Freiwilligenzentrum sucht Ehrenamtliche

Gießen (bac). Einmal in der Woche besucht die Studentin Laura Müller die Seniorin Elfriede Becker, um mit ihr zu plauschen, spazieren zu gehen oder einfach ein wenig Zeit zu verbringen. »Ich wollte etwas Soziales machen, mich ehrenamtlich engagieren. Dabei bin ich auf das Angebot des Freiwilligenzentrums gestoßen. Nach einem Gespräch wusste ich, dass das Projekt ›Dabei bleiben‹ genau das richtige für mich ist«, sagt Müller.
Seit 2019 bietet das Freiwilligenzentrum für Stadt und Landkreis Gießen dieses Projekt an. »Es ist ein ehrenamtliches Angebot für alle Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung in Gießen«, erläutert Projektleiterin Helga Kroll. Es soll der Vereinsamung älterer Menschen entgegenwirken. Die habe im Laufe der Jahre zugenommen. Corona hat das Problem verschärft. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Untersuchung, die das Forschungszentrum »ceres« der Universität Köln im Auftrag des Bundesfamilien- und Seniorenministerium durchgeführt hat: Lag die Einsamkeits-Rate der Ü80-Jährigen in früheren Studien bei sechs bis sieben Prozent, so erreiche sie jetzt einen Wert von zwölf Prozent.
Diesem Trend will das Projekt in Gießen entgegenwirken. Es funktioniert ganz einfach: Menschen, die mobil eingeschränkt sind und noch zuhause leben, können sich melden. Ihnen werden Personen zur Seite gestellt, die kontaktfreudig sind und sich ehrenamtlich engagieren wollen.« Im Rahmen von Interviews werden gemeinsame Interessen abgeklärt. Anschließend stellt Kroll die Tandems zusammen.
»Es geht um Teilhabe. Die Ehrenamtlichen sind dafür da, gemeinsam Zeit zu verbringen. Sie sind aber keine Pflegekräfte, Haushaltshilfen oder Betreuer«, erklärt Kroll. So ist es auch bei Müller und Becker. Die 84-jährige Rentnerin ist eigentlich noch rüstig. Allerdings stürzte sie vor einiger Zeit und ist seitdem auf einen Rollator angewiesen. Sie ist vorsichtig geworden, wenn es darum geht, das Haus zu verlassen. Daher freut sie sich, wenn sie mit der Studentin eine Runde drehen kann.
Aktuell gibt es rund 30 solcher Paare. »Es ein Geben und Nehmen. Es haben sich schon echte Freundschaften entwickelt«, berichtet Kroll. Das Interesse seitens der Senioren ist sehr groß, sodass es aktuell sogar eine Warteliste gibt. »Das Angebot zielt jedoch nicht speziell auf Senioren, denn die einzige Voraussetzung ist, dass die Teilnehmer ein körperliches Handicap haben.«
Der Großteil der Helfenden sind Studierende. Allerdings ist die Fluktuation in der Gruppe auch sehr groß. »Wir können aktuell nicht alle Nachfragen bedienen, daher läuft derzeit ein Vorbereitungskurs«, sagt Kroll.
An vier Schulungstagen wird den neuen Unterstützern das nötige Rüstzeug vermittelt. Es geht um Kommunikation, Information über Angebote für Senioren, aber auch um wichtige Regeln in Bezug auf den Datenschutz, Schweigepflicht oder versicherungsrechtliche Fragen. »Unsere Helfer sind auch versichert, falls einmal etwas zu Bruch gehen sollte. Zudem werden die Fahrtkosten erstattet. Alles Weitere geschieht im Rahmen des Ehrenamts«.
Wer Interesse an der ehrenamtlichen Tätigkeit hat, kann sich bei Helga Kroll (0162/9855829) melden oder schreibt eine E-Mail an dabeibleiben@ freiwilligenzentrum-giessen. de.