Erneut große Eritrea-Demo in Gießen: Jetzt gehen die Regimegegner auf die Straße

Nach den Unterstützern haben nun auch die Kritiker des eritreischen Machthabers eine Kundgebung in Gießen angemeldet. Abermals wird ein Polizeigroßeinsatz erwartet.
Gießen - Zwei Wochen nach der Demonstration von Vereinen, die dem eritreischen Regime nahestehen, wollen nun die Gegner des Machthabers Isayas Afewerki in Gießen auf die Straße gehen. Wie die Stadt Gießen gestern mitgeteilt hat, werden am Donnerstag, 20. Oktober, zwischen 800 und 1000 Teilnehmende erwartet. Im Gegensatz zur Demonstration vom 6. Oktober ist die Veranstaltung diesmal nur auf den Berliner Platz beschränkt; einen Demozug wird es nicht geben.
Es seien »keine grundsätzlichen Einschränkungen des Verkehrs in der Innenstadt zu erwarten«, teilt die Stadt in einer Presseerklärung mit. »Die Straßen werden voraussichtlich frei bleiben.« Dies war bei der Versammlung am 6. Oktober nicht geschehen, da die Route des Demozug vom Bahnhof bis zum Berliner Platz führte.
Nächste Eritrea-Demo in Gießen wird „Gegenveranstaltung der Regimekritiker“
Angemeldet worden ist die Demo nach Informationen dieser Zeitung von einer Gießenerin, die gebürtig aus Eritrea stammt. Das sinngemäße Thema lautet: »Gegenveranstaltung der Regimekritiker zur Versammlung vom 6. 10. 2022«. Damit bezieht sich die Anmelderin auf die Versammlung der regimenahen Vereinen an jenem Tag. Dort hatten die Veranstalter den Angriff von mutmaßlichen Gegnern des eritreischen Regimes auf eine Veranstaltung des eritreischen Konsulats in den Hessenhallen am 20. August verurteilt. Dabei waren im Vorfeld 26 Besucher und Helfer des Festes sowie sieben Polizisten verletzt worden. Gleichzeitig hatten die aus ganz Deutschland kommenden Teilnehmenden das Porträt ihres Präsidenten Afewerki, den unter anderem Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International als Diktator bezeichnen, getragen – im Bilderrahmen, auf Plakaten oder T-Shirts.
Die Versammlung der Regimegegner ist für Donnerstag, 20. Oktober, von 14 bis 19 Uhr geplant. Als Redner angefragt sind unter anderem Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher und der Ausländerbeirat. Der hatte bei der Demo der regimenahen Vereine gesprochen. Auch interne Kritiker warfen dem Vorstand daraufhin fehlende Neutralität vor. Der Bereich zwischen Rathaus und der Kundgebung auf dem Berliner Platz soll mit Gittern abgesperrt werden. Der Haupteingang des Rathauses kann wie gewohnt genutzt werden.
Demo in Gießen: Erneutes Polizei-Großaufgebot wahrscheinlich
Bei der Versammlung der regimenahen Gruppen mit in der Spitze 700 Teilnehmenden war die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort. Geschätzt über 1000 Beamte sicherten den Demonstrationszug und die Kundgebung – auch mit Spezialkräften. Wie Polizeisprecher Jörg Reinemer sagt, sollen auch am Donnerstag ähnlich viele Polizeikräfte zum Einsatz kommen (Kays Al-Khanak).