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Ein schönes Ereignis liegt vorne

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Von: Burkhard Möller

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Einen durchaus überraschenden Ausgang hat die Leser-Umfrage dieser Zeitung zu den Ereignissen des vergangenen Jahres in Gießen genommen. Auf Platz eins landete mit der Wiederöffnung des Botanischen Gartens ein schönes und wenig schlagzeilenträchtiges Ereignis. Es folgten auf zwei und drei der Kampf um die Bäume am Schwanenteich und die Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge.

Die Gießener und auch ihre Gäste haben ihn offenbar doch sehr vermisst. Seit 2017 war der Botanische Garten im Herzen der Stadt wegen Umbauarbeiten und der Corona-Pandemie ganz geschlossen oder nur stellenweise begehbar. Seit dem vergangenen März stand die grüne Oase wieder offen. Vielleicht haben auch die neuen und architektonisch spektakulären Gewächshäuser ihren Anteil daran, dass die Wiedereröffnung des ältesten deutschen botanischen Universitätsgartens von den Lesern der Gießener Allgemeinen zum wichtigsten Ereignis des Jahres 2022 in der Stadt gewählt wurde. Für Platz eins reichten diesmal 30 Stimmen.

Uniklinik vor Eritrea-Randale

Knapp dahinter mit 29 Stimmen ging der Konflikt um die Bäume am Schwanenteich durchs Ziel, der vor allem in der zweiten Jahreshälfte oft ein Zeitungsthema war und gegen Jahresende sogar zu einem Bürgerbegehren führte, das von rund 6000 Gießenern und Umlandbewohnern unterstützt wurde. Ob alle oder zumindest die meisten der rund 160 Bäume am Dammweg über 2025 hinaus dauerhaft erhalten werden können, ist allerdings mehr als fraglich. Mit dem Fischsterben im Neuen Teich (neun Stimmen/Platz 10) im August schaffte es ein zweites Klimawandel-Thema in die Top Ten.

Im frühen Frühjahr machte sich ein weltpolitisches Ereignis in Gießen stark bemerkbar, als tausende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen im früheren US-Depot, aber auch in vielen Privathaushalten in Stadt und Kreis aufgenommen wurden. Für dieses Ereignis gab es 23 Stimmen, was für einen Platz auf dem Treppchen reichte.

Insgesamt indes zeigten die Leser an dem, was 2022 in Gießen passierte, kein großes Interesse. Nicht einmal 60 Teilnehmer und damit die schwächste Beteiligung, seit die Gießener Ereignisse gewählt werden, hat die Stadtredaktion registriert.

Wichtig scheint den Lesern auch die Zukunft des privatisierten Uniklinikums zu sein: Die Klärung der künftigen Finanzierung erhielt 22 Stimmen, erst danach mit 19 Stimmen (Platz fünf) kommt mit der Randale beim Eritrea-Fest im August das Gießener Ereignis, über das überregional wohl am meisten berichtet wurde.

Sportliche Abstiege vermisst

Über Interesse darf sich die neue Theater-Intendantin Simone Sterr (13 Stimmen/Platz 7) freuen, die damit zum Beispiel den neuen Bürgermeister Alexander Wright abhängte, dessen Amtsübernahme im März es nicht unter die ersten zehn schaffte, obwohl er einige heißdiskutierte Verkehrsprojekte wie die Fahrradzone in der Neuen Bäue auf den Weg brachte.

Unter die ersten zehn Ereignisse schafften es noch die große UPS-Ansiedlung im früheren US-Depot, das Richtfest für die Samen-Hahn-Bebauung und die Energiesparmaßnahmen im Seltersweg.

Vermisst in der Auswahl der Ereignisse des Jahres wurde von einigen Lesern die Abstiege der Gießen 46ers und des FC Gießen, das Zittern um Karstadt oder das Comeback des Kultursommers. Auch der Umstand, dass das Krimifestival trotz des überraschenden Todes von Macher Uwe Lischper stattfand, fand Erwähnung. Über die Leserwünsche für 2023 berichten wir in einer Woche.

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