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Filme statt Mathe-Arbeit

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Von: Sabine Bornemann

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Der Animationsfilm »Die Melodie des Meeres« zeigt das Meer von seiner magischen Seite und erzählt viel über Umweltschutz sowie über das Menschsein. © pv

Kino statt Schule. Das kommt an. Die Verantwortlichen der »Schulkinowochen« Hessen sind überwältigt von der bisherigen Resonanz. Das Kinopolis, das Kinocenter und das »Jokus« werden ab 13. März für zwei Wochen zum Klassenzimmer.

Lieber ins Kino als in die Schule und das während der Unterrichtszeit. Das kommt an, und das wollen zahlreiche Gießener Schülerinnen und Schüler - egal welcher Schulform: Von der Grund- bis zur Berufsschule. Das Kinopolis, das Kinocenter und das »Jokus« sind als »Klassenzimmer« sehr gefragt. Das bestätigte auch Giovanni Speranza bei der Pressekonferenz der »Schulkinowochen« im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum Frankfurt (DFF). Er stand bei der Programmvorstellung stellvertretend für die über 70 in Hessen teilnehmenden Kinos. »An den ›Schulkinowochen‹ mitzuwirken, ist für mich eine Verpflichtung.« Denn es geht um Filmbildung für alle. »Diese Filmbildung im Kino kann gar nicht früh genug anfangen«, meinte er.

Genau das ist das Ziel der hessischen »Schulkinowochen«, die in diesem Jahr in 17. Auflage und erstmals wieder ohne Einschränkungen stattfinden können. Schulklassen können sich vom 13. bis 24. März Filme zu bestimmten Themen in einem Kino vor Ort anschauen. Dazu gibt es Begleitprogramm, Diskussionen, Workshops und Fortbildungen für Lehrer.

»Das Kino wird zum Klassenzimmer«, sagte Ellen M. Harrington, Direktorin des DFF. Das ist in Frankfurt und anderen größeren Städten in Hessen auch kein Problem. Hat eine Schule kein Kino in der Nähe, kommt das Kino in die Schule. Das mobile »Pop-up-Kino« macht es möglich. 2022 hat es das DFF zusammen mit »Vision Kino« entwickelt, um gerade Schulen im ländlichen Raum dieses Erlebnis zu ermöglichen. Wie wichtig das gemeinsame Erleben und damit das außerschulische Bildungsangebot der »Schulkinowochen« ist, hob Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, hervor. »Das Kino wird zum Lernort, der Film als besondere Kunstform zum politischen Medium.«

Er lobte die Schwerpunkte, die das Festival alljährlich setze. Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik oder der Liebe zu Film und Kino. Ein Schwerpunkt in diesem Jahr: »Aufwachsen in der Ukraine«.

Das DFF hat ein weiteres Sonderthema gesetzt: »Fokus Filmfarben«. Dabei geht es um die Entwicklung des Schwarz-Weiß-Films bis zu heutigen (digitalen) Darstellungsformen. Denn die Digitalisierung bringe auch Schwierigkeiten mit sich, die den Schülern aufgezeigt werden können, sagte Naima Wagner vom DFF. Einige Filme, die das DFF gerne gezeigt hätte, können nicht laufen, da diese bisher nicht digitalisiert worden seien. Wie der Film »Pleasantville« in Originalfassung. Diesen hat das DFF aber im eigenen Archiv »gefunden«. Dort liegt einer 2 x 35 mm Kopie, die nun zur Eröffnung am 13. März direkt im Kino des DFF gezeigt wird.

»Wir wollen jeden ins Kino holen und machen nahezu alles möglich«, bekräftigen Caroline Fuchs und Anna Katharina Potzuweit, Projektleiterinnen der »Schulkinowochen« Hessen. Erstmals ist das Kino-Festival in diesem Jahr barrierefrei. Seh- und Hörgeschädigte können Filme mit Audio- und Videotranskription erleben, Programme sind in leichter Sprache geschrieben, für Menschen mit Rollstuhl wird sogar auf Wunsch eine Tragehilfe angeboten.

Dass nach zwei »Schulkinowochen« in Sachen Bildung durch Film noch nicht Schluss ist, bekräftigte Leopold Grün, Geschäftsführer von »Vision Kino« - Netzwerk für Film- und Medienkompetenz. Er und Michael Jahn organisieren bundesweit die »Schulkinowochen«. Nach dem Festival soll Kino das ganze Jahr über zur Bildung beitragen. »Durch das DFF in Frankfurt und den regionalen Partnern ist das in Hessen besonders gut möglich«, meinte Jahn. Denn über das DFF steht das mobile Kino dauerhaft zur Verfügung. Lehrer können am DFF an Fortbildungen teilnehmen.

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Hintergrundwissen gib es in speziellen Workshops. © Sabine Bornemann

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