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Eine Werbung für mehr Toleranz

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Von: Sascha Jouini

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Die Jugendliche Romea (Mia Burk) vertraut sich den Obdachlosen Otto (Celina Högy, l.) und Waltraud (Melissa Heerz) an. © Sascha Jouini

Gießen (jou). In Kooperation mit dem Diakonischen Werk hat die Junge Kirche das das Thema Wohnungslosigkeit vor Augen führende Musical »Tolle Ranzen« von Dieter Schäfer einstudiert. Bei der gut besuchten Premiere am Montag unter Leitung des Komponisten wünschten die beiden Regisseurinnen Celina Högy und Laura Schäfer, dass die Zuschauer nachdenklich stimmende Momente als Anlass für Diskussionen nehmen.

Dies ist den Mitwirkenden gewiss gelungen.

Das Stück regt an, hinter die Fassade zu schauen und Menschen achtsam wahrzunehmen. Da sind etwa die drei Obdachlosen Otto, Albert und Waltraud, gespielt von Celina Högy, Anna Heerz und Melissa Heerz, die kaum Klischeevorstellungen entsprechen: Gerade Albert ist nicht auf den Kopf gefallen, Otto besitzt gar eine Bibel. Den dreien vertraut sich die 15-jährige Schülerin Romea (Mia Burk) an, die in desolaten Verhältnissen aufwächst. Da herrscht zu Hause ein rauer Ton, der Vater, ein Alkoholiker, weigert sich zu arbeiten und verachtet Ausländer. Ganz anders Julio (Jannis Weber), Mitglied der von Romea verhassten Streber-Clique. Seine wohlhabende Mutter ist überfürsorglich. Die beiden Jugendlichen können sich nicht leiden, doch kommen sie sich näher, als Otto ihre Rucksäcke vertauscht und die beiden einander die Deutschaufgabe erledigen.

Videoeinspielungen von Statements mehrerer Diakoniemitarbeiter beleuchten beispielsweise den Begriff Obdachlosigkeit oder den moralischen Aspekt von Geldspenden für Bettler und unterstreichen den aufklärerischen Ansatz.

Das für Toleranz werbende, mit Humor gewürzte Musical steckt voller melodisch wie rhythmisch prägnanter Songs, darunter der »Bruchrechnungsregelblues«, der davon erzählt, wie Albert Romea in Mathematik hilft, oder der ohrwurmhafte Titelsong.

Heute noch einmal um 19 Uhr

In Musikbegleitung vom Band agierten die Sängerdarsteller voller Elan - allen war die Freude anzumerken, vor Publikum aufzutreten. Sie wurden mit begeistertem Applaus belohnt. Die Einnahmen gehen an »Die Brücke«, das Wohnungslosenprojekt des Diakonischen Werks. Weitere Aufführung am heutigen Mittwoch um 19 Uhr in der Jungen Kirche (Löberstraße 4). FOTO: JOU

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