Ein sinnliches Ausrufezeichen

Ovid erzählt in seinen »Metamorphosen« vom Wandel und Neubeginn. Alle Sparten des Stadttheaters schaffen daraus zum Abschluss der Spielzeit und Intendanz ein rauschhaftes Fest der Sinne, ein Wimmelbild voller Mythen und Alltagsbetrachtungen. Das Gesamtkunstwerk hat am Samstag Premiere.
Alles wandelt sich, nichts vergeht«, schreibt der antike Dichter Ovid im frühen ersten Jahrhundert in seinen »Metamorphosen«. Und damit eignet sich der Stoff perfekt als Inspirationsquelle für die letzte große Premiere der 20-jährigen Intendanz von Cathérine Miville am Stadttheater Gießen. Die stellte das Team nun in einem Pressegespräch in großer Runde vor.
Der gemeinsam von Regisseur Patrick Schimanski, dem Musikalischen Leiter Florian Ludwig, Ballettdirektor Tarek Assam und Chordirektor Jan Hoffmann mit allen Kollegen der Dramaturgie entwickelte Abend trägt dem Geist der Vorlage Rechnung, in der sich ein Kaleidoskop universeller Geschichten entfaltet und einzelne Bilder fließend ineinander übergehen. Tom Peuckert hat dafür zehn Dramolette geschrieben, die ausgewählte Mythen ins Heute übersetzen - ergänzt durch originale Ovid-Passagen.
Komplett spartenübergreifend
»Uns ging es darum, zum Schluss ein von allen Sparten gestaltetes Projekt zu machen«, betonen Schauspieldramaturgin Carola Schiefke und ihr Musik-Kollege Samuel Zinsli. In gemeinsamen Workshops wurde alles erarbeitet - und sorgte für einen spartenübergreifenden »Aha-Effekt«, lernte doch jeder die Arbeitsweise der anderen ganz neu kennen. »Essenziell ist der Respekt der Sparten untereinander«, betont Ballettdirektor Tarek Assam. Und so tanzen nun Schauspieler, sprechen Tänzer Texte, agieren Musiker als Schauspieler - miteinander, kreuz und quer durch die Sparten. »Es ist ein Abend über das Geschichtenerzählen«, macht Florian Ludwig neugierig
Aufgereiht an einem roten Handlungsfaden wird der Bogen gespannt von Adam und Eva bis zu Elon Musk, gibt es Begegnungen mit Narziss, Midas, Echo oder Adonis. Berührend, ernst oder lustig erfassen die Episoden alle menschlichen Gefühlslagen. Man brauche keine Vorkenntnisse des antiken Versepos, beruhigt Patrick Schimanski, und rät, sich einfach auf das »sinnliche Vergnügen« einzulassen.
Jedes Geräusch wird analog erzeugt, es gibt keine Ton- oder Videoeinspielungen, aber das Theaterhandwerk an sich wird gefeiert. Das Bühnenbild von Lukas Noll wird wie in einem Garten eindrucksvolle Bilder entstehen lassen. Die Kostüme von Heiko Mönnich verwandeln Menschen in Tiere, Pflanzen oder einen Sternenhimmel. Eine enorme Bandbreite werden die Musiker des Philharmonischen Orchesters teils im Graben, teils auf der Bühne bieten, ebenso die Chorsänger. Premiere ist am Samstag, 21. Mai, 19.30 Uhr, im Großen Haus.