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Gestöbert und gekauft für den guten Zweck

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Knapp 900 Menschen besuchten den Flohmarkt des »Round Table« - Einnahmen gehen an Caritas-Projekt »Mahlzeit« Knapp 900 Menschen besuchten am Sonntag den Flohmarkt des »Round Table« in den Hessenhallen, dessen Einnahmen an das Caritas-Projekt »Mahlzeit« gehen.

Gießen (srs). Die Taschen sind proppenvoll, in einem Karton klappert Messinggeschirr. Nanette Hopf hat schwer zu tragen. Ihre Passion des Stöberns, des Kramens und Handelns ist allerdings noch lange nicht gesättigt. An einem Tisch voller kleiner Kunstgegenstände sind sie und ihre Mutter hängengeblieben. Sie begutachtet einen Stab aus Holz mit dünnen schwarzen Riemen. »Eine afrikanische Fliegenklatsche«, erklärt die Buseckerin. »Glaube ich.« Sie greift zu und zahlt. »Man kauft hier Sachen, die man nicht unbedingt braucht, die man weiterverschenkt«, ergänzt sie lächelnd. »Es ist ja für den guten Zweck.« Knapp 900 Menschen suchten am Sonntag den Wohltätigkeitsflohmarkt des Serviceclubs »Round Table 94« in den Hessenhallen auf. Die Waren hatten Bürger am Tag zuvor abgegeben. Der Erlös geht an das Projekt »Mahlzeit« der Gießener Caritas-Vereinigung.

Zum vierten Mal hat der »Round Table 94« zu seinem Flohmarkt geladen. Insbesondere Porzellan, Töpfe und Schalen wecken das Interesse der Besucher. Auch Raritäten sind zu entdecken, wie zum Beispiel eine Lampe im Bauhaus-Stil aus den Zwanziger Jahren. Bücher und Kerzen trägt Student Stefan Flöper aus der Halle. »Der Winter kommt gerade wieder«, sagt er. Eine ältere Dame aus Petersweiher entscheidet sich für ein mit Enten bedrucktes Porzellanservice. »Das ist für meine Studentin, der ich ein Zimmer vermiete. Sie fängt im Oktober erst an, hat noch nichts.« Auf dem Parkplatz vor der Hessenhalle steht währenddessen Maike Schönfeld vor dem Problem, sperrige Rattanmöbel in ihrem Kofferraum unterzubringen. »Eigentlich wollten wir gestern Sachen abgeben, haben es aber nicht geschafft.« Jetzt ist der eigene Wagen voll.

17 ehrenamtliche Mitglieder des »Round Table« haben mit ihren Frauen, Freunden und Teilnehmern des »Old Table« am Tag zuvor die Waren sortiert und auf den 250 Tischen drapiert. Ferner hat ein erfahrener Flohmarktkenner, Johannes Dauzenroth, die Gegenstände begutachtet, sodass mögliche Schätze nicht zu Spottpreisen über den Tisch gehen. Auf eine Schachtel mit wertvollen Meerschaumpfeifen hat er aufmerksam gemacht. »Die dürft ihr nicht verramschen.« Und zu zwei Röhrenradios: »Die kriegt ihr gut los. Da gibt’s in Gießen zwei, drei Freaks.«

Die Verkäufer halten die Preise bewusst niedrig. »Am Ende des Tages sollen die Tische möglichst leer sein«, gibt Pressesprecher Jens Ihle die Zielrichtung vor. Eines der »Round Table«-Mitglieder ist 600 Kilometer weit aus Bayern angereist: Henning Korn lebt seit zwei Jahren am Chiemsee. Den »Riesenspa? des Flohmarkts habe er sich jedoch nicht entgehen lassen wollen.

Am Vortag haben rund 250 Bürger Gegenstände abgegeben. Ihren Keller hat Ilonka Kluge aus Atzbach ausgeräumt. Sie sei ein »Kriegskind«, erklärt sie. »Wir werfen erst etwas weg, wenn es kaputt ist.« Das Prinzip des Wohltätigkeitsflohmarkts sei verstanden, äußert am Ende der Präsident des »Round Table 94«, Sven Lindemann, zufrieden. Ob die 7000 Euro Einnahmen vom letzten Jahr wiederholt wurden, könne er noch nicht sagen. Allerdings habe man etwas weniger Besucher und auch Spender als im Vorjahr verzeichnet. Keiner der übriggebliebenen Gegenstände werde weggeschmissen, versichert der Präsident. Heimische gemeinnützige Organisationen erhielten die Gelegenheit, die Waren zu sichten. Den Rest bekomme dann ein Trödler.

Auf die Einnahmen freuen sich bereits die Teilnehmer des Projekts »Mahlzeit« des Caritasverbands, die während des Flohmarkts die Gäste mit selbst zubereitetem Gebäck versorgen. Unter fachspezifischer Anleitung betreiben Langzeitarbeitslose in der Siedlung Eulenkopf einen täglichen Frühstückstreff und einmal in der Woche einen preiswerten Mittagstisch. Zudem gehören Kurse in gesunder Ernährung für Kinder und Senioren zu dem Angebot. »Spitze, dass Menschen sich so organisieren und ihre private Zeit aufwenden«, dankt Leiterin Tatjana Krug dem »Round Table«.

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