Fast 200 000 Euro mit »Schockanrufen« erbeutet

Gießen (pm). Erhebliche Mengen Bargeld und auch Schmuck haben bislang unbekannte Trickbetrüger am Mittwoch bei zwei Frauen aus dem Landkreis Gießen und eine Frau aus dem Lahn-Dill-Kreis erbeutet. Die Übergabe erfolgte jeweils in der Stadt Gießen.
Die Gauner wendeten die Masche »Schockanrufe« an. Sie gaukelten den Frauen vor, dass ein Familienangehöriger als Verantwortlicher in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt sei und nun eine Kaution fällig wäre, um eine Haft abzuwenden. In einem Fall gaben sie zudem an, dass die angebliche Tochter aufgrund ihrer Verletzungen Geld für eine Organspende benötige. Darüber hinaus konnten die Angerufenen mit verzweifelten, weinenden »Familienangehörigen« - insbesondere zu Beginn des Telefonats - telefonieren. Die drei Frauen ließen sich trotz ihrer Zweifel letztlich dazu überreden, ihre Ersparnisse und Wertgegenstände den Betrügern an einer vereinbarten Stelle zu übergeben.
Mit Schmuck im Wert von 5000 Euro und 11 800 Euro Bargeld ging eine über 70-jährige aus dem Raum Gießen zu der Bushaltestelle an der Ostschule im Alten Steinbacher Weg. Dort traf sie gegen 12.30 Uhr die Abholerin, die von dem gegenüberliegenden Wohngebiet kam. Dieser übergab sie ihren beigefarbenen Filz-Beutel mit den Wertsachen. Die Unbekannte ist etwa 24 Jahre alt und 1,65 Meter groß. Sie sprach akzentfreies Deutsch und war dunkel gekleidet. Sie hat dunkle halblange Haare.
Zwischen 14 und 15 Uhr suchte eine über 70-jährige Seniorin aus dem Raum Gießen mit 150 000 Euro einem Treffpunkt im Aulweg auf. Vor einem Mehrfamilienhaus überreichte sie einem Mann das Bargeld in einer durchsichtigen Plastiktüte. Der Unbekannte ist etwa 30 Jahre alt, zwischen 180 und 190 cm groß und kräftig. Er trug eine lange Hose und ein T-Shirt.
Eine 76-jährige Frau aus dem Lahn-Dill-Kreis überreichte zwischen 16.30 und 16.45 Uhr auf dem Parkplatz der Augenklinik in der Friedrichstraße eine Summe von 30 000 Euro an einen Mann, der angeblich ein ziviler Polizeibeamter sei.
Nach der Übergabe ging der Mann weg. Beim Warten fiel dem Opfer ein weißer SUV am gegenüberliegenden Fahrbahnrand auf. In dem befand sich ein unbekannter Mann mit Sonnenbrille, der mehrere Minuten in Richtung des Parkplatzes schaute. Der Geldabholer ist etwa 30 Jahre alt, schlank und zirka 1,70 Meter groß. Seine schwarzen Haare waren an der Seite kurz und oben etwas länger. Er trug ein blaues Hemd, eine dunkle Jacke, eine dunkelblaue Jeans sowie schwarze Herrenschuhe. Er hatte augenscheinlich eine Frauenhandtasche dabei, die an der Schulter hing.
Die Kriminalpolizei sucht Zeugen und fragt: Wer hat die Übergaben an der Ostschule, im Aulweg oder an der Augenklinik in der Friedrichstraße beobachtet? Wer kann Angaben zur Identität der drei Geldboten machen? Wo sind die Frau und die beiden Männer noch aufgefallen? Wer kann Angaben zu dem weißen SUV in der Friedrichstraße und dessen Fahrer machen? Hinweise erbittet die Polizei unter Tel. 06 41/70 06-65 55.
Was kann man tun, um nicht Opfer dieser Masche zu werden? Die Polizei rät:
Legen Sie einfach den Telefonhörer auf, sobald Ihr Gesprächspartner Geld von Ihnen fordert.
Rufen sie den mutmaßlich von dem Unglück betroffenen Angehörigen unter der Ihnen bekannten Rufnummer an.
Geben Sie keine Details zu ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis.