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Armin Laschet (CDU) in Gießen: So lief sein Auftritt auf dem Kirchenplatz

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CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet macht in Gießen Fotos mit Fans.
CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet macht in Gießen Fotos mit Fans. © Oliver Schepp

CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat im Endspurt vor der Bundestagswahl noch einmal Gießen besucht. Bei seinem Auftritt am Dienstag (21.09.2021) vermittelte er eine eindeutige Botschaft.

Gießen – Innerhalb von vier Wochen hat CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet am Dienstag (21.09.2021) zum zweiten Mal Station in Gießen gemacht. Sein Auftritt vor zeitweise bis zu 1000 Zuschauern zeigte, wie sich der Wahlkampf gedreht hat. Mitte August arbeitete sich Laschet auf dem Schiffenberg vor allem an den Grünen ab*, nun war SPD-Kontrahent Olaf Scholz Hauptadressat seiner Kritik.

Armin Laschet spricht bereits gut 20 Minuten, als Bewegung die ersten Reihen vor der Bühne auf dem Kirchenplatz kommt. Einige jugendliche Zuhörer streifen ihre Jacken ab, unter denen sie T-Shirts mit orangefarbenen Parolen wie »Ihr sterbt am Alter, wir sterben am Klima« tragen. Die Gruppe reckt Plakate in die Höhe, ein junger Mann ruft lautstark »Sprich mit uns«.

Bundestagswahl: Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) tritt erneut in Gießen auf

Genau das macht der Kanzlerkandidat der Unionsparteien eine Viertelstunde später. Die letzten Takte der Nationalhymne sind kaum verklungen, als sich vor der Bühne eine Menschentraube aus Klimaschützern, Sicherheitsleuten und örtlichen CDU-Anhängern bildet, mittendrin Armin Laschet. Mehrere Minuten diskutiert der NRW-Ministerpräsident mit den jungen Leuten über Klimapolitik, dann wird es höchste Zeit zum Aufbruch. Der Wahlkämpfer hat noch Auftritte in Fulda und – am Abend mit Bundeskanzlerin Angela Merkel – in Stralsund an der Ostseeküste vor sich.

Mit über halbstündiger Verspätung ist er, begleitet unter anderem von seiner Medienberaterin und früheren BILD-Chefin Tanit Koch, um kurz nach 13.30 Uhr in der Schlossgasse seinem Dienstwagen entstiegen und wird von Kanzleramtschef Helge Braun und Ministerpräsident Volker Bouffier zur Bühne geleitet. Vor der warten schätzungsweise zwischen 800 und 1000 Menschen, die allermeisten CDU-Anhänger aus den mittelhessischen Bundestagswahlkreisen.

Für das Warm up haben neben Braun zuvor Oberbürgermeister-Kandidat Frederik Bouffier, Landrats-Kandidat Peter Neidel sowie die Bundestagsabgeordneten Stefan Heck (Marburg) und Hans-Jürgen Irmer (Wetzlar) gesorgt. Um die Wartezeit zu verkürzen, verlegt Volker Bouffier seine Rede vor den Laschet-Auftritt.

Bundestagswahl: Armin Laschet (CDU) & Co. warnen in Gießen wiederholt vor Rot-Rot-Grün

Die Warnung vor einer rot-grün-roten Koalition im Bund zieht sich wie ein roter Faden durch die Reden. Gießen wird seit dem Frühjahr von einem derartigen Bündnis regiert, allerdings mit den Grünen an der Spitze. OB-Kandidat Bouffier empfiehlt sich als bürgerliches »Korrektiv« zur Stadtregierung »mit den Extremisten von der Deutschen Kommunistischen Partei«.

Die Veranstaltung spiegelt den Verlauf des Wahlkampfs wider. Als Laschet und Gesundheitsminister Jens Spahn Mitte August beim Landestag der Jungen Union auf dem Schiffenberg auftraten, richteten sich die Reden fast ausschließlich gegen die Grünen. Über dem sonnenbeschienenen Kirchenplatz schwebt am Dienstag dagegen ein Roter. »Ich verstehe Olaf Scholz nicht«, sagt Laschet. Mal wolle sein Hauptkontrahent ums Kanzleramt wie Angela Merkel sein, dann wie Helmut Schmidt – um gleichzeitig mit der Linken zu flirten. Es hat fast etwas Flehendes, als Laschet den SPD-Vizekanzler auffordert, in Sachen Rot-Rot-Grün endlich Farbe zu bekennen: »Er muss es bis zum Sonntag sagen.«

Auftritt in der Gießener Innenstadt: Gute Laune bei Helge Braun und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet.
Auftritt in der Gießener Innenstadt: Gute Laune bei Helge Braun und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet. © Oliver Schepp

Wahlkampfauftritt von Armin Laschet (CDU) in Gießen: Lautester Beifall für die Polizei

Zuvor hat er lange über Klimaschutzpolitik gesprochen, um auch bei diesem Thema vor einer SPD-geführten Bundesregierung zu warnen. Die werde die Wirtschaft mit Steuererhöhungen überziehen. »Wir können unsere Klimaziele nur erreichen, wenn wir Milliarden investieren. Das können wir nur, wenn wir wirtschaftlich stark bleiben«, sagt Laschet, der immer wieder von der Notwendigkeit einer »sozialverträglichen« Klimaschutzpolitik spricht. Auch diesbezüglich dürfe das Land nicht zum »Experimentierfeld« werden. »Wir wollen Deutschland in der Mitte halten«, ruft er gegen Ende seiner gut halbstündigen Rede.

Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Reihen der Zuhörer schon deutlich gelichtet. Am dichtesten sind sie, als der »MP« spricht. Bouffier erhält auch den lauteren Beifall als der etwas müde wirkende Kanzlerkandidat. »Olaf Scholz eiert durchs Gelände«, mit der Linken in der Regierung drohe dem Land eine »politische Geisterfahrt«, warnt Bouffier. Als er die rhetorische Frage in die Menge ruft: »Glaubt hier irgendjemand, dass es uns besser geht, wenn das Land nach Links verschoben wird«, antworten einige aus den hinteren Reihen lautstark: »Ja, ja.« Da muss der Ministerpräsident selbst ein bisschen schmunzeln. Der lautesten Beifall kriegt freilich MdB Stefan Heck aus Marburg, als er der Polizei für ihren Einsatz im Dannenröder Forst dankt und hinzufügt: »Die Linken haben eine tiefsitzende Abneigung gegen alle, die eine Uniform tragen.« (Burkhard Möller) *giessener-allgemeine.de ist ein Angebot von IPPEN.DIGITAL

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