Flüchtlinge überqueren Autobahn

Schreck am Steuer: Am Ursulum beobachten Autofahrer immer wieder Menschen, die zu Fuß den Gießener Ring überqueren oder auf dem Standstreifen gehen.
Gießen (chh). Ein Jugendlicher will zu Fuß die A 485 nahe der Anschlussstelle Ursulum überqueren. Er wird von einem Auto erfasst, auf die Fahrbahn geschleudert und von einem weiteren Wagen überrollt. Der Jugendliche stirbt noch an der Unfallstelle. Das Unglück ereignete sich bereits im April 2013. Unfälle dieser Art hätten sich in den vergangenen Wochen aber mehrfach wiederholen können.
Ein in der Nähe der Unfallstelle wohnender Wiesecker hat zuletzt häufiger Menschen beobachtet, die den Gießener Ring zu Fuß überqueren. Er hat auch schon die Polizei darauf aufmerksam gemacht. Deren Sprecher Jörg Reinemer bestätigt das: »Wir hatten in den vergangenen Wochen einige solcher Meldungen. Unsere Streifen sind auch immer direkt vor Ort gewesen, die gesuchten Personen waren aber nicht mehr anzutreffen.« Gut für sie, sonst hätten sie mit empfindlichen Strafen rechnen können. »Das kann von einem saftigen Bußgeld bis zu einer Anzeige wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr reichen.« Immerhin sei es zu keinen Unfällen gekommen, sagt Reinemer.
Der Polizeisprecher will nicht ausschließen, dass es sich bei den Personen um Flüchtlinge handelt, schließlich ist die Erstaufnahmeeinrichtung nur weniger Hundert Meter entfernt. Ein Mitglied der Butzbacher Autobahnpolizei wird deutlicher. »Das sind Leute aus der Erstaufnahmeeinrichtung. Vermutlich kennen sie sich noch nicht mit den hiesigen Gegebenheiten aus.« Flüchtlinge überquerten nicht nur die Auffahrt, sie gingen auch zu Fuß auf dem Standstreifen. Er vermutet, Ziel dieser Leute seien die Geschäfte auf der anderen Seite.
Bei Hessen Mobil ist der Sachverhalt ebenfalls bekannt. »Wir stehen deswegen in engem Kontakt mit der Polizei«, sagt der Regionalbevollmächtigte Peter Wöbbeking. Die Polizei sei auch in erster Linie für Maßnahmen zuständig, mit denen man verhindern könnte, dass Personen auf die Autobahn laufen. Näheres kann Wöbbeking noch nicht sagen: »Über eine bauliche Abschirmung der Autobahn ist noch nicht diskutiert worden.«
Wie gefährlich das Überqueren von Autobahnen ist, zeigt ein Blick nach Nordrhein-Westfalen: Am Sonntag ist ein junger Mann auf der A 42 bei Bottrop überfahren worden, er starb noch an der Unfallstelle. Das gleiche Schicksal ereilte einen 35-Jährigen, der eine Woche zuvor über die A 553 bei Erftstadt laufen wollte.