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Entspannt auf Achse

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Von: Manfred Merz

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Coole Socke, barfuß im Oxford-Schnürer: Fredrik Jan Hofmann. © Red

Fredrik Jan Hofmann liest beim Krimifestival. Der Schauspieler aus Gießen ist seit sieben Jahren am Theater Graz engagiert. Gleichwohl ist sein Leben eine Reise voll von Innovationen.

Die Körpersprache ist sein Markenzeichen. Kernig. Stolz. Verschmitzt. So einem liegt die Heldenreise als Erzählmuster. Als Erstes sind da seine blauen Augen. Strahlend, mit einem Schimmer Ungewissheit. Wie gemacht für einen klassischen Western. Doch die werden in Deutschland nicht gedreht. Dann eben ein »Tatort«. Oder die »Soko«. »Wilsberg« vielleicht. In allen drei Serien war der Gießener schon zu sehen.

Nun kehrt der in Graz lebende Schauspieler Fredrik Jan Hofmann für zwei Tage zurück in seine Heimatstadt. Am Mittwoch, 12. Oktober, liest er um 20 Uhr beim Krimifestival aus dem Thriller »Kaltherz« von Henri Faber. Tatort ist die Junge Kirche Gießen. Kommissarin Kim Lansky begibt sich in dem neuen Pageturner auf die Suche nach vermissten Mädchen.

»Klar ist das ein Fall für mich«, sagt Hofmann, Vater zweier Kinder. Obwohl Sohn Oskar mit seinen 20 Jahren schon zu den Erwachsenen gehört. 15 Lenze zählt Tochter Greta - ein schwedischer Vorname. »Mein Lieblingsland.« Hofmanns Mutter ist Schwedin, der Mime verbrachte als Kind mit den Eltern jeden Urlaub in dem skandinavischen Königreich.

Wein, Bier und gutes Essen

Er schätzt die dortige Flora und Fauna, die Menschen und das Essen. »Die Natur gibt mir Kraft und Ruhe.« Abschalten, erholen, sich selbst finden. Und danach entspannt auf Achse. Die Heldenreise dauert an.

Auf der Bühne. Oder im Fernsehen. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Hofmann als Schauspieler, seit 2015 ist er Ensemblemitglied am Theater Graz. »Mein Lieblingstsück ist der ›Judas‹. Den habe ich mehr als 60-mal gespielt.« Aktuell steht »Sex Play« von Patty Kim Hamilton auf dem Plan und »Bunbury. Ernst sein is everything!« von Oscar Wilde.

Und warum Graz? »Für mich hat die Stadt eine super Lebensqualität.« Hofmann mag die Menschen. »Die Grazer sind entspannt, man kommt schnell mit ihnen ins Gespräch, die Mentalität gefällt mir.« Außerdem schätzt er die Weine, das Craft-Bier und das Essen. Genuss gehört dazu. Sicher steht der Darsteller genau aus diesem Grund gern selbst in der Küche.

»Der größte Unterschied zwischen Österreich und Deutschland ist die gemeinsame Sprache«, erklärt er hin und wieder augenzwinkernd seinen Gießener Freunden. Aufgewachsen ist Hofmann im Seltersweg und danach zehn Jahre in Heuchelheim. Gießen liegt dem 44-Jährigen bis heute am Herzen.

Die einstige Kult-Disko »Haarlem« ist so ein Erinnerungsort. Oder das »Hard Rock« in Langgöns. Pearl Jam heißt noch immer seine Lieblingsband. Und natürlich die Osthalle nicht zu vergessen. Als Teenager spielte Hofmann acht Jahre erfolgreich Basketball. Nach dem Abitur an der Liebigschule 1995 verbrachte er seinen Zivildienst in einem Kölner Kindergarten. »Eine lehrreiche Zeit.«

Von 1999 bis 2003 folgte das Studium an einer berühmten Schauspielschule: am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Was fasziniert ihn an der Bühne? »Das Publikum zu spüren, mit dem Publikum zu atmen, das Publikum zur Atempause zu bringen - das sind fantastische Vorgänge.«

Besonders der Unterricht bei Pantomime Samy Molcho mit seiner nonverbalen Kommunikation hat es ihm bis heute angetan. »Mich fasziniert die Wechselwirkung vom Körper auf die Gefühle und umgekehrt.« Ausdruck macht Eindruck. »Die Leichtigkeit ist dabei ein ganz bedeutender Schlüssel.« Auch, was das Vielseitige, Abwechslungsreiche angeht. »Im Denken und Fühlen kann ich mir als Schauspieler die Freiheit nehmen, die ich mir wünsche.«

Nach seiner Ausbildung machte Hofmanns Heldenreise unter anderem Station in Heidelberg, Aachen und eben Graz. Gemeinsam mit Ehefrau Daniela (die beiden sind seit mehr als 20 Jahren ein Paar) meistert er den Alltag. Auf seine Rollen bereitet er sich akribisch vor, auch wenn er sagt: »Das elende Textgelerne ist so lästig wie Vokabeln pauken.«

Weiterbildung genießt bei ihm einen hohen Rang. »Vor zehn Jahren habe ich angefangen, als Coach und Dozent zu arbeiten.« Es geht ihm um die Präsentation und Körpersprache, um die Schauspielkunst per se. Wenig später folgte das Angebot, Tanztherapeut zu werden.

Emotionen in Bewegung

»2018 begann für mich ein neuer, unerwarteter Abschnitt, der mich neben meiner Arbeit als Schauspieler immer wieder herausfordert.« Damit nicht genug: Seit 2021 absolviert Hofmann eine Ausbildung zum transformativen Tanztherapeuten. Ziel ist es, die eigenen Emotionen in körperliche Bewegung zu bringen.

Ganz schön viel zu tun für einen allein, nicht? Hofmann schüttelt den Kopf. Aktion ist das Stichwort. Trotz der gezielten Suche nach Entspannung kommt sie bei ihm nie zu kurz. Nun auch noch Triathlon. Der erste halbe Ironman ist bereits im Sack, 2024 soll der komplette Eisenmann folgen.

Das Schauspielern in Verbindung mit seiner Lehrtätigkeit, das Forschen und Suchen, der Sport und die Kontemplation, das Streben und Genießen charakterisieren einen Mann, der auf dem steten Weg ist, sich selbst zu finden und immer wieder neu zu entdecken. Getreu dem Motto: Mal sehen, was noch kommt.

Natürlich hat Hofmann schon Weiteres in der Pipeline. Ist aber alles noch geheim. Anstoßen darf man darauf allerdings schon. Am besten mit einem Glas österreicher Muskateller. Die Heldenreise geht weiter

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