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Filmvergnügen im Schlosshof

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Von: Dagmar Klein

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Filmstil_Kirchplatz_1608_4c © Red

Es war eine gute Idee, einen Filmabend im Innenhof des Alten Schlosses zu organisieren. Rund 40 Interessierte schauten gebannt auf die Leinwand, auf der Mario Alves, Leiter des kleinen Filmbüros im Museum, private Filmaufnahmen aus vergangenen Tagen in Gießen zeigte.

Nicht mit »ratternden Projektoren« wie es in der Ankündigung hieß, sondern in der digitalisierten Form, erlebten die Besucher des Filmabends im Alten Schloss Aufnahmen aus dem Gießen vergangener Tage. Die Entscheidung habe er wegen der Sommerhitze und des empfindlichen Materials getroffen, erklärte Mario Alves vom Filmbüro zur Begrüßung.

Publikum liefert

Informationen

Ganz wichtig war sein Hinweis, dass niemand ehrfürchtig still sein müsse, sondern Kommentare und Einwürfe gewünscht seien. Auf diese Weise erhielt er zahlreiche erklärende Informationen zu dem, was in den Filmen ohne Tonunterlegung zu sehen war. Daher verlief die etwa einstündige Vorführung in gut gelaunter und geselliger Atmosphäre. Das Diskutieren und Wiedererkennen machte Spaß, vor allem der Anblick der Milchbar sorgte für einen freudigen Aufschrei.

Zusammengestellt hatte Alves Ausschnitte aus neun Filmen, die seit 2019 abgegeben worden waren. Bei einem konnte er den gefilmten Ort nicht benennen. Da halfen die Anwesenden kräftig, denn eindeutig zu sehen war die Bahnhofstraße und davor eine riesige Parkfläche. Das konnte nur die Fläche für den Bau des Kaufhaus Horten und des späteren City-Centers sein. Noch im Nachhinein führte es zu erschrockenen Ausrufen, als die Abbrucharbeiten in einem Haus deutlich zu sehen waren, direkt neben parkenden Autos und Fußgängern. Von Sicherungsmaßnahmen hat man offenbar nichts gewusst, was auch bei den gezeigten Baugruben zu konstatieren war.

Im Zusammenhang mit den aktuellen Umbauarbeiten an den Museumsgebäuden am Kirchenplatz war der Amateurfilm zum Abriss und Wiederaufbau des Wallenfels’schen Hauses im Jahr 1983 interessant. Es dürfte den wenigsten bekannt oder in Erinnerung sein, dass das Haus komplett abgerissen wurde. Ein anderer Film folgte einem Fahrradfahrer quer durch Gießen, dieser führte recht waghalsige Manöver durch. Ein weiterer Film hatte den immergleichen DKW im Bild, die Vermutung liegt nahe, dass Fahrer und Filmemacher sich kannten bzw. entsprechende Routen verabredet hatten.

Weitere Spielzeiten des Filmbüros

Vergnüglich war der Film zur Enthüllung der Schwätzer-Gruppe im Seltersweg, vor allem der geschlossene Aufmarsch der Anzugträger amüsierte sehr. Ein anderer zeigte einzelne Personen, die auf dem dicht frequentierten Seltersweg mit Sandwich-Postern demonstrierten, wohl Mitte der 80er Jahre. Der älteste Film stammte von 1937 und zeigt Hochzeits-Bilder der Familie Wallenfels, die offenbar unter regem Zuspruch der Bürgerschaft stattfand. Eine ebenfalls sehr historische Anmutung hatte der Umzug zum Jubiläum 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr durch die Ludwigstraße. Dieser Film lag lange im Stadtarchiv und konnte erst jetzt angeschaut werden. Schließlich braucht es die entsprechende Technik dafür.

Zwei Filme aus den Nachkriegsjahren zeigten Gießen-Impressionen, bei einem waren vor allem die unschönen Hinterhofansichten zu sehen, bei dem anderen die Neubauten der 60er Jahre. Es hat sich doch einiges getan seither. Eine Auswahl wird Alves noch mal zeigen, wenn er mit dem Museumsboot Jette im Stadtraum unterwegs ist: am 1. September um 20.15 Uhr in der Johannette-Lein-Gasse (bei Pauls) und am 20. Oktober um 19 Uhr am Kirchenplatz.

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Filmabendgross_160822_4c © Dagmar Klein

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