplatz nur noch einen Taxistand für zwei Fahrzeuge geben, aber keine Parkplätze mehr. Die Ladezone auf Höhe des Biomarkts wird auf die andere Straßenseite verlegt und macht Platz für einen Parkplatz für Lastenräder. Privatparkplätze wie der hinter Fuhr oder am Biomarkt können wie bisher angefahren werden.

Laut Wright sind die Veränderungen unter anderem auch mit den Beschickern des Wochenmarkts besprochen. Sie könnten die Sperre am Kanzleiberg - zum Einsatz kommt wieder eine rote Halbschranke - aufschließen und an den Markttagen auch von dieser Seite auf den Brandplatz gelangen. Angesprochen auf die bisherigen Reaktionen von Anwohnern und Geschäftsleuten, sagte Wright: »Es gab Lob und Tadel.«

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Das geht ab Mitte Oktober nicht mehr, denn die Zufahrt aus dem Kanzleiberg zum Brandplatz wird dann dicht sein. © Burkhard Moeller

Gießen: Lindenplatz bald kein Parkplatz mehr

Pläne, die im nächsten Jahr verwirklicht werden sollen, hat der Bürgermeister auch für den Bereich Walltorstraße/Lindenplatz. Auch dort soll eine Fahrradzone ausgewiesen werden. Der Lindenplatz wird »abgepollert« und kann dann nicht mehr von der Walltorstraße aus angefahren werden. Auf dem Platz soll es nur noch Behindertenparkplätze geben. Die Parkplätze in den Marktlauben sollen vom Brandplatz aus erreichbar bleiben. »Wenn da keine Autos stehen, sieht man erst mal, was für ein schöner Platz der Lindenplatz ist«, stellte Wright fest. (Burkhard Möller)

Erst vor wenigen Tagen hatte Gießens Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) bekannt gegeben, dass die Radwege in der mittleren Marburger Straße und in der Frankfurter Straße in Kleinlinden vom Gehweg auf die Fahrbahn verlegt werden.

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