»Gemeinsame Anstrengung« für klimagerechte Wieseckaue

Gießen (mö). Nach dem Beschluss des Stadtparlaments, das Bürgerbegehren zum Schwanenteich zu erfüllen, hat die Bürgerinitiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich« den Unterstützern gedankt und sich »hocherfreut« über die Entscheidung der Stadtverordneten gezeigt. »Die BI bedankt sich sehr bei all den Unterstützern, die Unterschriften gesammelt haben und allen Gießener Bürgern, die ihre Unterschrift geleistet haben und somit dieses Einlenken des Magistrats überhaupt erst möglich gemacht haben«, heißt es in einer BI-Erklärung.
Mit dem Beschluss sei mitnichten der Schwanenteich gefährdet, wie in den Reden vor der Abstimmung am 15. Dezember mehrfach behauptet worden sei, sondern es biete sich jetzt die Gelegenheit, »in einer gemeinsamen Anstrengung eine Lösung für den gesamten Bereich der Wieseckaue zu finden, die den Herausforderungen in Zeiten der Klimaerwärmung gerecht wird«, erklärt BI-Sprecher Dietmar Jürgens. Allen Stadtverordneten sollte bewusst geworden sein, dass das Fällen der Bäume entlang des Uferwegs dabei keine sinnvolle Option sei.
Gleichzeitig sei es verwunderlich, dass der Magistrat dem Bürgerbegehren stattgegeben habe, obwohl teichseitig eine Reparatur bei Erhalt des Bestandes an Bäumen und Sträuchern angeblich technisch nicht umsetzbar und das Bürgerbegehren somit unzulässig sei. In diesem Zusammenhang kritisiert die BI, dass die im Hauptausschuss Anfang Dezember vom Gartenamt vorgestellte Variantenprüfung vom gleichen Planerbüro vorgenommen worden sei, das bereits 2012 für die Planung und Umsetzung der Vollsanierung des Dammwegs im Rahmen des sogenannten »Pilotprojekts Bitterling« zuständig war. Dies lässt laut Jürgens »kritisch betrachtet, Zweifel an einer neutralen Beurteilung aufkommen«. Wie berichtet, hatte das vom Gartenamt mit einer abschließenden Prüfung verschiedener Sanierungsvarianten beauftragte Büro Flocksmühle auch die vom früheren Gail-Geschäftsführer Horst Dreier vorgeschlagenen Varianten aus verschiedenen Gründen verworfen. Zudem kam das Büro zum Ergebnis, dass sich auch Dreiers Varianten ohne Rodung von Bäumen und Sträuchern nicht umsetzen lasse. Diese Einschätzungen werden von der BI weiterhin hinterfragt. Was am Schwanenteich möglich sei, habe sich schließlich vor einigen Wochen gezeigt, als die angeblich alternativlose Vollsanierung samt Rodung der gesamten Vegetation »ohne Probleme in eine Teilsanierung umgeplant werden konnte«, argumentiert Jürgens.
Die BI, die auch die Notwendigkeit von Sperrungen des Wegs bezweifelt, fordert, dass das Bitterling-Projekt aus dem Jahr 2012 hinterfragt werden und den aktuellen Gegebenheiten und Erfordernissen angepasst werden müsse, um eine »ganzheitliche Lösung« für die stadtnahen Gewässer in der Wieseckaue entwickeln zu können. Die BI sei bereit, zukünftige Planungen unter der Prämisse des Bürgerbegehrens umzusetzen und konstruktiv zu begleiten. Ein erster Schritt wäre, den Teich umgehend wieder maximal zu befüllen, damit den Wasservögeln ihr angestammter Lebensraum zur Brutzeit in Gänze zur Verfügung steht.
Ob die Stadt andere Teilprojekte des Bitterling-Vorhabens wie die Anlage eines Nebengerinnes der Wieseck weiterverfolgt, ist unklar. Sie wären mit dem Beschluss des Stadthaushalts jedenfalls finanziert. Am Dammweg wird nach dem Beschluss vom 15. Dezember bis mindestens Ende 2025 dagegen nichts mehr passieren.